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Philipp Hochmair: Jedermanns rauschhaftes Jahr

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Über dem Domplatz ziehen Stürme zusammen, als das komplette „Jedermann“-Team abgesetzt wird. Philipp Hochmair übernimmt und fährt einen nicht alltäglichen Erfolg ein. Hofmannsthals Goldesel liefert wieder

Dass das Abenteuer mehr als bloß respektabel enden muss, ist allen Beteiligten klar: Die Salzburger Festspielführung hat im Herbst 2023 Michael Sturmingers „Jedermann“-Inszenierung samt Hauptdarsteller Michael Maertens überfalls­artig aus dem Programm gekippt. Der Schritt war nötig, denn die inferiore Regie drohte das Publikum zu vertreiben.

Aber Maertens hat viele Sympathien für sich, und sein Vertrag muss kostspielig ausbezahlt werden. Ein dicker Packen Verantwortung also für den kanadischen Opernregisseur Robert Carsen, vor allem aber für seinen Wiener Titelprasser Philipp Hochmair. Am 19. Juli spätnachts ist die Causa geklärt: Hochmair fährt nichts Geringeres als einen Triumph ein. Wenige sind so grausam aus den Gewissheiten maßlosen Reichtums gestürzt, am Ende zieht man ihm noch den Rasenteppich unter den Füßen weg. Ein solches Bild der Einsamkeit wie das des fast Entblößten, von allen Speichelleckern Verlassenen hat man lang nicht gesehen, obwohl die Vorgänger schon großräumig den Olymp besiedeln.

„Es wurde ein toller Sommer voll positiver Energie, der ganz anders hätte ausgehen können. Die Erleichterung war riesig“

Den 50. Geburtstag hat er hinter sich und blickt im Gespräch auf ein traumhaftes Jahr zurück. „Ein Rausch war es, ein Höhen- und Tiefenrausch zugleich. Ich bekomme nicht einmal mehr die Details zusammen, so rasend schnell ist es verflogen.“

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 © Ricardo Herrgott/News

Erlösung auf dem Domplatz

Rational habe er das Risiko des Scheiterns auf dem Domplatz von sich fernhalten können. „Ich hatte mit den Vorgängen davor ja nichts zu tun. Aber emotional war es ein schweres Erbe, weil sich die Bevölkerung mit Michael Maertens zu Recht solidarisiert hat. Eine ruhige Geburt hatten wir also nicht. Aber dann“, beschreibt er den glückhaften Weg, „hat sich alles gedreht, die negative Stimmung hat sich aufgelöst, und der Erfolg war eine riesige Erleichterung. Es wurde ein toller Sommer voll positiver Energie, der ganz anders hätte ausgehen können.“

Das Gespräch findet in einer Drehpause zur 13. Folge der Serie „Blind ermittelt“ statt. Als man ihm 2014 auf der „Romy“-Feier zuraunte, er sei für die Rolle eines blinden Kommissars vorgesehen, glaubte er an einen Witz. Jetzt geht man mit Fortüne ins siebente Jahr.

Der Kalender ist voll mit Terminen: Filme, über die noch nicht gesprochen werden darf, und seine fabelhaften, von Rockmusik befeuerten Soli mit klassischer Literatur von Schiller bis Stifter. Die werden jetzt noch stürmischer nachgefragt. Und der Jedermann? Drei Jahre sind unterschrieben, es können gern auch mehr werden. Und diesfalls, so darf vermutet werden, hält der Vertrag.

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