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Farbentanz an der Wiener Staatsoper

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©Grabmayr Estate
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Von 1970 bis 1980 revolutionierte der Materialkünstler Franz Grabmayr sein graphisches Werk an der Wiener Staatsoper. Die damals entstandenen Tanzblätter sind Zeugnis dieses einmaligen Schaffensprozesses. 22 dieser Arbeiten – vom Künstler zu Lebzeiten selbst kuratiert – kehren ab 4. September an das Haus am Ring zurück.

Es war die Natur, die Grabmayr früh zu seinem Leitmotiv machte. Doch sanft anmutende Landschaftsbilder des Frühwerks sind selten anzutreffen – schnell wuchs die Sehnsucht nach Dynamik. Die simple Landschaft musste kraftvollem Naturschauspiel weichen: Längst aus dem Landschaftsbild verschwundene, für ihn nachgestellte Kornmandln und Strohbinkel, brennende, lodernde Wurzelstücke, reißende Gebirgsbäche und die Sandgrube, der er auf seinem fahrenden Atelier, einem Traktor, die gewünschte Dynamik einhauchte, wurden zu den Protagonisten seiner Arbeiten. En plein air entstand sein wortwörtlich gewichtiges Hauptwerk aus pastöser Ölfarbe, das in der Kunstgeschichte seinesgleichen vergeblich sucht.

Die Oper als Atelier

Doch die raue Kälte des Waldviertler Winters machte das Arbeiten für Grabmayr – der zunächst ein Atelier ohne Strom und fließend Wasser bewohnte – unmöglich. Tatenloses Fristen? Nicht im Sinne des Künstlers. An der Wiener Staatsoper findet er die sein Werk kennzeichnende Konstante der Dynamik. Aus pekuniären Gründen und Wohlwollen eines hochrangigen Kontaktes in die Staatsoper, der heute niemandem bekannt ist, wird das Haus am Ring für zehn Jahre zu Grabmayrs Winteratelier.

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 © Grabmayr Estate

 Zehn Jahre des akribischen Sehens – Grabmayrs Paradedisziplin – werden zur entscheidenden Phase seines graphischen Werkes. Während der Proben arbeitet er vom Rand des Ballettsaals aus, während der Aufführungen kniet er über seine Papierbögen gebeugt in der ersten Gasse. "Man musste aufpassen, dass man beim Abgehen von der Bühne nicht über ihn drüber fällt", erinnert sich eine Zeitzeugin aus dem Staatsopernballett. Bei ihr und den Kolleg:innen stößt Grabmayr auf Wohlwollen – wird gewissermaßen "Teil des Inventars".

Mit taxierendem Blick

Seine Augen stets auf die Tänzerinnen und Tänzer gerichtet – wandern Kohlestift und Tuschepinsel scheinbar ferngesteuerte über die Papierbögen. Sind anfangs noch Figuren aus dem Ballett erkennbar, abstrahiert Grabmayr über die aktive Dekade zusehends. Was letztlich bleibt, ist die farbenprächtige Übersetzung der Dynamik des Tanzes in Grabmayrs einzigartige, graphische Bildsprache.

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 © Grabmayr Estate

 22 dieser Arbeiten – gefunden in einer von Grabmayr selbst zusammengestellten Mappe mit dem Titel "Oper 1970-1980" – sind ab 4. September im Rahmen einer von Robert Fleck kuratierten Ausstellung zu sehen. Ehe sie im Anschluss dauerhaft an ihre Schaffensstätte zurückkehren.

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