News Logo
ABO

Gabriela Bacher: Die Aktivistin

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
9 min
Filmproduzentin Gabriela Bacher

©News/Matt Observe
  1. home
  2. Aktuell
  3. Menschen

Die Initiative "Ein Versprechen für die Republik" bittet 1.500 Kandidaten und Kandidatinnen zum Nationalrat um das Versprechen, eine FPÖ-Regierungsbeteiligung nicht zu unterstützen. Das ist die Frau hinter der Initiative, Gabriela Bacher.

© News/Matt Observe

Steckbrief

Gabriela Bacher

geboren
14.07.1960
Geburtsort
Wien
Beruf
Österreichische Filmproduzentin

Gabriela Bacher ist eine renommierte österreichische Filmproduzentin mit einer internationalen Karriere in der Film- und Fernsehindustrie. 1998 gründete sie ihre Produktionsfirma Primary Pictures. Bacher ist zudem CEO von Summerstorm Entertainment und arbeitet von Berlin und Los Angeles aus.

Zu ihren jüngsten Produktionen zählen:

- TV-Serie "Schnee" (2023)

- "Endless" (2020)

- "The Aspern Papers" (2018)

- Siberia – Tödliche Nähe (2018)

Trump-müde ist sie aus den USA nach Österreich zurückgekommen. Seit gut drei Jahrzehnten war Gabriela Bacher hauptsächlich in Kalifornien in der Filmindustrie tätig. In den späten 8oer-Jahren wurde Los Angeles zur Wahlheimat der heute 64-jährigen Wienerin. Sie baute das Westküstenbüro der Kirch-Gruppe auf, koordinierte transatlantische Produktionen der Constantin Film, gründete 1998 ihre Firma Primary Pictures und leitete in Berlin als CEO des Studios Babelsberg die Modernisierung des berühmten Filmstudios.

Mit ihrer Produktionsfirma Primary Pictures produzierte sie zuletzt die Serie ,,Schnee"(2023) mit Brigitte Hobmeier, einen Mystery-Thriller vor dem Hintergrund des Klimawandels. Natürlich sieht Bacher neben dem Entertainment-Aspekt die gesellschaftspolitische Rolle der Filmbranche. Viel habe sich zum Glück zum Positiven entwickelt, erzählt sie. Der gelebte Feminismus, den man an der aktuellen Dichte vieler großartiger Protagonistinnen in Filmen ablesen kann, gehört dazu.

Doch jetzt galt es für Bacher, mehr zu tun und über das Filmschaffen hinaus ein Zeichen zu setzen. Was sie in drei Dekaden in den USA beobachtet hat, ist als prägend zu bezeichnen. Im politischen Geschehen dieser Zeit hat sie die Präsidentschaft von Donald Trump als erschreckende Zäsur erlebt.

Es brauchte Mut

"Es war erstaunlich, zu sehen, wie schnell wahnsinnig viel kaputtgehen kann und wie lange es braucht, Dinge wieder aufzubauen", sagt Bacher über diese Zeit. Sie meint nicht bloß Details wie beendete Klimaschutzprogramme und die Umbesetzung von Richtern und Richterinnen. Vor allem meint sie den veränderten Ton in der Gesellschaft, eine neue Form der Gehässigkeit. ,,Das Schlimme an Trump war der populistische Rechtsruck, der jeden Andersdenkenden zum Feind erklärt hat, dieses Instrumentalisieren von Angst", beschreibt sie klar und unaufgeregt.

Zurück in der Heimat beobachtete sie eine ähnliche Entwicklung und entschloss sich -nicht leichtfertig -, dagegen auftreten zu müssen. ,,Oh ja, es brauchte Mut", gibt sie zu. ,,Aber mein Gefühl war, als wären wir Frösche im warmen Wasser, die darauf warten, gekocht zu werden." Es galt, etwas zu tun gegen die Sorge, dass die kommende Wahl zum Selbstläufer wird, ,,weil die FPÖ in Österreich schon dreimal in der Regierung war und als eine Partei wie jede andere gesehen wird". Deshalb fehle die Brandmauer, umschreibt Bacher ihr alarmiertes Gefühl.

Blurred image background

 © News/Matt Observe

Wir müssen aufpassen, dass wir uns diese immer noch sehr gute Welt, in der wir in Frieden leben, nicht schlechtreden lassen

Nichts schlechtreden lassen

Wie einst bei Trump, der in seiner Inaugurationsrede den düsteren Begriff "American Carnage" (amerikanisches Gemetzel) prägte, erlebe sie auch hier, wie die FPÖ Angst durch düstere Szenarien schüre. ,,Wir müssen aufpassen, dass wir uns diese immer noch sehr gute Welt, in der wir in Frieden leben, nicht schlechtreden lassen. Wir leben in einer sozial-marktwirtschaftlich geprägten Demokratie und können uns aussuchen, ob wir konstruktiv miteinander auf die Herausforderungen der Zukunft eingehen oder ob wir uns einreden lassen, dass der Zug abgefahren und alles kaputt ist", sagt Bacher, "Es sind herausfordernde Zeiten, aber es ist nichts kaputt."

Es ist acht Jahre her, seit Gabriela Bacher zuletzt politisch aktiv wurde. Im US-Wahlkampf 2016 engagierte sie sich für Hillary Clinton. Es war Basisarbeit am Telefon, bei der sie US-Bürger anrief, mit viel Empathie versuchte, diese zu einem Gespräch zu bewegen und ihnen nahezulegen, demokratisch zu wählen. "Eine wichtige Erfahrung", wie Bacher sagt. Politisch interessiert sei sie schon immer gewesen, erzählt die Tochter des langjährigen ORF-Generalintendanten Gerd Bacher.

"Bei uns zu Hause wurde sehr viel über Politik gesprochen. Mein Vater und ich haben uns sehr geliebt und unheimlich gestritten. Wir waren politisch nicht immer einer Meinung", beschreibt sie ihre politische Sozialisierung. ,,Jetzt wäre mein Vater aber an meiner Seite", ist sie überzeugt.

Die bürgerliche Mitte hat die Wahl

Nun gilt es für Bacher, die bürgerliche Mitte aufzurütteln. "Jene Menschen, die möglicherweise keine Gefahr in einer schwarz-blauen Koalition sehen. Es wäre eine Koalition der FPÖ und ÖVP und nicht umgekehrt. Jene Menschen, die nun die Wahl haben, von Rechtspopulisten mitgenommen zu werden oder nicht", beschreibt Bacher das Ziel ihrer Initiative "Ein Versprechen für die Republik".

Wie über 100 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, die die Initiative unterstützen, ist sie überzeugt, dass eine Regierungsbeteiligung der FPÖ nach der Nationalratswahl am 29. September 2024 anders aussehen würde als zuvor. ,,Weil sich die Partei weiter radikalisiert hat und besser organisiert ist, würde sie in der Regierung den konsequenten Abbau des Rechtsstaats und den rigorosen Umbau unserer Republik betreiben. Beides wäre verheerend für unsere Bündnisfähigkeit, unsere Wirtschaft, den inneren Frieden und den Kampf gegen den Klimawandel", argumentiert die Initiative in ihrem Brief an 1.500 Kandidaten und Kandidatinnen zum Nationalrat.

Weniger als die Hälfte der Unterstützer kommt aus der Kultur-und Kunstszene, es finden sich Wissenschaftler, Ärzte, ehemalige Politiker, eine ganze Reihe von Vertretern des bürgerlichen Österreichs, beschreibt Bacher die Riege der Unterstützer.

Bacher: ,,Es ist eine Chance, Kandidierende direkt anzusprechen und Wählern und Wählerinnen Orientierung für die Vorzugsstimme zu geben. Wir verstehen es als Chance zur gelebten Demokratie, denn das freie Mandat ist ein hohes Gut."

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 37/2024 erschienen.

Politik InlandKultur

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER