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Gebildet, aber leichtgläubig: Nicht nur „Dumme“ fallen auf Fake News rein

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Gebildete fallen weitaus häufiger auf Falschinformationen rein, als sie zugeben würden und Ältere können falsche von wahren Schlagzeilen besser als Junge unterscheiden. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Max-Planck-Instituts, die noch weitere spannende und überraschende Erkenntnisse liefert.

Soziale Medien sind zu einer der wichtigsten Quellen für Nachrichten und News geworden. Fast fünf Milliarden Menschen weltweit beziehen ihre Nachrichten über Facebook, TikTok und Co. Das Problem dabei: Soziale Medien öffnen der Verbreitung von Falschinformationen Tür und Tor. Welche User:innen hingegen besonders anfällig für Fake News sind, ist – trotz umfangreicher Forschung – noch weitestgehend unklar.

Hochrelevante Erkenntnisse

Forschende des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung wollen hier Licht ins Dunkel bringen und haben im Rahmen einer Metaanalyse mit Daten aus den USA untersucht, wer besonders anfällig für Online-Fehlinformationen ist und warum. „Es gibt derzeit eine Flut an Forschung zu Fehlinformationen, aber bei der Menge an Arbeiten wird es zunehmend schwieriger, die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Faktoren zu erkennen“, erklärt Mubashir Sultan, Hauptautor der in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlichten Arbeit.

Mitautor Ralf Kurvers, Senior Research Scientist am Forschungsbereich Adaptive Rationalität des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, ergänzt: „Der 'Global Risks Report 2024' des Weltwirtschaftsforums identifiziert Fehlinformationen als eines der größten Risiken für die Welt in den nächsten zwei Jahren. Angesichts des Aufstiegs des Rechtspopulismus sind die Ergebnisse der Studie hochrelevant und könnten Debatten darüber beeinflussen, wie Fehlinformationen in verschiedenen demografischen Gruppen am besten bekämpft werden können.“

Überraschende Ergebnisse

Ihre Metaanalyse zeigt überraschende Muster, wie demografische und psychologische Faktoren – darunter Alter, Bildung, politische Identität, analytisches Denken und motivierte Reflexion – die Fähigkeit von Menschen beeinflussen, die Richtigkeit von Informationen einzuschätzen. Das wohl überraschendste Ergebnis: Personen mit einem höheren Bildungsniveau sind genauso anfällig für Fake News wie Menschen mit einem niedrigeren Bildungsstand.

Dass die Höhe des Bildungsabschlusses keinen signifikanten Einfluss auf die Fähigkeit hat, zwischen wahren und falschen Informationen zu unterscheiden, widerspricht der weit verbreiteten Annahme, dass höher gebildete Personen weniger anfällig für Fehlinformationen seien. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil höhere Bildung eigentlich kritisches Denken fördert.

Je älter, desto skeptischer

Die Analyse hat auch zutage gefördert, dass ältere Erwachsene besser darin sind, wahre von falschen Schlagzeilen zu unterscheiden, als jüngere Erwachsene – obwohl den Älteren in der Regel viel öfter das Vorurteil anheftet, dass sie anfälliger für Fake News seien. Ältere Erwachsene waren zudem skeptischer und tendierten eher dazu, Schlagzeilen als falsch einzustufen. Paradoxerweise hat die bisherige Forschung jedoch wiederholt gezeigt, dass sich ältere Erwachsene häufiger mit Fehlinformationen beschäftigen und diese online teilen.

Die Metaanalyse bestätigt zudem frühere Untersuchungen, die zeigen, dass sich Republikaner häufiger von Fehlinformationen täuschen lassen als Demokraten. Republikaner sind oft weniger genau bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit von Nachrichten und neigen dazu, mehr Schlagzeilen als wahr einzustufen, während sich Demokraten skeptischer geben. Personen mit höheren analytischen Denkfähigkeiten – das heißt, die besser darin sind, Informationen logisch zu bewerten, Muster zu erkennen und Probleme systematisch zu lösen – schneiden insgesamt besser ab und sind skeptischer, sprich sie tendieren dazu, Nachrichten als falsch zu klassifizieren.

Analytisches Denken vs. die eigene Urteilsfähigkeit

Welchen Einfluss hat hingegen die politische Einstellung? Die Metaanalyse bestätigte frühere Studien, die zeigen, dass sich Republikaner häufiger von Fehlinformationen täuschen lassen als Demokraten. Republikaner waren weniger genau bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit von Nachrichten und neigten dazu, mehr Schlagzeilen als wahr einzustufen, während Demokraten skeptischer waren. Personen mit höheren analytischen Denkfähigkeiten schnitten insgesamt besser ab und waren skeptischer.

Menschen halten News, die ihrer politischen Identität entsprechen, eher für wahr und lehnen Nachrichten ab, die nicht mit ihrer politischen Identität übereinstimmen – ein Phänomen, das als parteiische Verzerrung bekannt ist. Ein kontraintuitiver Befund war jedoch, dass Personen mit höherem analytischem Denken stärker von parteiischer Verzerrung betroffen waren. Diese Tendenz ist als motivierte Reflexion bekannt, ein kognitiver Prozess, bei dem analytisches Denken gegen die eigene Urteilsfähigkeit arbeitet, um bestehende Überzeugungen, Werte oder politische Zugehörigkeiten zu schützen.

Die Kraft der Vertrautheit

Der stärkste Effekt in der Metaanalyse war der Einfluss der Vertrautheit. Wenn Teilnehmende angaben, eine Nachrichtenschlagzeile bereits gesehen zu haben, hielten sie diese eher für wahr. Dieses Ergebnis unterstreicht die Gefahr der wiederholten Exposition gegenüber Fehlinformationen, insbesondere in sozialen Medien.

„Die Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Medienkompetenz und kritisches Denken frühzeitig in die Schulcurricula zu integrieren. Jüngere Erwachsene, die als ‚Digital Natives‘ gelten, waren weniger in der Lage, zwischen wahren und falschen Nachrichten zu unterscheiden“, fährt Ralf Kurvers fort. Daher sind effektivere und altersgerechte Programme zur Förderung der Medienkompetenz für diese Gruppe entscheidend.

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