Donald Trump kündigte an, den bekannten Impfgegner und Verschwörungstheoretiker Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister vorzuschlagen. Wer RFK Jr. ist und was ihn antreibt
“Ich werde ihm erlauben, sich bei Gesundheitsthemen auszutoben. Ich werde ihm erlauben, sich bei der Ernährung auszutoben. Ich werde ihm erlauben, sich bei den Medikamenten auszutoben.”
Dieses Zitat vom wahrscheinlich nächsten US-Präsident Donald Trump klingt nicht nur wie eine Drohung. Es verdeutlicht auch, welche wichtige Rolle der als unabhängiger Kandidat bei der US-Wahl 2024 angetretene Mann mit dem berühmten Namen in Zukunft einnehmen könnte.
Denn Robert F. Kennedy Jr., kurz RFK Jr., ist nicht einfach nur der Spross einer der berühmtesten Politikerdynastien der USA und Neffe von US-Präsident John F. Kennedy: Neben seinem Umweltaktivismus war er schon vor der COVID-19-Pandemie ein bekennender Impfgegner.
Impf-Mythen: Von der widerlegten Autismus-Theorie...
Zweifelhafte Berühmtheit erlangte RFK Jr. als solcher im Jahr 2005, als er in einem mittlerweile entfernten Artikel behauptete, es gäbe einen Zusammenhang zwischen neurologischen Störungen im Kindesalter, etwa Autismus, und einer Thimerosalverbindung auf Quecksilberbasis, die damals in den meisten Impfungen enthalten war.
Ein Irrtum: Im Gegensatz zum tatsächlich gefährlichen Methylquecksilber ist das in dieser Verbindung in geringen Mengen enthaltene Ethylquecksilber in geringen Mengen unbedenklich.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), des US-amerikanischen Institute of Medicine und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) kamen allesamt zu dem Schluss, dass es keinen Zusammenhang zwischen Impfungen mit dieser Verbindung und neurologischen Störungen wie Autismus gebe. Mehrere große Metastudien ergaben etwa, dass sich die Autismusraten von geimpften und ungeimpften Kindern nicht unterscheiden.
Im Jahr 2017 traf sich Kennedy mit Trump und behauptete anschließend, er würde in Zukunft eine "Kommission für Impfstoffsicherheit und wissenschaftliche Integrität" leiten, woraus aber nichts wurde.
...zu COVID, Bill Gates und 5G
Während der COVID-19-Pandemie trat RFK Jr. wenig überraschend erneut als prominenter Impfgegner in Erscheinung. 2021 sperrte Instagram seinen Account, nachdem er wiederholt Verschwörungstheorien über Bill Gates, die HPV-Impfung, mRNA-Impfstoffe und angebliche Zusammenhänge zwischen 5G-Technologie und der Pandemie verbreitet hatte.
Bei einem heimlich aufgezeichneten privaten Treffen im Jahr 2023 behauptete er, COVID-19 sei "darauf ausgelegt, Kaukasier und Schwarze zu attackieren", während "aschkenasische Juden und Chinesen am immunsten" seien.
RFK Jr. im Präsidentschaftswahlkampf 2024
Im April 2023 gab Robert F. Kennedy Jr. bekannt, für die Demokraten bei der Präsidentschaftswahl 2024 kandidieren zu wollen - ein von Beginn an aussichtsloses Unterfangen. Kennedy hätte sich dabei gegen den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden durchsetzen müssen. Aufgrund schlechter Umfragewerte entschied er sich im Oktober 2023, als unabhängiger Kandidat anzutreten, statt sich den Vorwahlen der Demokraten zu stellen. Die Juristin und Unternehmerin Nicole Shanahan wurde zu seiner Vizepräsidentschaftskandidatin.
Die Kennedy-Familie unterstützte RFK Jr. nicht. Schwester Kerry betonte, dass die Kennedys hinter der Kandidatur von Joe Biden stünden.
Zwischen Kennedy und Donald Trump gab es zunächst böses Blut: Der Republikaner bezeichnete RFK Jr. im Mai 2024 auf seinem X-Klon Truth Social als "dümmstes Mitglied des Kennedy-Clans".
Als klar wurde, dass den USA bei der Wahl 2024 ein knappes Rennen zwischen der neuen demokratischen Kandidatin Kamala Harris und Trump bevorstand, änderte der Republikaner Trump aber seine Position zu Kennedy.
Bereits im August hatte sich RFK Jr. an Kamala Harris gewandt und ihr seine Unterstützung angeboten, sollte er später in ihrem möglichen Kabinett einen Posten erhalten. Dazu kam es aber nicht. Schließlich ergriff Trump die Gelegenheit, und bot Robert F. Kennedy Jr. überraschend einen Posten in seinem zukünftigen Kabinett an. Fortan bezeichnete Trump Kennedy als "brilliant" und "klug".
RFK Jr. zog Ende August schließlich seine Kandidatur in den wichtigsten Bundesstaaten zurück und gab an, nun Donald Trump zu unterstützen.
Nach einem Bericht von "Newsweek" habe Trump Kennedy Ende Oktober versprochen, ihm als Teil seines Kabinetts die Kontrolle über wichtige Behörden wie das Center for Disease Control and Prevention (CDC), und die Nahrungs- und Arzneimittelbehörde FDA zu geben.
Trump will RFK Jr. als Gesundheitsminister
Am 15. November kündigte Trump an, Robert F. Kennedy dem Senat als Gesundheitsminister vorzuschlagen.
In einer Erklärung auf seiner Social-Media-Plattform "Truth Social" schrieb Trump, dass Kennedy die Gesundheitsbehörden der USA„zu den Traditionen der wissenschaftlichen Forschung nach Goldstandard und zu Leuchttürmen der Transparenz zurückführen würde, um die Epidemie der chronischen Krankheiten zu beenden und Amerika wieder großartig und gesund zu machen“.
Erpertinnen und Experten aus dem Gesundheitsbereich reagierten schockiert auf die Nachricht. Richard E. Besser, ehemaliger Direktor des Center for Disease Control (CDC), sagte gegenüber der "New York Times", Kennedy würde ein "unglaubliches Risiko" für die Gesundheit der Nation darstellen.
Aus den Reihen der Demokraten kamen, neben viel Kritik, auch positive Stimmen: Jared Polis, demokratischer Gouverneur von Colorado, schrieb etwa auf "X", er freue sich über Kennedys Versprechen, "Chemikalien im Essen der Amerikaner" zu bekämpfen und die Macht der Pharmaindustrie einzuschränken.
In einem ersten Interview gegenüber dem Radiosender NPR gab Kennedy an, Trump habe ihm drei Anweisungen gegeben: "Er will die Korruption und den Konflikt aus den Regulierungsbehörden raushaben, er will sie wieder zurückführen zum Goldstandard der empirischen und evidenzbasierten Medizin, für den sie einmal standen, und er will die Epidemie der chronischen Krankheiten beenden, mit messbaren Effekten innerhalb von zwei Jahren."
Ob der Senat RFK Jr. bestätigen wird, ist noch offen. Fraglich ist auch, wie sich Kennedys Regulierungsvorhaben bei in Lebensmitteln verwendeten Chemikalien mit dem Fokus der Trump-Regierung auf Deregulierung vertragen werden.