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"Für mich war er ein großer Meister!"

In Kooperation mit Grabmayr Estate KG
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©Matt Observer
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In einer Zeit, in der die Malerei mal wieder totgesagt war, hat Franz Grabmayr unbeirrt an ihr ­festgehalten und wurde so zum Mentor seines Künstlerkollegen Herbert Brandl – in Teil vier der Serie teilt dieser Erinnerungen an seinen Freund.

"Eigentlich war es der Damisch, der mich damals auf den Franz aufmerksam gemacht hat", erinnert sich Herbert Brandl. Damals war 1979, und der Damisch ist niemand Geringerer als der großartige Gunter Damisch, der mit seinem "Welten"-Œuvre reüssierte und zeitlebens zu Brandls besten Freunden zählte. "Ich habe damals gerade an der Angewandten studiert, Gunter an der Bildenden – er war der viel Umtriebigere von uns beiden und wusste immer ganz genau, was sich in der Szene tat. So bin ich damals auch auf die Franz-Grabmayr-Ausstellung in der BAWAG und somit auf den Künstler per se aufmerksam geworden." Gesehenes stieß sogleich auf Begeisterung: "Seine Malerei hat mir derart gut gefallen, dass ich mir damals mit meinem letzten zusammengekratzten Geld ein Werk gekauft habe – ein pastöses, schweres ­Ölbild." Bis heute ist die schneeverwehte Sandgrube in Brandls Besitz und wird das auch immer bleiben. Weitere Werke besitzt er keine. "Hie und da habe ich mal etwas von Künstlerfreunden gekauft, aber Sammler bin ich keiner – wobei, ganz stimmt das natürlich nicht", schmunzelt er und deutet, Gesagtes begleitend, auf seine Bonsais vor dem Atelier und den Schaukasten voller Mineralien hinter sich.

Doch auch in Zusammenhang mit ­Grabmayr ist das Verb "sammeln" in Brandls Fall nicht ganz unpassend – nicht im Sinne einer Quantität an Werken, sondern vielmehr einer Qualität an Momenten. Denn was sich fortan zwischen den beiden Künstlern bei Brandls etlichen Besuchen in Grabmayrs Wiener Atelier entwickelte, war eine enge Freundschaft. Nicht umsonst fällt der Name Franz Grabmayr oftmals im Zusammenhang mit einer Generation an Künstlern, der er als Vorbild gedient haben soll – der Generation Herbert Brandls, jener der Jungen Wilden: "Ob er den anderen als Inspiration diente, kann ich nicht sagen – für mich war er jedenfalls ein großer Meister, den ich wirklich geliebt und bewundert habe." Brandls Bewunderung rührt nicht von ungefähr: "In der Kunst sucht man immer nach Künstlern, deren Schaffen dem eigenen ähnlich ist – nach einem älteren Meister, der rechtfertigt, was du tust. Franz hat in einer Zeit, in der konzeptionelle Kunst auf dem Vormarsch war und die Malerei mal wieder totgesagt wurde, entgegen aller Trends mit stoischer Ruhe an seiner Arbeit festgehalten. Das hat mir damals als viel jüngerem Maler schwer imponiert."

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 © Nachlass: Grabmayr

Was Brandl außerdem fasziniert hat? "Dass er es – im Gegensatz zu mir, der wahnsinnig gesellschaftssüchtig war – geschafft hat, sich der Gesellschaft zu entziehen, und sich nie dem vermeintlichen Zwang ergeben hat, als Künstler in der Szene zu partizipieren. Er blieb sich selbst stets treu." Mehrmals besuchte er seinen Meister an seiner Schaffen­sstätte im Waldviertel. "Ein karger, puristischer Bauernhof fernab jeglichen Schicks", erinnert er sich. "Er ist aber nicht aufs Land gezogen, weil das zum damaligen Zeitpunkt zum guten Ton gehörte, sondern weil er das Ursprüngliche und diese asketische Lebensweise, die Abgeschnittenheit zum Leben brauchte, um zu funktionieren."

Dass sein Freund heute in der ALBERTINA zu sehen ist, freut Brandl ungemein: "Als ich davon erfahren habe, hatte ich das Gefühl, der Franz freut sich. Und dass sich sein Sohn Jakob so eifrig um das väterliche Lebenswerk kümmert, wäre für ihn wohl die reinste Freude. Ich hoffe, dass dem Franz seine große Zeit noch kommen wird – wie heißt es schon: Das Geheimnis der Kunst ist bekanntlich das lange Liegenlassen, ehe sie entdeckt wird."

Franz Grabmayrs MATERIALSCHLACHTEN

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