Robert Steiner unterhält seit über 30 Jahren Kinder im ORF-Fernsehen und -Radio, seit über 15 Jahren gemeinsam mit seinem Partner, der Ratte Rolf Rüdiger. Doch wie tickt Familien-Entertainer abseits des Scheinwerferlichts? Wie ist er selbst aufgewachsen und wie kam es zur ambivalenten aber trotzdem so langjährigen Partnerschaft mit Rolf Rüdiger? Ein Porträt.
von
Steckbrief Robert Steiner
Name: Robert Steiner
Geboren am: 24. April 1969 in Wels, Oberösterreich
Wohnhaft in: Wien
Geschwister: Bruder
Beruf: Fernseh- und Radiomoderator beim ORF, Event-Organisator mit eigener Agentur, früher Zauberer
Kollege von: Rolf Rüdiger
Liebste TV-Sendung als Kind: Kasperl
Robert Steiner über seine Kindheit
Der im April 1969 geborene Robert Steiner wuchs in Schörfling am Attersee als älterer von zwei Brüdern auf. Noch vor dem Schuleintritt erfolgte der Umzug nach Wien, die Wurzeln nach Oberösterreich blieben jedoch bestehen, die Sommer verbrachte die Familie stets am Attersee. Eine schöne Zeit in einer überhaupt „sehr glücklichen“ Kindheit, wie sich Steiner gerne zurückerinnert.
Nur die Beziehung zum Vater war nicht immer ganz so einfach. „Da gab es in der Teenagerzeit jede Menge Zoff“, erinnert sich der Moderator. Doch man habe daran gearbeitet und sei sich trotz Differenzen nahe gewesen. Die letzten Jahre verbrachten Vater und Sohn noch sehr intensiv gemeinsam, worüber sich Steiner sehr glücklich zeigt.
Kreativ, positiv und ehrgeizig
Eng ist auch die Beziehung zum Bruder. Und wie würde diese so vertraute Person sein bekanntes Familienmitglied wohl beschreiben? „Eine schwierige Frage“, grinst der Moderator und überlegt. „Wahrscheinlich würde er sagen, dass ich kreativ, positiv gelaunt …und schon auch sehr ehrgeizig bin.“
Jung:
Robert Steiners Anfänge als Zauberer
Ehrgeiz entwickelt Steiner schon in der Jugend, als er die Zauberei entdeckte. Ein Zauberbuch, das in einem Familienurlaub in Griechenland („ein Wohnmobilurlaub, das ist so gar nicht meins, aber mein Vater hat es geliebt“) zur Dauerlektüre wurde, habe ihn „zum Freak“ gemacht. „Beim Heimkommen konnte ich schon viel, habe mich dann noch mehr eingelesen und in Folge mit sogar Geld mit Zauberei-Auftritten verdient.“
Mit Donald Duck um die Welt
Bei einer dieser Aufführungen wurde er vom ORF zu einem Casting eingeladen. Und schafft es direkt ins TV. Seine erste Sendung („schau genau“) fand 1988 statt – und zwar in derselben Woche wie seine Matura und die Führerscheinprüfung. Trotz des Engagements beim Fernsehen begann Steiner ein Studium (Publizistik und Pädagogik), allerdings mit mäßiger Begeisterung. Doch das Schicksal meinte es gut mit ihm: Ein Vortragender gab ihm durch Zufall den Rat, sich bei der Firma zu bewerben, die ihn am meisten interessiere. Das war für Steiner klar die Walt Disney Company – und die Bewerbung dort tatsächlich erfolgreich. Zunächst in Österreich tätig, durfte er dann als „Character Road Manager“ mit Disney-Figuren die Welt bereisen, um Auftritte zu organisieren. „Es war großartig, ich habe so vieles mitnehmen können“, erinnert sich Steiner an diese aufregende Zeit, die nach sieben Jahren ihr Ende fand. Eines Tages sei er aufgewacht, habe nichts als Disney-Kleidung bis hin zu den Unterhosen im Schrank gefunden und gewusst: Es reicht.
Robert Steiner: Gründung der eigenen Agentur
Zurück in Österreich setzte Steiner die gewonnenen Erkenntnisse („Es gibt keine reine Kinder-Zielgruppe, es ist immer die ganze Familie, die man anspricht“) um und gründete mit „Steiner Familiyentertainment“ seine eigene Event-Agentur, die anderem Veranstalter der „Nivea Familienfeste“ organisierte.
... und dann kam Rolf Rüdiger
Besonders fasziniert haben Steiner bei Disney aber auch seine „Tourkollegen“, die „perfekt ausgearbeiteten“ Charaktere wie Donald, Mickey und Co. (Sein Liebling? „Vielleicht der Dschinni von Aladdin, weil er so unglaublich crazy ist“). Und ein bisschen verrückt ist wohl auch jener Charakter, mit dem Steiner seit nunmehr 16 Jahren verbunden ist: Rolf Rüdiger. Gab es etwa schon immer ein Faible für Ratten? „Nein, gar nicht, das ist passiert. Den habe ich mir eingetreten“ lacht Steiner. Eigentlich kostete Rolf Rüdiger Steiner einst sogar seinen Job beim Radiosender Ö3. In einem von ihm geführten Interview für die Radiostation habe sich die Ratte abfällig über diese geäußert. „Und das war mein letztes Interview für Ö3“, so Steiner, der es locker nahm und die Seiten Richtung „Radio Wien“ wechselte. Und die Ratte? Die hinterließ einen bleibenden Eindruck: „Ich fand ihn cool, weil er Anarchie pur ist. Er traut sich alles sagen, er spricht alles an.“ Als Rolf Rüdiger mit Beendigung des ORF-Kinderformats „Confetti TiVi“ in Pension geschickt werden sollte, ergriff Steiner seine Chance: „Ich habe gesagt: ‚Das geht nicht, ich muss den Rolf Rüdiger retten!‘“ Seit 2005 moderiert das Duo gemeinsam die sonntägliche Rätsel-Sendung „WOW“ auf Radio Wien.
Robert Steiner und die Ratte
Trotz der inzwischen langjährigen Zusammenarbeit sei die Beziehung natürlich wie jede Beziehung auch geprägt von Ups und Downs und durchaus auch ambivalent, analysiert Steiner. Könnte also statt der Ratte einmal ein Hamster oder ein anderes Tier an seiner Seite stehen? „Um Gottes Willen! Nein, das würde ich nicht tun“, lacht Steiner und klärt auf: „Natürlich hat es manchmal den Anschein, als würde er mich quälen, aber er oft zurecht. In Wirklichkeit stellt unsere Beziehung ein bisschen das Eltern-Kind-Sein dar. Also er ist das Kind und quält immer die Eltern. Aber auch wenn Eltern mal auf ihre Kinder angefressen sind, würden sie sie niemals eintauschen.“
Steiner, selbst kinderlos aber leidenschaftlicher Onkel von vier Mädels und Buben, ist inzwischen knapp über 50 Jahre alt. Die Frage, ob es dadurch schwerer fällt, in der Welt der Kinder am Ball zu bleiben, verneint er entschieden. Das Alter sei kein relevanter Faktor, vielmehr spiele Authentizität eine Rolle: „Ist man authentisch, mögen einen die Kinder“, weiß der Moderator.
Fernsehen damals und heute
Und das tun sie wohl, denn Steiner prägt nun seit über 30 Jahren das ORF-Geschehen im Kinderbereich mit. Eine Zeit, in der sich natürlich viel verändert habe. Wie etwa das Tempo. Kindersendungen seien früher viel langsamer gewesen „Im Nachhinein Fadesse pur, das hatte eine epische Langsamkeit“, so Steiner, der dieses erhöhte Tempo aber nicht unbedingt positiv sieht. „Das kann überfordern. Kinder sind zwar extrem schnell und geschickt, trotzdem brauchen sie Antworten und Unterstützung.“ Deswegen appelliere er stets an Eltern, genau zu schauen, welche Medien Kinder konsumieren, dies am besten mit ihnen gemeinsam zu tun und stets beim Aufarbeiten zu helfen.
Robert Steiner, der Realist
Der ORF bemühe sich, Inhalte kindergerecht - und für Steiner auch wichtig „mit österreichischem Couleur“ - aufzubereiten. Doch kommen natürlich andere Herausforderungen hinzu wie die enorme Konkurrenz durch zahlreiche Online-Angebote. Steiner kämpft deshalb auch für eine gute Streaming-Plattform des ORF, sieht sich aber dennoch Realist und will nicht alleine auf sein TV-Engagement setzen.
Im Umbruch im Sinne der Nachhaltigkeit
Verschiedene Standbeine hat er sich ohnehin längst aufgebaut. Etwas, das ihm auch seit Beginn der Corona-Krise hilft. Das eigentliche Hauptgeschäft, die Agentur, hat sich seither stark reduziert, fast die Hälfte der Mitarbeiter musste abgebaut werden. Im Umbruch befand sich die Agentur allerdings bereits davor: Sie soll „green“-zertifiziert werden, denn gerade bei Events für die Zielgruppe der Familie muss, so Steiner, in Zukunft unbedingt verantwortungsvoller im Sinne der Umwelt agiert werden. Das sei auch der eigentliche Grund für die Beendigung der erfolgreichen „Nivea Familienfeste“ gewesen.
Robert Steiner, veganer Radfahrer
Doch nicht nur beruflich, auch privat setzt Steiner dieses Vorhaben mehr und mehr um. So ernährt er sich etwa seit einem Jahr vegan und hat die Corona-Krise genutzt, um gänzlich aufs Fahrrad umzusteigen. Die Pandemie sieht er auch ein bisschen als eine Antwort darauf, wie mit der Erde umgegangen wurde.
Robert Steiner über seine Zukunft
Das Umweltthema spielt also eine große Rolle in Steiners Leben und soll in Zukunft noch wichtiger werden. Neben den Änderungen in Agentur und Privatleben möchte er auch öffentlich vermehrt für Klimaschutz oder Artenschutz eintreten. Er will etwa „frecher“ werden und Dinge vermehrt ansprechen. „Da werde ich mich öfter melden“, sagt Steiner entschlossen. Allerdings stets mit gut recherchieren Beiträgen im Rahmen seiner medialen Tätigkeiten – und nicht etwa als Privatperson in sozialen Medien. Denn privat will Steiner, der als Ausgleich gerne verreist, auch privat bleiben. Auf einschlägigen „High Society“-Events ist der ORF-Star nie zu sehen, denn „zu dieser klassischen, österreichischen Gesellschaft, da muss man, glaube ich, nicht dazuzählen.“