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Maye Musk: Die Mutter des reichsten Mannes der Welt

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Maye Musk, Elon Musk
©Bild: Getty/LeSegretain
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Vor Kurzem wurde sie Mutter des reichsten Mannes der Welt -Elon Musk hat soeben den Titel geschafft. Auch ihre beiden anderen Kinder sind Millionäre. Vielleicht ist Maye Musks Familienmotto für den Erfolg verantwortlich: "Lebe gefährlich - mit Vorsicht".

Hätte man Maye Musk vor drei Jahrzehnten gesagt, dass ihr ältester Sohn einst der reichste Mann der Welt würde, hätte sie genickt. Sie hätte von der Zubereitung ihrer Sandwiches -die gab es aus Kostengründen statt einer warmen Mahlzeit - aufgesehen und etwas gesagt wie: "Schön. Ich wusste es!" Dann wäre sie, erfreut über die Nachricht, auf die Suche nach gebrauchter Schulkleidung für drei Kinder gegangen. Ein Dach überm Kopf und Essen im Bauch waren Luxus, für den sie dankbar war.

Maye Musk ist aus diesem Holz geschnitzt. Widerstandsfähig. Unweinerlich. Optimistisch. "Natürlich hatte ich Geldprobleme, aber man muss ja nicht unbedingt ins Kino gehen oder ins Restaurant. Man kann auf viel Luxus verzichten. Solange man ein Dach über dem Kopf und ein Bett hat, ist alles in Ordnung", kommentiert sie diese Zeit gegenüber der "FAZ".

Anfang dieses Jahres war es so weit: Maye Musks ältester Sohn, Gründer des Bezahldienstes PayPal, des Raumfahrtunternehmens SpaceX und des Elektroautoherstellers Tesla, überholte laut Bloomberg-Billionaires-Index mit einem Vermögen von 188 Milliarden US-Dollar Amazon-CEO Jeff Bezos. Elon Musk wurde Anfang 2021 zum reichsten Mann der Welt. Ein Mann, der seiner Mutter zufolge als Bub früh gelernt hat, unabhängig zu sein, früh seine Entscheidungen treffen und für diese Verantwortung übernehmen musste. Diese Erfahrung teilt Elon Musk, 49, mit seinen Geschwistern. Auch sie zimmerten daraus große Erfolge. Bruder Kimbal Musk, 48, unterstützt den Bruder im Aufsichtsrat bei Tesla und führt eine Restaurantkette, die gesunde Küche anbietet. Mit weiteren Unternehmen, etwa dem karitativen Projekt Big Green, organisiert er Gemüseanbau in Schulen und fördert städtische Landwirtschaftsunternehmen. Schwester Tosca, 46, ist Filmemacherin mit ihrer eigenen Streamingplattform Passionflix, wo Frauen wie Männer bezahlt werden.

Keine Angst im Gepäck

Fragt man die Mutter der beiden Millionäre und des Milliardärs, was sie richtig gemacht habe, klingt die Antwort zu einfach. "Meine Eltern erzogen mich, unabhängig zu sein, eigene Entscheidungen zu treffen und für diese verantwortlich zu sein. So erzog ich auch meine Kinder", ist Maye Musks Antwort in der "Abendzeitung".

In ihrer Biografie "Eine Frau, ein Plan" lässt sie einen tieferen Blick zu. Der erzählt von einer tief verwurzelten Abenteuerlust, die Musks Eltern auslebten. Die vier Kinder waren immer dabei. Maye Musk war zwei Jahre alt, als ihre Familie von Kanada nach Südafrika zog.

Der Vater, ein kanadischer Chiropraktiker, war Abenteurer und Querdenker. Er hatte die kanadische Politik als kommunistisch kritisiert und sich Feinde gemacht. So wanderte die Familie mit den fünf Kindern -neben Maye und ihrer Zwillingsschwester Kaye Bruder Scott, Schwester Lynne und Halbbruder Jerry -im Jahr 1960 nach Südafrika aus. "Wir fuhren von einem kleinen Ort in Saskatchewan in Kanada mit vier Kindern auf einem Frachtschiff. Können Sie sich das vorstellen?", so Maye in ihrem Buch. Und an späterer Stelle: "Wir scheinen alle Dinge zu tun, die sonst niemand tut, und wir wissen nicht, warum."

Das Familienmotto von Maye Musks Eltern war "Lebe gefährlich -mit Vorsicht". Mit eigenem Propellerflugzeug ohne Radio oder GPS flogen Mutter Winnifred und Vater Joshua die Kinder durch alle Kontinente. Im südafrikanischen Winter zog die Familie alljährlich durch die Wüste Kalahari. "Erst heute wird mir klar, wie gefährlich es war, mit fünf Kindern, Vorräten für drei Wochen und einem Kompass durch die Wüste zu fahren", kommentiert sie.

Eine schöne Kindheit mit unterstützenden Eltern beschreibt Musk. Aber auch Eltern, die sie nur abends kurz sah, weil sie so beschäftigt waren.

Kinder drängten zum Geständnis

Es ist ein Muster, das Musk weiterführte. Auch weil sie im Alter von 31 Jahren mit drei Kindern zwischen fünf und acht Jahren plötzlich Alleinerzieherin war. Als sie den Ingenieur Errol Musk geheiratet hatte, hatte sie ihren Bachelor in Diätetik und eine Praxis als Ernährungsberaterin in Pretoria. Nach einem Spitzenplatz bei einem Miss-Wettbewerb arbeitete sie zudem als Model. Trotzdem brauchte sie neun Jahre, um die Ehe mit dem gewalttätigen Mann 1979 zu beenden.

In "Eine Frau, ein Plan" berichtet sie zum ersten Mal davon. Ihre Kinder hätten sie ermutigt, auch das Unschöne zu erzählen, so Musk. "Ich hatte erst Sorge, dass das zu negativ wird. Aber meine Kinder meinten, die Leute müssten wissen, was ich durchgemacht habe", sagte sie im Gespräch mit der "FAZ".

Im Buch ist nachzulesen, wie der fünfjährige Elon die Mutter als Ältester vor der väterlichen Gewalt schützen wollte. "Elon boxte ihn in die Kniekehlen, damit er mich in Ruhe lässt. Seine beiden jüngeren Geschwister saßen weinend in der Ecke", so Maye Musk in der Biografie. Was damals kaputt ging, konnte die Zeit nach der Trennung, als Elon beim Vater lebte, nicht reparieren. 2017 beschrieb er seinen Errol Musk im Interview mit dem "Rolling Stone" als "schreckliches Wesen, das jede erdenkliche Grausamkeit begangen habe, die man sich vorstellen könne".

Die folgenden Jahre beschreibt Maye Musk trotz wirtschaftlicher Härte mit überraschender Leichtigkeit. Sie führte in ihrem Schlafzimmer als Büro ihre Arbeit als Ernährungsberaterin fort. Die Kinder halfen, indem sie wie Tosca Briefe tippten oder sich wie Elon um den Computer kümmerten. Kimbal entdeckte seine Liebe zu gesundem Essen und bekochte die Familie. Mit zwölf hatten die Kinder ihre bis heute wichtigsten Interessen entwickelt, erzählt die dreifache Mutter des Erfolgs.

"Wir nannten Elon auch das wandelnde Lexikon, weil er die Encyclopedia Britannica las und sich alles merkte. Internet gab es noch nicht, sonst hätten wir ihn sicher ,das Internet' getauft", beschreibt sie im Buch. Auch Elon Musks Anfänge lassen sich nachlesen: wie er mit zwölf den ersten Computer bekam und später sein erstes selbst programmiertes Computerspiel für 500 Dollar verkaufte.

Es war Elon Musk, der 1989 als Erster in Maye Musks alte Heimat Kanada zurückkehrte. Im Alter von 17 wanderte er aus, um seine Computerpläne voranzutreiben. Maye und Tosca folgten ihm ein halbes Jahr später, während Kimbal noch seine Schulzeit in Südafrika beenden wollte. In Kanada unterrichtete Maye Musk, arbeitete als Model und absolvierte noch ein Masterstudium in Ernährungswissenschaften. Während die Kinder langsam ausflogen, um die Welt zu verändern.

Geld, um die Welt zu verändern

Mitte der 90er hatten Elon und Kimbal mit dem Softwarepaket Zip2 ihre ersten Millionen gemacht. "Kimbal gründete eine Restaurantkette, die nur Zutaten vom Bauernhof verkocht, und stiftete Gärten für Schulen, wo Kinder keinen Zugang zu Obst und Gemüse haben. Tosca macht Filme, in denen die Frauen stark, selbstbewusst und intelligent sind. Und was immer Elon tut, es soll den Planeten retten", sagt Maye Musk nun zufrieden zur "FAZ".

Die 72-Jährige ist selbst Millionärin. Als Vortragende ist sie gefragt, auch als Model. Seit zwei Jahren ist sie das älteste Gesicht des Kosmetikriesen Covergirl. Dass Teenager bei Modeschauen Stars ignorierten, um Selfies mit ihr zu machen, belustigt sie. Ruhm und Reichtum hätten nicht viel verändert, meint sie mit der stoischen Fröhlichkeit, mit der sie die harten Zeiten schildert. Damals, als eine zerbrochene Milchflasche sie zum Weinen trieb, weil sie kein Geld für eine neue hatte.

Nach Geld gefragt, hat sich ihr Wertekompass nicht verändert. "Wenn meine Kinder Geld verdienen, fließt es in gute Dinge", betont sie dann.

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