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Peter Handke: Vom Popstar zum Nobelpreisträger

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Peter Handke

©Elke Mayr
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Mit "Publikumsbeschimpfung" und "Wunschloses Unglück" zum Kultautor und Literaturnobelpreisträger. Am 6. Dezember 2022 wird Peter Handke 80.

Steckbrief Peter Handke

  • Name: Peter Handke

  • Geboren am: 6. Dezember 1942, Griffen in Kärnten

  • Wohnort: Chaville, südwestlich von Paris

  • Familienstand: liiert mit Sophie Semin, davor verheiratet mit Libgart Schwarz

  • Kinder: Tochter Amina (* 1969), Tochter Leocadie (*1991)

  • Beruf: Schriftsteller und Übersetzer

Zwei Argumente schienen immer dagegen zu sprechen, dass das Lebenswerk des österreichischen Dichters Peter Handke mit dem Nobelpreis gekrönt wird: Die Zuerkennung des Nobelpreises 2004 an seine Landsfrau Elfriede Jelinek und sein umstrittenes pro-serbisches Engagement. Doch im Jahr 2019 wurde dem seit langem in Paris lebenden gebürtigen Kärntner der Literaturnobelpreis zugesprochen.

Peter Handkes Kindheit in Kärnten

Peter Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen geboren, einem kleinen Kärntner Ort, dem er bis heute verbunden ist. Dass der aus Berlin stammende Ehemann seiner Mutter in Wahrheit sein Stiefvater war und ein verheirateter deutscher Sparkassenangestellter, der um vieles älter war als die Mutter, sein leiblicher Vater - das erfuhr Handke erst im Alter von 18 Jahren.

Ausbildung

Nach dem Besuch des katholischen Internats in Tanzenberg und des Gymnasiums in Klagenfurt studierte er ab 1961 in Graz Rechtswissenschaften. Während dieser Zeit fand er Anschluss an die Schriftsteller des "Forum Stadtpark".

Peter Handke und seine schriftstellerischen Anfänge

Erste Publikationen in der Zeitschrift "manuskripte" und erste Lesungen im Radio waren ein hoffnungsvoller Beginn. 1965 gelang es Freunden wie Alfred Kolleritsch, für Handkes Debütroman "Die Hornissen" den renommierten Suhrkamp Verlag zu interessieren, wo das Buch im Frühjahr 1966 erschien. Handke brach sein Jus-Studium ab und lebte fortan als freier Schriftsteller.

Handkes Schmährede

Sein Stern im Literaturbetrieb ging kometengleich auf, als der nahezu unbekannte Jungautor im April 1966 der Gruppe 47 (Teilnehmer an den deutschsprachigen Schriftstellertreffen) bei einer Tagung in Princeton in einer erregten Schmährede "Beschreibungsimpotenz" vorwarf. Seinen plötzlichen Ruhm festigte die Uraufführung der "Publikumsbeschimpfung" wenige Monate später durch Claus Peymann in Frankfurt.

Peter Handke, der Popstar und das "Enfant terrible"

Handke war plötzlich jemand - ein "Popstar", ein enfant terrible. Seine experimentellen Stücke sorgten für erregte Debatten, Titel wie "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" (1969) oder "Wunschloses Unglück" (1972) wurden zur Kultlektüre einer ganzen Schüler- und Studentengeneration.

Sein eigensinniger literarischer Weg, der die Sprache, die Wahrnehmung und das Erzählen selbst in den Mittelpunkt stellte, wurde von der Fachwelt und der Kritik mit großer Aufmerksamkeit verfolgt ("Mein Jahr in der Niemandsbucht", "Der Bildverlust" u.v.a.), erreichte aber kaum mehr breite Leserkreise. In Kontrast dazu standen die Aufregungen, die Handke, dessen Auseinandersetzung mit den eigenen slowenischen Wurzeln in seinem Stück "Immer noch Sturm" (2011) kulminierte, mit seiner pro-serbische Position in den Konflikten am Balkan und der scharfen Ablehnung der westlichen Haltung verursachte. 1996 sorgte sein Reisebericht "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" für heftige Debatten, zehn Jahre später seine Rede bei der Beerdigung von Slobodan Milosevic.

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Peter Handke 1982

© IMAGO / Andrea Merola

Debatten um pro-serbische Position

Zu den umstrittensten Auftritten des Schriftstellers zählte 2006 seine demonstrative Teilnahme am Begräbnis des serbischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic, dem vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal der Prozess gemacht worden war. In seiner Ansprache gedachte Handke aber keines Politikers, dafür aber zahlreicher serbischer Schriftsteller und Künstler.

2009 wurde Handke bei einem alljährlichen Dichtertreffen in der serbischen Enklave Gracanica im Kosovo mit dem "Goldenen Kreuz des Fürsten Lazar" ausgezeichnet. Das Dichtertreffen findet anlässlich des Jahrestages der Schlacht von Amselfeld (1389) am 28. Juni statt. Handke ist der erste ausländische Autor, dem diese Auszeichnung verliehen wurde, er war aber bei der feierlichen Zeremonie nicht persönlich anwesend.

Der serbische Fürst Lazar Hrebeljanovic kam in der Schlacht gegen die Osmanen auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) ums Leben. Der "Vidovdan" (St.-Veits-Tag), der 28. Juni, wurde zum nationalen Trauertag des serbischen Volkes. Der im einstigen Jugoslawien praktisch vergessene St.-Veits-Mythos wurde zum 600. Jahrestag der Schlacht 1989 von damaligen serbischen Kommunisten- und Staatschef Milosevic erneut wachgerufen.

Bei der Überreichung des internationalen Ibsen-Literaturpreises 2014 in Oslo war der Schriftsteller wegen seiner proserbischen Haltung von Demonstranten als "Faschist" beschimpft worden. Als Reaktion hatte er angekündigt, einen Teil des Preisgeldes in Höhe von umgerechnet 306.000 Euro im Kosovo zu spenden und den Rest an den norwegischen Staat zurückgeben zu wollen. 50.000 Euro spendete Handke für den Bau eines Schwimmbades in der Kosovo-Gemeinde Velika Hoca, in dem eine kleine serbische Minderheit mitten unter der albanischen Bevölkerungsmehrheit wohnt.

2015 wurde Handke zum Ehrenbürger der serbischen Hauptstadt Belgrad ernannt. In seiner Dankesrede verwies er darauf, dass die Stadt in nur einem Jahrhundert dreimal Bombenangriffen ausgesetzt gewesen sei. Er meinte damit zwei schwere Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs (1941 von deutschen Flugzeugen und im Frühjahr 1944 durch die Alliierten) sowie die NATO-Luftangriffe im Zuge des Kosovo-Konflikts 1999.

Handke habe den Titel des Ehrenbürgers verdient, weil er Serbien jahrzehntelang, "ungeachtet dessen, wer an der Macht war", unterstützt habe, erläuterte Goran Vesic von der Belgrader Stadtverwaltung anlässlich der Verleihung der Auszeichnung. Handke habe als Intellektueller viel dafür getan, damit in den Zeiten des Zerfalles des früheren Jugoslawien auch die "andere Seite der Wahrheit" ans Licht der Öffentlichkeit gekommen sei.

Kritik an Blair, Schröder & Clinton

Zeit seines Lebens äußerte Handke sich auch immer wieder zu politischen Themen. So gab er 2015 in einem Interview mit der Belgrader Zeitung "Kurir" westlichen Spitzenpolitikern Schuld an den Kriegen und Krisen in den Balkanländern. Dem früheren britischen Premier Tony Blair, dem deutschen Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem einstigen US-Präsidenten Bill Clinton "sollte man dafür gratulieren, was sie vor 20 Jahren zusammengeköchelt und vergiftet haben", sagte Handke.

Die drei kritisierten Politiker hatten 1999 die Bombardierung Serbiens durch die NATO durchgesetzt, weil serbische Verbände im Kosovo 800.000 Albaner brutal vertrieben hatten. Demgegenüber gab Handke den Albanern selbst die Schuld an ihrer Lage. Sollte die serbische Minderheit im Kosovo eines Tages von den Albanern ganz aus dem Land gedrängt werden, wäre das laut Handke "eine große Tragödie für die jungen Albaner. Dann haben sie keine Feinde mehr. Das wäre ihr Selbstmord, denn die Albaner brauchen Feinde."

Peter Handke privat

Sein Privatleben hält Peter Handke gerne bedeckt, nur selten äußerte er sich bisher öffentlich dazu.

Nach seiner Heirat mit Schauspielerin Libgart Schwarz (1967) war der Autor zeitweise Alleinerzieher der 1969 geborenen Tochter Amina. Paris wurde für einige Jahre ständiger Wohnsitz, danach - 1979 bis 1987 - Salzburg. Seit 1990 ist die französische Schauspielerin Sophie Semin die Lebensgefährtin des vielfach Ausgezeichneten und mehrfachen Ehrendoktors (u.a. der Unis Klagenfurt und Salzburg, zuletzt im Mai des spanischen Alcala), ihre gemeinsame Tochter Leocadie wurde 1991 geboren.

Seit rund 28 Jahren lebt Peter Handke in Frankreich, wo er zu seinem Domizil im Pariser Vorort Chaville vor einigen Jahren auch ein einsames Haus in der Picardie erworben hat. Die Reise von hier nach dort ist in seinem Roman "Die Obstdiebin" (Untertitel: "Einfache Fahrt ins Landesinnere") nachzulesen.

Peter Handkes Werke

Peter Handke ist der prominenteste lebende österreichische Schriftsteller. Über 11.400 Seiten enthält die vom Suhrkamp Verlag herausgegebene "Handke Bibliothek", in der alles enthalten ist, was er jemals in Buchform veröffentlicht hat. Ein gigantisches Werk.

Neben der Prosa, seiner vielfältigen Übersetzertätigkeit und vier eigenen Filmen (u.a. "Die linkshändige Frau" und "Die Abwesenheit") ist es vor allem das Theater, das Handke immer begleitet hat. Dort verfolgte man seinen Weg von der Sprachlosigkeit ("Kaspar", 1968) zurück in die Sprachlosigkeit ("Die Stunde da wir nichts voneinander wußten", 1992) und weiter zu den Versuchen, seine Kritiker sprachlos zu machen ("Die Fahrt im Einbaum", 1999) stets mit Interesse. Für "Immer noch Sturm" erhielt Handke den Mülheimer Dramatikerpreis 2012. Claus Peymann ist ihm als Uraufführungsregisseur trotz gelegentlicher Differenzen bis in die Gegenwart treu geblieben. "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße" wurde 2016 von Peymann im Burgtheater zur Uraufführung gebracht - eine poetische Konfrontation des Einzelnen mit der Gesellschaft, aber gleichzeitig auch ein Hadern mit sich selbst. Handkes Lebensthema quasi. 2018 wurde er mit dem Nestroy-Preis für sein Lebenswerk geehrt. Am 10. Oktober 2019 folgte der Nobelpreis für Literatur.

Literaturnobelpreis 2019 für Peter Handke: Die Begründung im Wortlaut

Der erfolgreiche Schriftsteller wurde erhielt 2019 schließlich den Literaturnobelpreis. Und zwar "für ein einflussreiches Werk, das mit sprachlicher Genialität die Peripherie und die Spezifität der menschlichen Erfahrung erforscht", wie es in der offiziellen Begründung hieß.

Nobelpreisträger vom Bundespräsidenten geehrt

Gemeinsam mit den Nobelpreisträgern Anton Zeilinger und Eric Kandel wurde Handke am 22. Februar 2024 von Bundespräsident Alexander van der Bellen mit dem "Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich" geehrt.

Handke erhielt die Auszeichnung für den 2019 zuerkannten Literaturnobelpreis. Das "Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich" ist nach dem nur an Staatsoberhäupter und Monarchen verliehenen "Groß-Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich" die höchste Ehrung der Republik. Vorwiegend ging es bisher an Politiker und Botschafter, zuletzt u.a. etwa an den Botschafter der Republik Kosovo und die polnische Botschafterin sowie an die Ex-Bundeskanzlerin und frühere Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes Brigitte Bierlein.

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Bundespräsident Alexander van der Bellen ehrte Nobelpreisträger Peter Handke mit dem "Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich".

© Elke Mayr

Ausgewählte Werke von Peter Handke

Literatur:

  • "Die Hornissen", 1966

  • "Begrüßung des Aufsichtsrates", 1967

  • "Der Hausierer", 1967

  • "Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt", 1969

  • "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter", 1970

  • "Der kurze Brief zum langen Abschied", 1972

  • "Wunschloses Unglück", 1972

  • "Die linkshändige Frau", 1976

  • "Das Gewicht der Welt. Ein Journal", 1977

  • "Langsame Heimkehr", 1979

  • "Die Lehre der Sainte-Victoire", 1980

  • "Der Chinese des Schmerzes", 1983

  • "Die Wiederholung", 1986

  • "Nachmittag eines Schriftstellers", 1987

  • "Die Abwesenheit", 1987

  • "Versuch über die Müdigkeit", 1989

  • "Versuch über die Jukebox", 1990

  • "Abschied des Träumers vom Neunten Land", 1991

  • "Versuch über den geglückten Tag", 1991

  • "Mein Jahr in der Niemandsbucht", 1994

  • "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien", 1996

  • "In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus", 1997

  • "Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos", 2002

  • "Don Juan (erzählt von ihm selbst)", 2004

  • "Die morawische Nacht", 2008

  • "Versuch über den Stillen Ort", 2012

  • "Versuch über den Pilznarren", 2013

  • "Tage und Werke - Begleitschreiben", 2015

  • "Vor der Baumschattenwand nachts", 2016

  • "Die Obstdiebin oder Einfache Fahrt ins Landesinnere", 2017

Theater:

  • "Weissagung", UA 1966

  • "Selbstbezichtigung", UA 1966

  • "Publikumsbeschimpfung", UA 1966

  • "Kaspar, UA 1968

  • "Das Mündel will Vormund sein", UA 1969

  • "Der Ritt über den Bodensee", UA 1971

  • "Die Unvernünftigen sterben aus", UA 1974

  • "Über die Dörfer", UA 1982

  • "Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land", UA 1990

  • "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten", UA 1992

  • "Zurüstungen für die Unsterblichkeit", UA 1997

  • "Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg", UA 1999

  • "Untertagblues", UA 2004

  • "Spuren der Verirrten", UA 2007 (als Oper von Philip Glass: UA 2013)

  • "Immer noch Sturm", UA 2011

  • "Die schönen Tage von Aranjuez", UA 2012

  • "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße" ,
    UA 2016

Auszeichnungen für Peter Handke

Eine Auswahl der bisherigen Auszeichnungen für Peter Handke in den Bereichen Literatur, Theater und Film:

  • 1967: Gerhart-Hauptmann-Preis

  • 1972: Peter-Rosegger-Literaturpreis des Landes Steiermark

  • 1973: Schillerpreis der Stadt Mannheim

  • 1973: Georg-Büchner-Preis

  • 1975: Filmband in Gold für das Drehbuch zu "Falsche Bewegung"

  • 1978: Französischer Filmpreis Prix Georges Sadoul

  • 1979: Preis der Gilde deutscher Filmtheater

  • 1983: Kulturpreis des Landes Kärnten

  • 1983: Franz-Grillparzer-Preis

  • 1985: Anton-Wildgans-Preis (abgelehnt)

  • 1986: Literaturpreis des Kulturfonds der Stadt Salzburg

  • 1987: Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur

  • 1987: Internationaler Literaturpreis Vilenica

  • 1988: Bremer Literaturpreis

  • 1991: Franz-Grillparzer-Preis

  • 1995: Schiller-Gedächtnispreis

  • 2004: Siegfried-Unseld-Preis für Literatur

  • 2007: Berliner Heinrich-Heine-Preis

  • 2008: "Njegos-Orden erster Klasse" der Republika Srpska

  • 2008: Thomas-Mann-Literaturpreis der Bayerischen Akademie der
    Schönen Künste

  • 2009: Franz-Kafka-Preis der Stadt Prag

  • 2009: "Goldenes Kreuz des Fürsten Lazar" (Orden einer serbischen
    Literatenorganisation)

  • 2010: Vinzenz-Rizzi-Preis des Zentralverbands Slowenischer
    Organisationen

  • 2012: Großer Kunstpreis des Landes Salzburg

  • 2013: Verdienstorden (Medalja za zasluge) der Republik Serbien in
    Gold

  • 2013: Einspieler-Preis des Rats der Kärntner Slowenen

  • 2014: Internationaler Ibsen-Preis

  • 2014: Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis

  • 2015: Ehrenbürger von Belgrad

  • 2016: Würth-Preis für Europäische Literatur

  • 2017: Serbischer Milovan-Vidakovic-Preis für Literatur

  • 2018: Nestroy-Theaterpreis für das Lebenswerk

  • 2019: Nobelpreis für Literatur

Handke in (alten) Zitaten

Zum Selbstverständnis

  • "Habt keine Angst vor mir. [...] Ich bin ein epischer Mensch im Sinne Tolstois. [...] Ich habe den Traum und habe die Kraft, universal zu sein." (Bei der Verleihung des Würth-Preises 2016)

  • "Ich habe nie Aktuelles behandeln können - im Gegensatz zu anderen Stückeschreibern. Es ist mehr ein präziser Tiefentraum vom Menschsein. Aber natürlich, wenn dieser Traum nicht auch das Aktuelle zumindest streift und zum Schwingen und zum Ondulieren bringt, hat es auch keinen Sinn." (Im APA-Interview 2016)

  • "Ich bin immer so größenwahnsinnig, dass ich denke: Mein Problem ist nicht nur meines. Sonst würde ich ja nicht schreiben." (ebendort)

  • "Einer meiner Lieblingssprüche ist: Lass Dich überraschen! Überrascht mich! Oder: Der ist für eine Überraschung gut. Das ist meine Ethik." (ebendort)

  • "Ich bin ein Eckensteher, ein Winkelsteher - aber nicht zur Strafe, sondern auch zum Sehen." (ebendort)

  • "Früher hab ich ab und zu etwas Provokantes gesagt", aber es gebe auch "Provozieren im guten Sinn". (Im ORF-Interview 2007)

  • "Zum Glück bin ich in vielem ein nicht gerade gespaltener Mensch, habe aber die Möglichkeit, mich aufzuspalten - um das Wort "schizophren" zu vermeiden. Sonst wäre ich auch kein Theaterautor geworden." (APA-Interview 2012)

  • "Ich bin kein Extremfall. Nur dadurch, dass ich eben der und der bin mit meiner Arbeit, wirkt es manchmal extrem. Aber im Grunde bin ich relativ normal - im Vergleich zu den meisten anderen Leuten. Kommt mir vor." (ebendort)

Zum Kulturverständnis

  • "Es gibt nur eine Kultur. Das Schöne ist: Diese eine Kultur hat unendlich viele Varianten - ob das die islamische Kultur oder die christliche ist." (APA-Interview 2016)

  • "Ich habe die Menschheit ja eigentlich nie verstanden. Aber jetzt verstehe ich sie noch weniger. [...] Ich habe gegen den Großteil der Medien keine Chance, und die Medien haben keine Chance gegen mich. Im Grunde ist es ein völlig sinnloses Gerangel." (2006 im "Standard" zur Debatte um die Verleihung des Heine-Preises an ihn)

  • "Ich habe den Eindruck, dass ich ein vertrauensvoller Mensch bin und dass ich dann manchmal eins drüber gezogen bekommen habe durch mein Öffnen. Und dass ich dann gemerkt habe, dass meine Melodie nicht ankommt, und ich die Tendenz entwickelt habe, mich zu verschließen oder auf der Hut zu sein." (APA-Interview 2012)

Zum Nobelpreis

  • Die Auszeichnung bringe mit ihrer "falschen Kanonisierung" der Literatur nicht viel Gutes. "Den Nobelpreis sollte man endlich abschaffen." (APA-Gespräch 2014)

  • "Na so was! Super! Unglaublich! Gewaltig! Da muss ich mich erst einmal setzen." (Gegenüber der APA als Reaktion auf den Jelinek-Nobelpreis 2004)

Zum Engagement für Serbien

  • Sein umstrittenes Erscheinen beim Begräbnis von Slobodan Milosevic sehe er nicht als öffentlichen Auftritt: "Ich bin als privater Mensch hingegangen. [...] Ich war auf eine Weise Trauergast für das gestorbene Jugoslawien. [...] Mich hat etwas Stärkeres angetrieben als die Möglichkeit des Bedenkens." (ORF-Interview 2007)

  • "Ich habe nie Partei ergriffen. Ich habe dieses unerzählte Land erzählt. [...] Ich habe immer Pathos und Nationalismus abgewehrt, wenn ich hier war." (Im "Zeit"-Interview 2007)

  • "Demokratie ist ein fadenscheiniges Wort geworden. Sie wird als Schwert gegen andere Länder verwendet. Um uns sind noch und noch kleine Diktaturen. [...] An Stelle der G7 müsste sich endlich die Welt zusammensetzen. [...] Es geht nicht mehr über Wohlverhalten und Weltbank und Almosen und Schurkenstaaten, denn es gibt nur noch Schurkenstaaten. Ganz abgesehen davon, dass ich Schurken manchmal lieber mag als Gentleman-Killer." (2001 im "News"-Interview)

  • "Ich bin durch die Vorfahren meiner Mutter zur Hälfte ein Kärntner Slowene, ich will aber nicht extra meine Brust freimachen und das drauftätowieren lassen." (Im ORF-Interview 2007)

  • "Stecken Sie sich Ihre Betroffenheit in den Arsch! Ihr tut so, als gehört Euch das Leid und die tausenden Toten, Sie Jammergestalt! Ich rede nicht mit Ihnen, hauen Sie ab!" (Bei einer Lesung im Wiener Akademietheater 1996)

Zu seinem Glauben

  • "Ich scheue mich, mich einen Christen zu nennen. Aber ich fühle mich in der Nachfolge Christi, ohne dass ich sein Nachfolger wäre. Er ist für mich die größte Gestalt in der Geschichte." (2006 im "Zeit"-Interview)

  • "Ich predige überhaupt nicht, obwohl ich nichts gegen schöne Predigten habe." (Im APA-Interview 2012)

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