Was passiert, wenn alle Frauen aufhören zu arbeiten? Dieser Idee folgt Mareike Fallwickls Roman „Und alle so still“, der im April erscheint. Im Herbst erstarkt eine Bewegung, in der Frauen Nein zu gesellschaftlichen Pflichten sagen. Ein Zufall?
Wie der Vorbote gesellschaftlichen Wandels prägt Mareike Fallwickls Roman „Und alle so still“ das vergangene Jahr. Die Salzburger Autorin und Literaturvermittlerin entwirft darin das Szenario eines stillen Protests der Frauen. Das Narrativ entspinnt sich um die Frage, wie schnell das System ohne die unbezahlte und unterbezahlte Arbeit von Frauen bröckelt.
„Aktuell verknüpfen wir Sorgearbeit so untrennbar eng mit Weiblichkeit, dass wir auf der einen Seite männliche Abwesenheit und auf der anderen Seite weibliche Überlastung kreieren“, erklärt die 41-Jährige zum Zusammenhang zwischen Feminismus und Care-Arbeit. „Zwölf Milliarden Stunden Care-Arbeit erledigen Frauen weltweit jeden einzelnen Tag, in Österreich hätte die Sorgearbeit während der zwei Pandemiejahre 45 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung ausgemacht.“
Wie punktgenau Fallwickls Kritik den Kern der gesellschaftlichen Schieflage trifft, macht das nach der Wahl von Donald Trump zum designierten US-Präsidenten erstarkte, feministische 4B-Movement deutlich. Frauen manifestieren damit ihren Protest und sagen Nein zu Sex, Dates, Kindern und Ehe.
Auch in Österreich schlägt Fallwickls feministische Literatur hohe Wellen, als im November SPÖ-Politiker Michael Lindner zurücktritt und ihren Roman „Die Wut, die bleibt“ (2022) als Auslöser nennt. Die Lektüre habe ihn bewogen, künftig mehr Verantwortung in seiner Familie zu übernehmen, so Lindner. Schon im Vorgänger-Roman skizziert Fallwickl, was passiert, wenn eine erschöpfte Mutter aufgibt und seziert schonungslos die Themen Care-Arbeit, Gewalt und Patriarchat. Eine Bühnenadaption wurde im August 2023 bei den Salzburger Festspielen am Landestheater Salzburg uraufgeführt.
Die Botschaft ist Zusammenhalt
Rückblickend auf das Jahr, in dem strukturelle Probleme, die sie schon lange aufzeigt, laut diskutiert werden, resümiert Fallwickl: „Ich denke, die Parallelität ergibt sich daraus, dass meine Romane sehr stark von der Realität und den Ereignissen um uns herum inspiriert sind. Ich finde es spannend, gesellschaftsrelevante Themen literarisch aufzugreifen und Geschichten aus dem zu weben, was uns aktuell beschäftigt. Und manche Entwicklungen sind vielleicht nicht so fiktiv, wie sie auf den ersten Blick aussehen.“
Im Fokus steht für Fallwickl, die die Zuschreibung „Queen der unbequemen Romane“ gern annimmt, eine positive Hoffnung für die Zukunft: „Die Kernbotschaft dieses Romans ist Zusammenhalt unter Frauen. Denn weibliche Solidarität ist das, was uns retten kann.“
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Mareike Fallwickl - Biografie
Mareike Fallwickl, 1983 in Hallein bei Salzburg geboren, lebt mit ihrer Familie im Salzburger Land. 2018 erschien "Dunkelgrün fast schwarz". 2019 folgte "Das Licht ist hier viel heller". Ihr Bestseller "Die Wut, die bleibt" war ein großer Erfolg bei Presse und Publikum. Die Bühnenfassung hatte im Sommer 2023 Premiere bei den Salzburger Festspielen. Mareike Fallwickl setzt sich für Literaturvermittlung ein, mit Fokus auf weiblichen Erzählstimmen.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 51+52/2024 erschienen.