Was da aus anonymer Quelle die Medien durcheilte, erschien Kundigen gleich seltsam: ORF-3-Chef Peter Schöber habe in einer Sitzung antisemitische Anwürfe gegen die frühere Direktorin des Jüdischen Museums, Danielle Spera, vorgebracht. Da sich der Sender wie kein anderer der Aufarbeitung und Bekämpfung des Ungeists verschrieben hat, war das ungläubige Erstaunen allgemein. Dann erklärte Danielle Spera selbst die Vorwürfe für absurd. Sie unterschrieb auch einen Offenen Brief, dessen namhafte Unterzeichner, unter ihnen die Spitzen der jüdischen Community, Schöber die Ehre erklären.
Offener Brief
Wien, 28.9. 2024
O F F E N E R B R I E F
Angesichts der gestern veröffentlichten Vorwürfe gegen ORFIII Geschäftsführer Peter Schöber möchten wir folgendes festhalten:
- Wir kennen Peter Schöber seit vielen Jahren als Programmmacher, der sich in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus und anderer antisemitischer Verbrechen journalistisch umfassend engagiert hat.
- Bei keiner Gelegenheit hat er sich je antisemitisch geäußert.
- Seine enge Zusammenarbeit mit jüdischen und zeitgeschichtlichen Institutionen hat viel dazu beigetragen, über die Ursachen und die Folgen von Antisemitismus aufzuklären.
- Schwerpunkte auf ORFIII wie etwa die Zeitgeschichte-Reihe über die Judenverfolgung in Europa, die Übertragung des jährlichen Fests der Freude auf dem Wiener Heldenplatz und der Gedenkfeierlichkeiten in Mauthausen sowie viele andere Programmstrecken zeugen davon, dass an seiner redlichen Einstellung zum Thema Antisemitismus aus unserer Sicht nicht zu zweifeln ist.
Unterzeichnende vom 1.10.
Claudia Prutscher
Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
Rabbiner Schlomo Hofmeister
Israelitische Kultusgemeinde Wien
Univ.-Prof. Mag. Dr. Klaus S. Davidowicz
Vorstand am Institut für Judaistik an der der Universität Wien
Hans-Jürgen Tempelmayr
Generalsekretär der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft a.D.
Danielle Spera
Direktorin Jüdisches Museum Wien a.D.
Jennifer Kickert
stv. Obfrau Jüdischer Friedhof Währing
Mag. Andrea Schellner
Vorstandsmitglied Jüdischer Friedhof Währing
Susanne Schober-Bendixen
Schriftführerin Jüdischer Friedhof Währing
Botschafter Dr. Emil Brix
Direktor der Diplomatischen Akademie Wien
Dr. Herbert Lackner
Journalist
Martina Salomon
Publizistin
Und auch eine gesonderte Stellungnahme von Timna Brauer:
„Peter Schöber habe ich stets als vollkommen aufrechten und integren Humanisten wahrgenommen.
In seinem Handeln ist er bestrebt, die Würde des Menschen ins Zentrum zu stellen, insofern sind für mich antisemitische Aussagen bei ihm unvorstellbar.“
Unterzeichnende vom 28.9.
Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb
Dr. Monika Sommer
Gründungsdirektorin des Hauses der Geschichte
Julya Rabinowich
Schriftstellerin
Prof. Herwig Hösele
Generalsekretär des Zukunftsfonds der Republik Österreich
Dr. Erwin Pröll
Mitglied des Zukunftsfonds der Republik Österreich
Mag. Max Kothbauer
Mitglied des Zukunftsfonds der Republik Österreich
Univ. Prof. Dr. Siegfried Meryn
KommR Dr. Georg Semler
Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen „Rudolfinervereins-Rotes Kreuz“
Georg Markus
Autor, Publizist
Günther Havranek
Obmann Verein Jüdischer Friedhof Währing
Heinz Sichrovsky
Gründungschefredakteur und Kulturchef Wochenmagazin News
Dazu die Stellungnahme des Vorsitzenden des Mauthausen Komitees Willi Mernyi:
„Peter Schöber ist ein Unterstützer und Mitkämpfer gegen Rassismus und Antisemitismus.
Er hat diese Einstellung als ORF III Chef mit der Übertragung des Fest der Freude, der Befreiungsfeier in Mauthausen und vieler Dokumentationen über die Außenlager von Mauthausen stets bewiesen.
Willi Mernyi
Vorsitzender Mauthausen Komitee“