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Ilkay Idiskut: Eine Lehrerin mit Herz

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©Robert Newald / picturedesk.com
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Rückblick: Bei der Berlinale feiert Ruth Beckermanns Film „Favoriten“ Premiere. In den Hauptrollen: die Kinder einer Volksschulklasse im zehnten Wiener Bezirk. Und ihre Lehrerin Ilkay Idiskut, die zu einer wichtigen neuen Stimme in Österreichs Bildungsdiskurs wird.

Bei der Premiere in Berlin wird sie mit tosendem Applaus bedacht. Und auch alle Zuschauer, die „Favoriten“ später im Kino sehen, verlassen die Vorführung mit einem Gefühl großen Respekts. Einfach toll, was diese Frau leistet. Ilkay Idiskut, Lehrerin jener Volksschulklasse, die Filmemacherin Ruth Beckermann in ihrem Dokumentarfilm mit dem doppeldeutigen Titel porträtiert: Favoriten wie der Wiener Problembezirk, Favoriten wie „Lieblinge“. 25 Kinder besuchen diese Klasse. Sie stammen aus Bulgarien, Syrien, Mazedonien, Tunesien oder Tschetschenien. Kein einziges spricht zu Hause Deutsch.

Eine „Problemklasse“ an einer „Brennpunktschule“, würde man im öffentlichen Diskurs sagen. Aber Beckermanns vorurteilsfreier Blick und Idiskuts pädagogische Wärme verweigern solche Zuschreibungen, ohne die Schwierigkeiten schönzureden. Als sich Idiskut am Ende des Films in die Babykarenz verabschiedet, fließen die Tränen. Auf der Leinwand, aber auch im Zuschauersaal.

Wir brauchen wirklich Veränderung, wenn wir wollen, dass aus diesen Kindern etwas wird

Ilkay IdiskutVolksschullehrerin

Gedreht wurde Favoriten in den Jahren 2021 bis 2023. Ilkay Idiskut arbeitet mittlerweile an einer Volksschule in Ottakring. Und ist zu einer wichtigen Stimme im heimischen Bildungsdiskurs geworden. „Wir brauchen wirklich Veränderung, wenn wir wollen, dass aus diesen Kindern etwas wird“, sagt sie im News-Interview. „Wenn sie die Lehrer oder Polizistinnen von morgen werden sollen, dann muss jetzt schleunigst etwas passieren.“ Idiskut ist dafür, Ressourcen bedarfsorientiert zu verteilen. Wichtig wäre es auch, für eine bessere Durchmischung in den Schulen zu sorgen, sagt sie. „Viele Kinder bewegen sich ausschließlich in ihrer eigenen Community. Wenn sie dann in die Schule kommen, sprechen sie zehn Wörter Deutsch. Man müsste mit der Sprachförderung viel früher anfangen.“

Integration geht alle an

Integration, ist Idiskut überzeugt, kann nicht nur Sache der Schule sein, sondern muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet werden. „Als ich in der Volksschule war, hatte ich eine Nachbarin, die immer meine Deutschtexte korrigiert hat. Solche Menschen braucht es. Ich weiß, wie schwierig es sein kann. Die Kinder führen sich auf und sie kennen oft die Regeln nicht. Aber es sind Kinder. Wir müssen ihnen gemeinsam helfen.“

Die Schülerinnen und Schüler aus Ilkay Idiskuts Klasse in der Volksschule Bernhardtstalgasse in Favoriten sind inzwischen zwölf bis 13 Jahre alt. Sechs haben es ins Gymnasium geschafft, die anderen sind in der Mittelschule glücklich, erzählt Idiskut. „Ich treffe immer wieder Personen, die sie jetzt unterrichten, und die mir berichten, dass sie total lernwillig sind und wirklich etwas schaffen wollen. Ich glaube, sie haben gute Aussichten.“

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 51+52/2024 erschienen.

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