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Rudolph Moshammer: Das Leben des schillernden Modedesigners [Porträt]

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Eine Aufnahme von Rudolph Moshammer mit seiner Hündin Daisy im Jahr 1996.

©IMAGO / United Archives
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Rudolph Moshammer wurde am 27. September 1940 in München geboren. Er erlangte als Modedesigner in den 1980ern Bekanntheit durch seine exzentrischen Auftritte - immer mit dabei war seine Hündin Daisy. Für Aufsehen sorgte auch sein Tod. Moshammer wurde am 14. Januar 2005 in seinem Haus in Grünwald ermordet. Seine Homosexualität, die erst nach seinem Tod öffentlich bekannt wurde, hatte Moshammer zu Lebzeiten geheim gehalten.

Steckbrief Rudolph Moshammer

  • Name: Rudolph Hans Albert Moshammer

  • Geboren: 27. September 1940 in München, Deutschland

  • Gestorben: 14. Januar 2005 in Grünwald, Deutschland

  • Beruf: Modedesigner, Autor, Schauspieler und Inhaber einer Boutique in München

  • Familienstand: zuletzt ledig; 1975 buddhistische Heirat (nicht in Deutschland anerkannt) mit Münchnerin Mares Schaeffers. Die beiden gingen nach einigen Monaten wieder getrennte Wege

  • Kinder: keine

Rudolph Moshammer: Seine Kindheit und der Beginn seiner Karriere

Rudolph Moshammer wurde am 27. September 1940 in München als Sohn eines Versicherungskaufmanns geboren. Er erlebte er früh die Zerbrechlichkeit familiärer Strukturen. Nachdem sein Vater seine Anstellung als Versicherungsdirektor verlor, geriet dieser in die Obdachlosigkeit und verstarb später an den Folgen seiner Alkoholsucht. Diese familiäre Krise prägte Moshammers Kindheit, die durch finanzielle Schwierigkeiten und das Fehlen einer Vaterfigur gekennzeichnet war. Eine enge und liebevolle Beziehung entwickelte er hingegen zu seiner Mutter Else, die ihn in bescheidenen Verhältnissen aufgezogen hat.

Obwohl Moshammer selten über seine Kindheit und Jugend sprach und dabei oft widersprüchliche Aussagen machte, bleibt das Bild einer entbehrungsreichen und von der Mutter stark geprägten Kindheit bestehen. Moshammer selbst sagte über seine Mutter: "Ich hatte eine sehr bodenständige Mutter, die mich mit Liebe überschüttet hat."

Nach einer Ausbildung zum Verkäufer begann Moshammer seine Karriere im Modeeinzelhandel. Mit Unterstützung von Finanziers eröffnete er 1968 seine Boutique "Carnaval de Venise" an der prestigeträchtigen Maximilianstraße in München.

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Rudolph Moshammer 1970 anlässlich der Fashion Week im Elefantenhaus Tierpark Hellabrunn.

 © IMAGO / Heinz Gebhardt

Moshammers Leben als schriller Modemacher und Show-Star

Ab den 1980er Jahren wurde der Modedesigner im deutschsprachigen Raum für seine exzentrische Persönlichkeit bekannt. Zu seinen Markenzeichen gehörten eine extravagante Perücke, sein geliebter Yorkshire Terrier namens "Daisy" und zahlreiche Auftritte in der Öffentlichkeit (bis 1993 oft in Begleitung seiner Mutter).

Seine Liebe zu Hunden zeigte er immer wieder auch in der Öffentlichkeit. Er habe nacheinander insgesamt vier Hunde mit dem Namen Daisy besessen, wie Moshammer einmal gegenüber der Zeitschrift Stern verriet.

Bis Mitte der 1990er Jahre führte Rudolph Moshammer seine Boutique mit großem Engagement, bevor er sich zunehmend neuen Herausforderungen als Show-Star widmete. Neben seiner Tätigkeit als Modedesigner ergatterte Moshammer kleinere Filmrollen, trat im Theater auf und nahm 2001 mit der Band Münchner Zwietracht an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil. Zudem drehte er Werbespots für bekannte Marken ab.

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Modedesigner Rudolph Moshammer mit Hündin Daisy auf der Leipziger Modemesse 1998.

 © IMAGO / PicturePoint

Der Modedesigner und sein soziales Engagement

Parallel zu seinen zahlreichen Auftritten als Medienpersönlichkeit und seinem glamourösen Lifestyle war Rudolph Moshammer für sein soziales Engagement bekannt, insbesondere für Obdachlose. Die Armut in seiner Jugend, die er mit seiner Mutter durchlebte, und das Schicksal seines Vater, haben Moshammer dahingehend nachhaltig geprägt.

Im Sommer 2000 gründete Moshammer die Stiftung "Licht für Obdachlose", die nach seinem Tod in "Rudolph Moshammer Verein Licht für Obdachlose e. V." umbenannt wurde und von einem Rechtsanwalt geleitet wird. Zudem unterstützte der Modedesigner die Münchner Straßenzeitung BISS (Bürger in sozialen Schwierigkeiten) und lud jährlich Obdachlose zu einem Weihnachtsessen ein.

Weiters übernahm er eine Patenschaft für ein Entzugszentrum für Alkoholkranke und engagierte sich in verschiedenen Wohltätigkeitsveranstaltungen.

Moshammers Verhältnis zu seiner Mutter

Das Verhältnis von Rudolph Moshammer zu seiner Mutter Else Moshammer ist von einer teils schwierigen Dynamik geprägt. Nach dem Weggang und Verlust des Vaters entstand eine sehr starke Bindung zwischen Mutter und Sohn.

Seine Boutique "Moshammer – Carnaval de Venise" auf der Münchner Maximilianstraße eröffnete er gemeinsam mit seiner Mutter als Geschäftspartnerin, womit der Grundstein für Moshammers Karriere gelegt war. Auch öffentliche Auftritte absolvierten die beiden bis zum Tod seiner Mutter im Jahr 1993 oft gemeinsam.

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Rudolph Moshammer mit seiner Mutter Else in München, 1986.

 © IMAGO / Lindenthaler

Freunde und Bekannte berichten allerdings davon, dass sich der Modedesigner sehr von seiner Mutter beeinflussen ließ. So soll Moshammer es bevorzugt haben, sein soziales Wirken im Stillen durchzuführen, soll aber oft von seiner Mutter zu öffentlichkeitswirksamen Aktionen gedrängt worden sein. Ein Ex-Geliebter berichtete gegenüber dem Magazin Spiegel, dass Else Moshammer ihren Sohn stets dazu drängte, "etwas zu veranstalten", um im Gespräch zu bleiben und die Medienpräsenz ihres Sohnes zu fördern. Laut diesem Ex-Partner Moshammers war die Mutter ein "stetiger Störfaktor" in Beziehungen. Er trennte sich von Moshammer, als klar wurde, dass die Mutter mit in eine gemeinsame Wohnung ziehen würde.

Auch in der Filmsatire "Der große Rudolph" von Alexander Adolph wird die Mutter von Moshammer als besitzergreifend und herrschsüchtig dargestellt. Laut Berichten drängte Else Moshammer ihren Sohn stets dazu, "etwas zu veranstalten", um im Gespräch zu bleiben. Dies förderte seine Selbstvermarktung und Medienpräsenz.

Fakt ist: Rudolph Moshammer und seine Mutter Else waren zu Lebzeiten unzertrennlich und sind auch im Tod vereint. Auf dem Münchner Ostfriedhof steht das Mausoleum von Modezar Rudolph Moshammer. Dort liegt er zusammen mit seiner Mutter begraben.

Der tragische Tod von Rudolph Moshammer

Wie deutsche Medien berichteten, habe man im engsten Bekanntenkreis von Rudolph Moshammer schon lange von seiner Homosexualität und den nächtlichen Streifzügen in das Stricher-Milieu von München gewusst. Auch aufgrund seiner beruflichen Karriere - Moshammer designte unter anderem für wohlhabende Scheichs - bekannte sich Moshammer zu Lebzeiten allerdings nie öffentlich zu seiner Liebe für Männer.

Einer dieser Streifzüge wurde dem Modedesigner am 14. Januar 2005 zum Verhängnis. Der 64-jährige Rudolph Moshammer wurde an diesem Abend in seinem Haus im Münchner Vorort Grünwald von einem damals 25-jährigen Iraker getötet, den er wenige Stunden vorher am Münchner Hauptbahnhof kennengelernt hatte. Er hatte den später gegenüber der Polizei geständigen Täter zu sich mit nach Hause genommen. Dort war es zu sexuellen Handlungen und anschließend wegen der Bezahlung zum Streit zwischen den beiden Männern gekommen. Daraufhin wurde Rudolph Moshammer von dem jungen Mann mit einem erdrosselt. Sein Fahrer hatte ihn um 9 Uhr morgens tot in seinem Haus in Grünwald aufgefunden.

Zwei Tage später konnte die Polizei den Täter festnehmen. Er wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Mindesthaftdauer wurde auf 18 Jahre festgelegt. Nach Ablauf dieser Zeit ist im Jänner 2023 die Abschiebung des Mannes - die auf eigenen Wunsch erfolgte - in den Irak beschlossen worden. Aufgrund der Abschiebung sieht die Staatsanwaltschaft München I von einer weiteren Vollstreckung der Haftstrafe ab. Der Iraker ist nun in seinem Heimatland ein freier Mann, er darf aber lebenslang nicht mehr nach Deutschland einreisen, wie deutsche Medien berichteten.

Die Trauer um den Tod von Rudolph Moshammer war groß. Tausende Menschen kamen auf die Straße, um bei der Beerdigung am 22. Januar 2005 Abschied zu nehmen. Nach dem Gottesdienst fuhr der Trauerzug durch eine große Menschenmenge an Moshammers Modeboutique vorbei, bevor er zum Ostfriedhof gebracht wurde.

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Der Sarg von Rudolph Moshammer stand aufgebahrt neben seinem Foto in der evangelischen Lukaskirche in München.

 © IMAGO / Lindenthaler
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Zahlreiche Menschen nahmen 2005 an seinem Begräbnis teil. Das öffentliche Interesse war groß, als der Modedesigner in der Familiengruft auf dem Ostfriedhof in München zu Grabe getragen wurde.

 © IMAGO / Guido Krzikowski

Moshammers Leben verfilmt

Das bewegte Leben von Modezar Moshammer wurde im Laufe der Jahre gleich mehrmals verfilmt beziehungsweise war Gegenstand von TV-Dokumentationen.

Hier ein chronologischer Überblick über Moshammers Leben in Film:

  • 1975: BR-Dokumentation: "Rudolph Moshammer"

  • 2001: BR-"Lebenslinien"-Reihe: "Moshammer – Den eigenen Traum leben", eine Dokumentation von Bernd Dost

  • 2005: Dokumentarfilm über Moshammers Beerdigung: "Du bist nicht allein – Abschied von Rudolph Moshammer" unter der Regie von Nikias Chryssos und Toke Constantin Hebbeln

  • 2010: Preisgekrönte Dokumentation in der ARD-Reihe "Die großen Kriminalfälle": "Rudolph Moshammer: Der einsame Tod des Modemachers" unter der Regie von Danuta Harrich-Zandberg und Walter Harrich

    • Rekonstruiert die Ereignisse um Moshammers Tod

    • Enthält Interviews mit seinem Chauffeur, Bodyguard, Arzt und engen Bekannten

    • Beinhaltet Aussagen von Staatsanwälten, Mordermittlern und Rechtsmedizinern

    • Beleuchtet rechtliche Probleme und den Verlauf der Ermittlungen

  • 2018: Die Filmsatire "Der große Rudolph" erzählt eine fiktive Geschichte zum Modedesigner. Regie führte Alexander Adolph; mit Thomas Schmauser in der Rolle des Münchner Modedesigners Rudolph Moshammer und Hannelore Elsner als dessen Mutter Else

  • 2018: BR-"Lebenslinien"-Reihe: "Rudolph Moshammer – was vom Traum geblieben ist". Die Dokumentation von Stefanie Illinger ging erstmals näher auf Moshammers Verhältnis zu seinem alkoholkranken Vater ein.

  • 2022: RTL+-Dokumentation: "Der käufliche König – Rudolph Moshammer". Dokumentation von der Berliner Dragqueen Bambi Mercury, die auf Spurensuche geht.

    • Taucht in Moshammers boulevardeske Scheinwelt ein

    • Betrachtet ihn als Vorreiter für die LGBTQ+-Community

    • Beinhaltet Interviews mit Weggefährten und engen Freunden, darunter Sänger Roberto Blanco, Geschäftspartner Erich Lejeune, Testamentsvollstrecker Florian Besold, Schulfreundin Veronique Aimee und Schauspielerin Birgit Bergen

    • Die Doku versucht, Moshammer in einem neuen Licht zu präsentieren, indem sie ihn als Vorreiter für die LGBTQ+-Community zeigt. Allerdings wird diese Behauptung von einigen kritisch betrachtet, da Moshammer zu Lebzeiten seine Homosexualität geheim hielt.

  • 2023: Focus TV Reportage "True Crime München": "Der Mordfall Rudolph Moshammer". Youtube-Video zur Kurz-Doku

Wer das Geld von Moshammer geerbt hat

Der Haupterbe von Rudolph Moshammer war Walter Käßmeyer, ein Geschäftspartner Moshammers und Immobilienhändler. Käßmeyer erklärte 2010 gegenüber Medien, dass er nichts für sich behalten, sondern das Geld "im Sinne Moshammers" verteilen würde.

Moshammer hatte in seinem Testament verschiedenes festgelegt, darunter dass:

  • die finanzielle Versorgung für seinen Chauffeur, seine Haushälterin und die Pächterin seines Wirtshauses "Hundskugel" gewährleistet ist.

  • ein Teil des Besitzes der Obdachlosen-Hilfe vermacht wird.

  • seine Hündin Daisy bis zu ihrem Tod in Moshammers Villa wohnen darf.

Nach Moshammers Tod wurden seine Autos und der Schmuck seiner Mutter verkauft, und der Erlös wurde im Sinne Moshammers an Obdachlose gespendet.

Walter Käßmeyer erbte zwar formal das Vermögen, agierte aber hauptsächlich als Verwalter, um Moshammers Wünsche umzusetzen und einen Großteil des Vermögens für wohltätige Zwecke zu verwenden.

Was ist mit Moshammers Haus in München passiert?

Das Haus von Moshammer in der Maximilianstraße 14, in dem er seine Boutique betrieb, ist zuletzt 2024 für über 250 Millionen Euro verkauft worden, zusammen mit der Hausnummer 12 und der Falkenturmstraße 5-7. Wie der Branchendienst "React News" berichtete und das Unternehmen Commerz Real AG bestätigte, hat der denkmalgeschützte Komplex aus dem Jahre 1867 den Besitzer gewechselt.

Käufer ist ein Privatinvestor, der anonym bleiben will. Verkäufer ist laut Commerz Real eine Tochtergesellschaft des Projektentwicklers Centrum.

Laut deutschen Medienberichten soll der Komplex über 250 Millionen Euro gekostet haben.

Was aus Moshammers Boutique wurde

Die Boutique auf der Maximilianstraße 14 wurde wenige Tage nach Moshammers Tod geschlossen und beherbergt seit Dezember 2005 ein Ladengeschäft des Schweizer Uhrenherstellers Blancpain. Daneben befinden unter der historischen Hausnummer Geschäfte von "Montblanc" sowie "Fendi" und "Hublot".

Allerdings findet man noch heute an der Stelle des ehemaligen Ladens von Moshammer das originale Schild vom "Carneval de Venise".

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Das originale Schild vom "Carneval de Venise".

 © IMAGO/Lindenthaler

Was ist mit Moshammers Villa in Grünwald passiert?

Rund drei Jahre nach dem Tod von Rudolph Moshammer ist ein Neffe des Haupterben Walter Käßmeyer in die 170-Quadratmeter-Villa in Grünwald eingezogen, wie die "Bild"-Zeitung berichtete. Der ehemalige Transportunternehmer will in der renovierten Villa seinen Lebensabend verbringen.

Was ist aus Daisy von Moshammer geworden?

Seine letzte Yorkshire-Terrier-Hündin Daisy starb am 24. Oktober 2006 im Alter von 13 Jahren. Sie durfte bis zuletzt in der Villa von Moshammer wohnen und wurde vom ehemaligen Chauffeur Moshammers betreut. In den Stunden ihres Todes soll er der Hündin laut "Bild"-Zeitung Moshammers CD "Bekenntnisse einer Hundedame" vorgespielt haben. "Wenn Daisy seine Stimme hört, ist das Balsam für ihre Seele, und sie träumt von ihm", sagte der Chauffeur gegenüber der Zeitung. Daisy wurde schließlich im Krematorium "Tiertrauer" in München-Riem eingeäschert.

2011 hat ein Komponist ein altes Liebeslied von Rudolph Moshammer an seine Daisy ausgegraben und der Öffentlichkeit präsentiert. Er soll seiner Yorkshire-Hündin unter anderem folgende Zeilen gewidmet haben:

"Mein Hund Daisy, ist so crazy, und mein Liebling ist er auch"

"Mein Hund Daisy, ist so crazy, herrscht allein bei mir zu Haus"

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