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„Was ich zu sehen bekam, war ein Werk von Weltniveau!“

In Kooperation mit Grabmayr Estate KG
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4 min

Ab 4. September zeigt Fleck an der Wiener Staatsoper ebendort entstandene, graphische Arbeiten

©Nachlass Grabmayr
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In dieser Serie reflektieren Wegbegleiter und Freunde über den Materialkünstler Franz Grabmayr und seine Kunst – sie schildern Erinnerungen und Erlebnisse. Den Auftakt macht Kunsthistoriker und Kurator Robert Fleck, der aktuell eine grafische Werksschau an der Wiener Staatsoper im Herbst ausrichtet.

Franz Grabmayr begegnete ich Anfang 1998 in der Wiener Secession. Ich hatte ihn eingeladen, in der Ausstellung „100 Jahre Secession“ mit auszustellen. Ein bescheidener, fokussierter, in sich gefasster Mensch. Nicht aus dem Wiener Kunstbetrieb – in der Erscheinung fast ein Landwirt. Ein Kärntner, der im Waldviertel lebte und arbeitete und Bilder malte, von denen Künstler meiner Generation sprachen. Da ich 1980, als meine Generationskollegen ihn entdeckten, nach Paris auswanderte, hatten wir uns damals nie kennengelernt.

Eine solche erste Begegnung zwischen Künstler und Kurator nach viel zu vielen Jahren ist oft schwierig. Bei Franz Grabmayr war nicht der leiseste Vorwurf, dass ich ihn erst jetzt, 1998, kontaktiert hatte. Er wusste, was sein Werk wert war. Nämlich ganz viel. Auch wusste er, dass es seine Anerkennung später finden würde. Das war beeindruckend. Er war ein Profi im Besprechen einer Ausstellungsbeteiligung. Immerhin war er am Ende des Gesprächs in einer international wahrgenommenen Ausstellung vertreten. Zugleich war er ruhig wie ein Landwirt alten Stils, der ohne Maschinen seinen Boden bestellt, was man in seiner Zeit abfällig als Selbstversorgungslandwirtschaften bezeichnete und heute zukunftsweisend erscheint. Hat er mich damals zu sich ins Waldviertel eingeladen? Wohl nicht. Sonst hätte ich es sicherlich wahrgenommen. In dieser Ausstellung war er gleichwertig präsentiert zu Eugène Leroy, einem der wenigen Künstler, dem seine Malerei vergleichbar ist – auch erst mit 70 Jahren entdeckt und 1998, noch zeitlebens, schon in der Weltgeltung.

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© Nachlass Grabmayr

2016 meinte der Sammler Peter Kastner, als ich für ein ganz anderes Projekt im Waldviertel war: „Ich stelle vor: Frau Grabmayr.“ Endlich das Werk sehen! Einige Wochen später empfingen mich Ingrid Grabmayr und die beiden Söhne in seinem Wiener Winteraterlier und dem Bilderlager. Manchmal ist der Ausdruck „Man kippt aus den Schuhen“ angebracht. Das ist ja ein Werk von Weltniveau! Das kaum jemand als solches gesehen hat. Die kurzfristige Anfrage der Familie, mich – mit Caro Wiesauer – um die erste posthume Ausstellung des Künstlers zu kümmern, die im Februar 2017 im Museum Angerlehner eröffnet wurde, hat mich sehr geehrt. Dazu erschien eine erste umfassende Monographie zu Leben und Werk im wichtigen Snoeck-Verlag. Wie wir das zu fünft in sechs Monaten hinbekommen haben? Inspiriert durch den Künstler, der uns alle irgendwann oder jahrelang berührt ­hatte.

Wie aber gelingt der Sprung der Wahrnehmung dieses Werks in die internationale Kunstgeschichte? Ich hatte nach der posthumen Ausstellung von 2017 natürlich auch keine Lösung. Die Nachricht, dass Klaus Albrecht Schröder, der so erfolgreiche Direktor der Albertina und sicherlich engste kunsthistorische Freund des Künstlers, in seinem letzten Jahr seiner Direktion nun die lang erwartete Grabmayr-Ausstellung macht, und diese sehr gute Ausstellung in der Albertina haben alles geändert.

Die bevorstehende Ausstellung ab 4. September in der Wiener Staatsoper, mit 29 Malereien auf Papier, die der Künstler von 1970 bis 1980 in Ballettproben und Ballettaufführungen anfertigte – einmalig in der Geschichte der Staatsoper – und die Grabmayr noch selbst auswählte, kann den aufkommenden inländischen und internationalen Ruhm von Franz Grabmayr noch einmal unterstreichen.

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Robert Fleck ist Kunsthistoriker, Kurator, Professor und Autor

© Matt Observer
Franz Grabmayrs MATERIALSCHLACHTEN
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