Eine Frau rennt alle Schranken des Musikbusiness ein: Taylor Swift. Die größte Pop-Ikone unserer Zeit sollte von 8. bis 10. August 2024 gleich dreimal im Ernst-Happel-Stadion gastieren. Die globale "Swiftmania" erfasst damit auch Österreich. Die Konzerte wurde aber wegen Terrorgefahr abgesagt.
Steckbrief Taylor Swift
Name: Taylor Alison Swift
Geboren am: 13. Dezember 1989 in Reading, Pennsylvania (USA)
Größe: 1,80 Meter
Wohnt in: New York City, zusätzliche Anwesen in Nashville und Los Angeles
Sternzeichen: Schütze
Beruf: Sängerin, Songwriterin, Musikproduzentin, Schauspielerin
Familienstand: liiert mit Football-Star Travis Kelce
"Das Einzige, womit ich es vergleichen kann, ist das Phänomen der Beatlemania." So schildert es Billy Joel, selbst einer der erfolgreichsten Solokünstler aller Zeiten, der "New York Times". Die Rede ist von seinem Konzertbesuch bei Taylor Swifts "The Eras Tour". Der Beatles-Vergleich ist keine Übertreibung. Betritt die Taylor die Bühne, wird die Masse der "Swifties" wortwörtlich zur Naturgewalt: In Seattle löst das begeistert mitspringende Publikum im Juli ein Erdbeben mit Stärke 2,3 auf der Richterskala aus.
Lange wurde die Singer-Songwriterin als "peinliche" Leidenschaft junger Mädchen belächelt. Jetzt bricht der Hype sämtliche Rekorde. Swift gewinnt mehr American Music Awards als alle anderen, 40 insgesamt. Weit hinter ihr auf Platz zwei liegt Michael Jackson mit 26 Auszeichnungen. Regelmäßig bricht sie Spotify-Rekorde, legt die Musikplattform mit der Veröffentlichung ihres letzten Albums ("Midnights", 2022) für kurze Zeit sogar komplett lahm. Zum Tourauftakt in der US-Stadt Glendale ändert diese ihren Namen und nennt sich zwei Tage lang schlicht "Swift City". Diese Liste ließe sich endlos fortführen, kurz - es herrscht weltweite Euphorie.
Erfolgreichste Tour aller Zeiten
Im Dezember 2023 schafft es Swifts "The Eras Tour" als kommerziell erfolgreichste Tournee aller Zeiten in die Guiness World Records - als erste Tournee, die mehr als eine Milliarde Dollar einnimmt. Auch in Österreich legt die US-Amerikanerin im Jahr 2024 einen Stopp ein. Am 8., 9., und 10. August 2024 bringt Taylor Swift das Ernst-Happel-Stadion zum Beben. Wer im heiß umkämpften Ticketverkauf leer ausgeht, kann immerhin ins Kino gehen. "The Eras Tour" kam im Herbst 2023 auf die Leinwand und wurde prompt zum erfolgreichsten Konzertfilm aller Zeiten. Das Projekt spielte bis Ende 2023 weltweit zwischen 126 und 130 Millionen US-Dollar ein.
Bei jedem aufwendig choreographierten Auftritt performt Tylor Swift mehr als 40 Songs aus ihrer inzwischen 17-jährigen Karriere. Die heute 34-Jährige ist Schöpferin eines abwechslungsreichen Oeuvres. Als blutjunges "Mädchen von Nebenan" sichert sie sich schon mit 14 Jahren ihren ersten Plattenvertrag. Das Album "Fearless" katapultiert sie an die Spitze der US-Country-Charts. Spätestens mit "1989" wechselt sie 2014 ins Pop-Genre. Mit "Reputation" folgt ein düsterer Stilbruch, den die Künstlerin als "Goth-Punk-Moment" und Ausdruck weiblicher Wut bezeichnet. In ihren letzten Alben "Folklore" und "Lover" kehrt Taylor Swift zu sanften Klängen mit poetischen Songtexten zurück.
Mit jedem Album erfindet sie sich neu, jede Platte leitet eine neue "Ära" ein. Wie nebenbei hat sie der Branche ihren Stempel aufgedrückt: Sie kämpft für die Rechte von Künstlern, hat sich erfolgreich mit Apple und Spotify angelegt, stellt ihre Adaptionsfähgikeit in sich verändernden Märkten unter Beweis. "Taylor Swift ist die Musikindustrie", schreibt "Bloomberg Businessweek" schon vor Jahren.
Swiftflation und Taylornomics
Ökonomen berechnen, dass wegen der exorbitanten Preise für Swift-Konzertkarten in einigen Ländern die Inflationsrate steigt, "Swiftflation" wird zum Fachausdruck. In Großbritannien stiegen die Preise für Kulturveranstaltungen im Mai - der Zeit des Swift-Vorverkaufs - um 6,8 Prozent an, so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Das liegt auch an der extremen Nachfrage, einer Nachwehe der Covid-Pandemie: Trotz drohender Rezession sind Verbraucher bereit, für verpasste Erlebnisse ein Vermögen hinzublättern.
Neben der "Swiftflation" gibt es auch die "Taylornomics". Wo Tylor Swift singt, blüht die Wirtschaft auf - Menschen pilgern von überall zu ihren Konzerten, zusätzlich fallen Kosten für Anreise, Kost, Logis, Fanartikel an. Eine Studie von 2021 im Auftrag von Live Nation schätzt, dass für je 100 Dollar, die ein angereister Fan für Tickets ausgibt, weitere 334 Dollar bei lokalen Unternehmen hängen bleiben.
Taylor Swift als Problem für Trump
Aus Angst, gecancelt zu werden, äußert sie sich lang nicht zu politischen Themen. Bis Donald Trump. Bei den US-Midterms 2018 macht Taylor Swift Wahlkampf für die Demokraten. Die Folge: ein nachweisbarer Anstieg der Wahlregistrierungen. Seit 2020 ist die Sängerin erklärte Trump-Gegnerin. Welchen Einfluss sie auf die US-Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr haben wird, bleibt abzuwarten. Alyssa Farah Griffin, Trumps ehemalige Kommunikationsstrategin, sagt dazu: "Taylor Swift ist die Einzige, die Donald Trump wirklich schlagen kann."
Taylor Swift - ihre Beziehungen
Nicht nur Taylor Swifts musikalische Karriere wird von den "Swifties", wie ihre Fans genannt werden, verfolgt, sondern auch ihr Liebesleben ist ein großes Thema in den Medien. Seit nunmehr einem Jahr ist sie mit dem Football-Star Travis Kelce liiert. Er spielt für die Kansas City Chiefs in der NFL und gewannt bereits drei Superbowls.
Immer wieder gibt es Gerüchte über eine baldige Verlobung. Travis Kelce begleitet seine Freundin immer wieder zu Konzerten, zuletzt tauchte er in Paris, Dublin und Amsterdam im Publikum auf. In London hatte er sogar einen Auftritt auf der Bühne, war Teil der Choreografie. Bei ihrem Song "I Can Do It With a Broken Heart" trug er Taylor Swift in Smoking und Zylinder von einem Bühnenbild zum anderen. In seinem Podcast sollte er später erzählen, dieser Auftritt sei seine Idee gewesen.
Es ist nicht Taylor Swift erste Beziehung in der Öffentlichkeit. Die Liste ihrer Ex-Freunde ist lang und ihre Liaisonen werden gerne in ihren Songs thematisiert. Vor Kelce war der britische Schauspieler Joe Alwyn von 2016 bis 2023 der Mann an ihrer Seite. Ihre bislang längste Beziehung. Nach einem kurzem Flirt mit dem Musiker Matthew Healy eroberte Football-Star Kelce ihr Herz.
Andere Verflossene sind Joe Jonas, Taylor Lautner, John Mayer, Jake Gyllenhaal, Connor Kennedy, Harry Styles, Calvin Harris oder Tom Hiddleston.
Taylor Swift in Wien
Von 8. bis 10. August 2024 sollte Taylor Swift für insgesamt drei Konzerte im Wiener Ernst Happel Stadion gastieren. Die "Swiftflation" ist auch hierzulande ein Thema. Hotelzimmer sind bis zu 45 Prozent teurer, berichtet die OeNB. Auswirkungen gebe es auch in der Gastronomie. "Allerdings handelt es sich hierbei um ein statistisches Artefakt", so die Notenbanker laut APA in einer Aussendung, weil die Preise zur offiziellen in Inflationsratenberechnung in der Konzertwoche erhoben werden. Übersetzt heißt das, es werden nicht repräsentative Stichproben gezogen - in diesem Fall bei den Zimmerpreisen.
Bei Taylor Swifts Konzerten herrschen übrigens eigene Regeln. Die "Swifties" tauschen Freundschaftsarmbänder, manche von ihnen tragen dutzende dieser handgefertigten Perlenbändchen auf den Armen. Der Brauch entstand durch Swifts Song "You're on Your Own, Kid" vom Album "Midnights", in dem sie singt: "So make the friendship bracelets". Die Fans nehmen es wörtlich.
Auch wenn es keinen offiziellen Dresscode gibt, erscheinen die Fans zumeist in bunten Glitzeroutfits. Cowboyhüte und -stiefel, strassbestickte und perlenbesetzte Oberteile: Echte "Swifties" erschienen sicher nicht in Jeans und T-Shirt.
Die Fans können nicht nur alle Songtexte auswendig und singen lautstark mit, sondern überlegen sich auch Choreografien. Während des Songs "Blank Space" beispielsweise singen die Fans den Namen der Konzertstadt.
In Wien kam es aber nicht dazu. "Auf Grund der Bestätigung durch Regierungsbeamte über einen geplanten Terroranschlag im Ernst-Happel-Stadion, haben wir keine andere Wahl, als die drei geplanten Shows zur Sicherheit aller abzusagen", teilte der Veranstalter auf Instagram mit.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 51+52/2023 erschienen und wurde leicht adaptiert und upgedatet.