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„Man kann die Qualität seiner Werke spüren!“

In Kooperation mit Grabmayr Estate KG
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Aktualisiert
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5 min

Ein großformatiges Tanzbild auf Molino ziert das Büro von Staatsoperndirektor Bogdan Roščić – „die Arbeit zeigt Grabmayrs Obsession für die unendliche Vielfalt und Schönheit der Welt, des Lichtes und der Farben.“

©Peter Mayr
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In Teil fünf der Serie teilt Staatsoperndirektor Bogdan Roščić seine Bewunderung für Franz Grabmayr. Seit 4. September zeigt das Haus am Ring ebendort entstandene Arbeiten des Ausnahmekünstlers

Dass Kunst an der Wiener Staatsoper omnipräsent ist, ist nicht weiter verwunderlich – allabendlich wird in der Saison gesungen und getanzt. Bildende Kunst hingegen mag man hier ausschließlich in gezeigter Form vermuten. Doch der Blick ins Oeuvre Franz Grabmayrs belegt Gegenteiliges: „Oper 1970-1980“ prangt auf einer Mappe aus Karton. Darin finden sich knapp 30 Arbeiten – gefertigt in unterschiedlichsten Ausführungen und vom Künstler zu Lebzeiten selbst zusammengestellt, ist die wohl-kuratierte Auswahl Zeugnis einer zehn Jahre währenden Schaffensphase und Beleg dafür, dass die Geschichte des Hauses am Ring nicht ausschließend darstellende Kunst hervorbrachte. „Ich glaube tatsächlich, dass es das an der Wiener Staatsoper nur einmal gegeben hat“, sinniert Bogdan Roščić, der seit Sommer 2020 Direktor der Wiener Staatsoper ist.

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Tanzbild aus Tusche

 © Grabmayr Estate GmbH

Wie es dazu kam, dass Grabmayr in den 70er Jahren – zumindest während der kalten Jahreshälfte, als er seine Pleinairmalerei aufgrund der Waldviertler Kälte unterbrechen musste – beinahe täglich an der Oper malte, ist Roščić nicht bekannt. „Generell weiß man hier am Haus weniger über die damalige Zeit, als man meinen möchte“, so der Hausherr. „Lediglich einige Erzählungen damaliger Tänzerinnen und Tänzer sind uns bekannt. Natürlich kann man einen solchen Schaffensprozess nicht dekretieren, das kam auch damals aus einer tieferen Quelle.“ Rund eine Dekade war die Oper schließlich Grabmayrs Winteratelier, in dem er fand, was ihm sonst lodernde Feuer oder reißende Gebirgsbäche offerierten – Dynamik, die sein Oeuvre als Konstante begleitet. Die Bewegung, die Dynamik des Tanzes, war es, was ihn faszinierte und was er, während der Proben am Bühnenrand kniend und abends, während der Vorstellung, von der sogenannten Gasse aus beobachtend, in abstrahierter Darstellung virtuos zu Papier brachte.

Anfang der 80er Jahre endete schließlich das Kapitel Grabmayrs an der Staatsoper: „Lorin Maazel, damaliger Direktor des Hauses und bedeutender Dirigent, sah es als zu gefährlich an, Grabmayr in dieser Form weiterarbeiten zu lassen.“ Ob malerisches Schaffen unter Roščićs Direktion denkbar wäre? „Selbstverständlich“, zeigt er sich begeistert. „Zwar würde nicht jede Produktion die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen, aber mir fallen sofort einige ein, die mit ein wenig gutem Willen und Begeisterung für einen großen Künstler durchaus geeignet wären.“

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Tanzender Torso

 © Grabmayr Estate KG

Als solch großen Künstler sieht Roščić ohne Frage auch Franz Grabmayr, auf den er über dessen Künstlerkollegen und Bewunderer Herbert Brandl aufmerksam wurde: „Das Alleinstehen dieses großartigen Künstlers, dessen Qualität man immer unmittelbar spürt, die unbedingte Echheit und Kompromisslosigkeit begeistern mich.“ Ausdruck dieser Begeisterung ist eine großformatige Molino-Arbeit, die seit einigen Jahren das Büro des Staatsoperndirektors ziert.

Seit 4. September hat die Arbeit nun beste Gesellschaft – 22 der Tanz-blätter, die Inhalt der eingangs erwähnten Mappe sind, kehren im Rahmen einer Ausstellung dauerhaft an ihren Schaffensort zurück: „Man spricht in der Kultur so gerne von interdisziplinärem Arbeiten – oft kommt dabei jedoch nur jene gepflegte Fadesse heraus, die in der Kunst die Strafe für zu viele ehrenwerte Vorsätze ist. Aber bei Grabmayrs Faszination für das Ballett und seiner Präsenz an der Staatsoper haben wir wirklich den seltenen Fall, dass sich Künste auf eine neue, echte, relevante Weise verbinden. Ich bin stolz darauf, dass diese großartigen Arbeiten im Haus am Ring entstanden sind. Sie in einer von Robert Fleck sorgfältig kuratierten und publizistisch begleiteten Form unserem Publikum zeigen zu können, ist eine große Sache.“

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