Sein Vater war die Unterhaltungslegende Peter Alexander. Jetzt ist Sohn Michael Neumayer mit 56 gestorben. Er trug schwer am großen Namen - vielleicht zu schwer
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"Sohn von Peter Alexander stirbt mit nur 56 Jahren unter mysteriösen Umständen in der Türkei", schlagzeilten Zeitungen wie Onlineportale in Österreich und Deutschland. Für die Medien war das die Topstory: Denn Unterhaltungsgigant Alexander, der mit 50 Millionen verkauften Tonträgern, 30 Blödelfilmen und unzähligen TV-Shows zu einem der erfolgreichsten Entertainer im deutschsprachigen Raum aufstieg und auch fast acht Jahre nach seinem Tod eine riesige Anhängerschaft hält, produzierte schon zu Lebzeiten kaum Schlagzeilen. Und jetzt der Tod seines einzigen Sohnes, Michael Neumayer (so der bürgerliche Familienname), der es, eigentlich makaber, nur über die Prominenz seines Vaters in die Medien schaffte.
Gesundheitlich angeschlagen
So sehr auch seine Familie - Michael Neumayer hat aus erster Ehe zwei Kinder - und Freunde um Michi trauern, mysteriös, wie die Presse orakelt, oder gar überraschend war sein Ableben keineswegs. Er musste seinem der Gesundheit extrem unzuträglichen Lebensstil letztendlich Tribut zollen.
Neumayer lebte zuletzt in der Türkei. In der im Süden gelegenen Stadt Belek hatte er sich vor einem Jahr ein Haus gekauft, das er mit seiner Lebensgefährtin bewohnte. Vorletzte Woche ging es ihm gesundheitlich so schlecht - ein in Tageszeitungen erwähntes Blutgerinnsel im Kopf ist nicht bestätigt -, dass er in das örtliche Spital eingeliefert werden musste. Er verließ das Krankenhaus rasch gegen Revers. Schon Jahre davor hatte er versucht, fernab von Wien seiner akuten Sucht Herr zu werden, und siedelte sich in Sistrans, hoch über Innsbruck, an. Dem Vernehmen nach soll er sich als Tischler versucht haben.
An den Alkoholexzessen trug freilich sein Status als Promi-Sohn einiges an Mitschuld. Was tut man nicht alles, um auch als Peter-Alexander-Sohn in seiner Clique als cool zu gelten?
Großer Name, schwere Bürde
Der hochaufgeschossene junge Mann war eigentlich zurückhaltend und von stiller Natur und litt oft unter seinem großen Namen. Bei einem Skiurlaub im Tiroler Dorf Alpbach wurde Michi, wenn er als Letzter beim Skilift aufkreuzte, von seinen Freunden mit dem väterlichen Evergreen "Hier ist ein Mensch" begrüßt. "Der Michi hat sich nichts anmerken lassen", erinnert sich einer aus der damaligen Runde, "aber er hat darunter gelitten." Zur Linderung hatte Michi abends im Böglerkeller, der angesagten Dorfdisco, eine Flasche Whisky mit Namensschild auf dem Tisch stehen. Für einen Halbwüchsigen, vor allem damals, in den frühen 1980ern, eine reife Leistung. Klar, dass die Freunde, die mittrinken durften, was Michi ihnen übrig ließ, ihre Häkeleien stante pede einstellten.
Dabei entwickelte er allerdings ein veritables Alkoholproblem, das sich auch auf sein Privatleben signifikant auswirkte. Er schmiss seinen Job bei einer renommierten Innenstadtbank und verließ seine Familie - die erste Frau Rafaela, eine aparte Dunkelhaarige aus gutem und wohlbestalltem Haus, und die Kinder Lena und Philipp.
Völlig aus der Bahn geworfen hatte ihn der Versuch, als Immobilienmakler und Veranstaltungstycoon zu reüssieren. Der Discostadel Pußtatenne im burgenländischen Podersdorf sollte zum gehobenen Tanz-und Veranstaltungslokal Alexanderland werden, mit selbst gebrautem Bier und einem Auftritt des Vaters zur Premiere. Das Unternehmen misslang gründlich, der in diesem Metier völlig unerfahrene Michi Neumayer ließ sich von dem in der Wiener Szene als schillernde Figur bekannten Geschäftsmann Alfred Boden als zuletzt "persönlich haftenden Gesellschafter" in dessen BVV-Immobilienverwaltung Ges. m. b. H. überreden. Das Unternehmen "Alexanderland" scheiterte grandios Neumayer blieb auf einem Schuldenberg von sagenhaften 3,8 Millionen Euro sitzen. Letztendlich konnte es der Papa richten: Peter Alexander kam für die Verbindlichkeiten seines Sohnes auf.
Kinder als Hoffnungsträger
Österreichs größter Unterhaltungskünstler musste vor seinem Tod am 12. Februar 2011 noch zwei weitere Schicksalsschläge erleiden: 2003 verstarb seine Frau Hildegarde, sein Lebensmensch und Michis Mutter, nach einem Oberschenkelhalsbruch. Und 2009 kam seine Tochter, Michis Schwester Susi, bei einem Autounfall auf der thailändischen Ferieninsel Ko Samui zu Tode. Die Umstände des tödlichen Crashs von Susi, die als Malerin ihre berufliche Erfüllung gefunden hatte, sind bis heute nicht lückenlos aufgeklärt.
Über Bruder Michi brach nach dem Tod des Vaters ein millionenschwerer Geldregen herein, der jetzt auf seine beiden Kinder übergehen wird. Auch wenn Details aus dem Testament - sofern es überhaupt eines gibt - nicht bekannt sind.
Zuletzt zeigte sich Neumayer, schon gesundheitlich schwer gezeichnet, vor zwei Monaten bei der Hochzeit seiner Tochter Lena in der Toskana. Die attraktive 30-Jährige hatte ursprünglich vor, sich als Sängerin im Musicalfach zu etablieren. Sie genoss eine seriöse Stimmausbildung in den USA und verwarf die Pläne dann wieder. Bruder Philipp, 28, bereitet sich indes auf eine Laufbahn als Immobilienhändler vor.
Ehe und Jobaussichten: Gute Voraussetzungen also, dass die beiden letzten Mitglieder des Alexander-Clans in eine glücklichere Zukunft aufbrechen.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der News Ausgabe Nr. 3/19