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Roman Mählich: Der Ex-Sturm-Profi, der kein Trainer mehr sein will

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Roman Mählich für News.at

Roman Mählich

©Elke Mayr
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Roman Mählich war einst "Arbeitsbiene" bei Sturm Graz. Dem Fußball ist er stets treu geblieben, dem aktiven Profisport sagte er jedoch Adieu. Wie gefällt ihm die Arbeit beim ORF, auf wen tippt er bei der Fußball-WM 2022 und wie tickt er privat? Ein Porträt.

Steckbrief Roman Mählich

  • Name: Roman Mählich

  • Geboren am: 17. September 1971 in Wiener Neustadt

  • Beruf: Fußball-Experte im ORF, Co-Kommentator, früher Profi-Fußballer (u.a. in der Nationalmannschaft und bei Sturm Graz)

  • Familienstand: verheiratet

  • Kinder: 3

Über 20 Jahre ist es her, dennoch wird Roman Mählich immer wieder auf diese eine Szene angesprochen: 1999 spielte der Ex-Fußball-Profi mit seinem damaligen Klub SK Sturm Graz in der Champions League gegen den Titelverteidiger Manchester United. Mählich, damals Grazer Mittelfeld-Motor, lieferte sich einen harten Schlagabtausch mit dem einstigen Fußball-Superstar David Beckham.

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Roman Mählich beim Fotoshooting mit News.at

© Elke Mayr

Roman Mählich und die "98er-Generation"

Immer wieder werde dieses Duell hervorgekramt und er darauf angesprochen, erzählt Roman Mählich heute im Gespräch mit News.at. Kein Wunder, war es doch etwas Besonderes: Ein österreichischer Klub in der Champions League, ein englischer Meister in Graz, dergroße internationale Fußballstar läuft in der Steiermark aufs Feld. Auch für Roman Mählich war es eine besondere Zeit, nämlich die Hochphase seiner aktiven Karriere. Mählich ist Teil der sogenannten “98er-Generation”, also jenen Spielern, die 1998 für Österreich bei der Weltmeisterschaft in Frankreich spielten.

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Roman Mählich bei der WM 1998 in Frankreich

© imago images/Buzzi

Karriere-Highlights

Etwas, das für Ex-Profi im Rückblick “etwas ganz ganz Besonderes” war und einer der Erfolge seiner Karriere, auf die er mit großem Stolz zurückblickt - gemeinsam mit erwähnten Einsätzen in der Champions League. “Für einen österreichischen Fußballer mit einer österreichischen Mannschaft ist das schon das beste, was passieren konnte”, so Mählich heute.

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Roman Mählich 2022: "Ich bin nicht besonders melancholisch"

© Elke Mayr

Roman Mählich und Sturm Graz

Erreicht hat er diese Erfolge auf Klubbasis mit Sturm Graz, jenem Verein, für den er von 1995 bis 2003 spielte und die ersten beiden Meistertitel überhaupt für den Klub holte. Mählich war damals die "Arbeitsbiene" im Mittelfeld und neben Ivica Vastic, Mario Haas oder Hannes Reinmayr maßgeblich für den großen Erfolg der Grazer mitverantwortlich. In Interviews bezeichnete der Wiener den Grazer Verein auch nach seinem Abgang als seinen “Herzensclub”. “Ja, das stimmt schon noch” - und das bleibe auch, sagt Mählich heute, auch wenn er nicht besonders melancholisch sei.

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Roman Mählich (vorne rechts) mit Sturm Graz 1999

© imago sportfotodienst
Es hat ein tolles Mannschaftsklima geherrscht

Was verbindet Roman Mählich heute noch mit dieser Zeit? “In erster Linie den sportlichen Erfolg”, sagt er. "Aber nicht nur. Es hat ein tolles Mannschaftsklima geherrscht”, erinnert er sich gerne an diese "Gruppe von jungen Menschen, die wirklich gut miteinander konnten - auf und abseits des Spielfelds”. So gut, dass zu einigen davon auch heute noch Kontakt besteht, wenn auch - aufgrund der räumlichen Distanz und der Pandemie - immer weniger.

Roman Mählich als Trainer

Natürlich schlug jeder der damaligen Sturm-Spieler danach eigene Wege ein. Viele von Mählichs Teamkollegen starteten nach der aktiven eine Trainerkarriere. Und auch Mählich schlug diesen Weg ein. Nach ein paar Stationen bei Regionalligisten und dem Zweitligisten Wiener Neustadt übernahm er im November 2018 seinen "Herzensverein", Sturm Graz. Die Reunion hielt jedoch nicht sehr lange. Nicht einmal ein Jahr später trennte sich der Verein nach einer wenig erfolgreichen Saison wieder von Mählich. Nach einem letzten Stopp (beim Zweitligisten Austria Lustenau) beendete er seine noch junge Trainerkarriere im Profifußball wieder. “Als Trainer im Profifußball sehe ich mich jedenfalls nimmer”, sagte er damals der “Kronen Zeitung” - und das gilt bis dato. “Es war relativ bald klar, dass das nicht der Weg ist, den ich für meine nächsten 10-15 Jahre bestreiten möchte”, sagt Mählich heute im Gespräch mit News.at.

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Roman Mählich als Trainer von Sturm Graz im Jahr 2019

© imago images/Fotostand

Abschied vom Profi-Training

Empfand er dabei - vor allem in Hinblick auf den schnellen Abschied bei Sturm Graz - auch Enttäuschung? “Im ersten Moment ja”, gibt Mählich offen zu. Dabei sei es vor allem die Art und Weise des Rauswurfs gewesen, die ihn getroffen habe. “Aber das war es auch schon”, liegt ihm heute jegliche Form des Grolls oder gar ein Nachtragen fern. Vielmehr war er überhaupt nie ganz sicher, ob der Job des Trainers (eine "sehr komplexe Aufgabe, bei der es oft weniger um fußballerische als um zwischenmenschliche Dinge geht") etwas für ihn sei. Aufgrund aufkommender Neugier im Rahmen einer Ausbildung und sich bietenden Chancen habe er es dann aber eben doch probiert.

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Roman Mählich: "Ich versuche lange viele Lösungen zu finden und probiere viel aus, um zum Ziel zu kommen."

© Elke Mayr

Probiert - und für nicht passend befunden. Mählich scheint mit dieser Entscheidung, wie auch mit anderen Dingen, die im Leben vielleicht nicht so geklappt hat, im Reinen zu sein. “Ich versuche lange viele Lösungen zu finden und probiere zahlreiches aus, um zum Ziel zu kommen. Aber man erreicht eben nicht jedes Ziel und wenn ich es lange genug versucht habe, kann ich auch sagen: 'OK es hat nicht gepasst, ich mache etwas anderes'”, kann er auch mit Misserfolgen gut umgehen.

Wenn ich es lange genug versucht habe, kann ich auch sagen: 'OK es hat nicht gepasst, ich mache etwas anderes

Roman Mählich beim ORF

Als sich die Trainerfrage nicht mehr stellte, kehrte Roman Mählich zum ORF zurück, wo er bereits zuvor Fußballspiele analysierte. Und scheint damit in seinem Traumjob gelandet zu sein. “Es interessiert mich, ich bin mit Leuten zusammen und spreche über das, was ich wirklich gerne habe, nämlich über Fußball. Außerdem habe ich die Möglichkeit, mit der Nationalmannschaft bei Auswärtsspielen oder bei internationalen Spielen der Klubvertreter dabei zu sein. Das ist einfach ein sehr schöner Job”, schwärmt er.

Nationalmannschaft und Unparteilichkeit

Die größte Herausforderung bei diesem vermeintlichen Traumjob? Die liegt - wie auch seine größten Erfolge - bei der Nationalmannschaft.

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Roman Mählich über Parteilichkeit beim Kommentieren: "Das nehme ich für mich in Anspruch, dass ich das nicht bin"

© Elke Mayr

“Da ist sehr viel Emotion dabei - bei uns, aber auch bei den Zuseher:innen”, erklärt er. Die Herausforderung bestünde darin, trotzdem klar die Meinung zu sagen. Ein manchmal etwas heikles Unterfangen, da das Lager stets sehr gespalten sei. Ist man zu sanft, werde man von den Fans gerügt, ist man zu kritisch, ebenso. Auch wegen seiner Nähe zu Ex-Teamchef Franco Foda (die beiden spielten gemeinsam bei Sturm Graz) wurde Mählich einst kritisiert. Doch Parteilichkeit, etwas dass im Fußball ähnlich kritisch beäugt wird, wie in der politischen Berichterstattung, will sich Mählich auf keinen Fall nachsagen lassen. “Das nehme ich für mich in Anspruch, dass ich das nicht bin, auch wenn man das durch meine Karriere bei Sturm Graz meinen könnte. Aber ich kann das wirklich trennen”, stellt er - das einzige Mal im gesamten Gespräch mit deutlichem Nachdruck - klar.

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Kindheit: Aufwachsen mit dem Fußball

Egal ob aktiv, als Trainer oder Kommentator; die Leidenschaft für den Fußball begleitet Roman Mählich schon sein Leben lang. Aufgewachsen als "glückliches Kind" im 22. Wiener Gemeindebezirk hieß es täglich nach der Schule und erledigter Hausübung “runter in den Käfig”. Gemeint ist damit einer der über 200 Ballspielkäfige der Stadt Wien, die für jeden frei zugänglich sind. “Damals musste man gut sein oder einen Ball haben, um mitspielen zu können. Da ist von den Älteren aussortiert worden”, erinnert sich Mählich, der damals schon davon träumte, einst die Bundeshymne am großen Platz mitzusingen. Ein großes Stück näher kam er seinem Traum mit 17, als begann, für den Wiener Sportclub zu spielen, beziehungsweise mit 18, als er sein Debüt in der Bundesliga feierte. An das Gefühl, plötzlich im Profisport angekommen zu sein, erinnert er sich noch gut. “Als ich beim ersten Training in die Kabine gekommen bin, wusste ich nicht, ob ich ‘Servus’ oder ‘Grüß Gott’ sagen sollte."

Roman Mählich: Karriere-Stationen

1978-1988

Citizen Kagran (Junioren)

1988-1989

Wiener Sportclub (Junioren)

1989-1994

Wiener Sportclub

1994-1995

FC Tirol innsbruck

1995-2003

SK Sturm Graz

2003-2004

SC Untersiebenbrunn

2004-2005

FK Austria Wien

2004-2006

FK Austria Wien II

2007

ASK Schwadorf

2008

SV Wienerberg

2008

SCU Kilb

2009-2010

SC Lassee

1992-2002

Auswahl der Österreichischen Nationalmannschaft

Roman Mählich heute

Und heute, mit über 50, wo steht er im Leben? Er sei er zufrieden, sagt er, glücklich. Man merkt es ihm an. Fußball spielt er aber nicht mehr ("Das Knie..."). Dafür hat sich die Begeisterung für aktiven Sport inzwischen aufs Rennrad oder Mountainbike verlagert.

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Roman Mählich 2022

© Elke Mayr

Familie und Kinder

“Außerdem reisen wir sehr gerne und gehen gerne auf Konzerte”, erzählt Mählich, angesprochen auf Leidenschaften abseits des runden Leders. Mit “wir” meint er sich und seine Frau. Mählich ist in zweiter Ehe verheiratet, das Paar lebt als Patchworkfamilie mit den drei Kindern aus ersten Ehen in Wien. Die Kinder sind bereits auf dem Sprung ins Erwachsenenalter. Was er ihnen mit auf den Lebensweg geben möchte? "Toleranz und dass sie möglichst viel ausprobieren und sich niemals von Zuflüsterern beeinflussen lassen." Etwas, das ihn selbst das Leben gelehrt habe: “Es ist wichtig, neugierig zu sein und sich nicht den Kopf zu zerbrechen, was andere sagen.” Außerdem mache es sich, so Mählich, immer bezahlt, an etwas dran zu bleiben, sich wirklich einzusetzen und alles zu versuchen.

Roman Mählich, wer gewinnt die WM 2022?
“Eh immer die üblichen Verdächtigen. Ich denke, irgendwann müsste England einmal ein großer Coup gelingen. Was den Klubfußball betrifft, was die Trainer betrifft, sind das die besten ihres Faches, aber irgendwie will es mit dem Titel seit 1966 nicht so gelingen. Aber wie gesagt, es werden die Italiener wieder dabei sein und die Spanier und dann doch wieder Deutschland und die Südamerikaner …

Die Zukunft

Und was steht für ihn selbst noch am Plan? Wo will Roman Mählich noch hin? “Wir sind so neugierig und wollen immer wieder was Neues kennenlernen”, sagt er - und meint damit das Reisen. Und beruflich? “In irgendeiner Art und Weise zur WM im November dieses Jahres nach Katar”, freut sich der Fußballbegeisterte natürlich - wie so oft in seinem Leben - auf das Fußball-Großereignis. Abgesehen davon sei er im Leben sehr glücklich und zufrieden genau da, wo er jetzt sei. Und das spürt man.

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