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Christian Harisch: Der König von Kitz

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Christian Harisch

Christian Harisch

©IMAGO / Carsten Dammann
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Der Hotelier, Immobilien-Unternehmer und Anwalt Christian Harisch ist nicht nur in seiner Heimatstadt Kitzbühel eine große Nummer. Der smarte, aber umstrittene Touristiker hat sich ein Firmenimperium aufgebaut, eröffnet in Kürze das teuerste Hotel Deutschlands, errichtet exklusive Luxusvillen und eckt mit seinen politischen Aussagen immer wieder an.

In Kitzbühel ist er eine fixe Größe und auch außerhalb Tirols wird Christian Harisch immer öfter wahrgenommen. Und das nicht nur von Urlaubern, die so wie jetzt in den Semesterferien mit einem seiner zahlreichen Betriebe in der Gamsstadt in Berührung kommen. Spätestens seit seinen Forderungen nach Lockdowns für die Tourismusbranche im Vorjahr und heuer zu Jahresbeginn hat Harisch für Wirbel und Diskussionen in Politik und Wirtschaft gesorgt. Ebenso wie mit seiner Kritik an der Sperrstundenregelung in Zusammenhang mit einem Après Ski Video eines Start up Millionärs beim ausgelassenen Feiern in einem Kitzbüheler Lokal, das österreichweit zum Aufreger wurde.

"Mit der ursprünglichen K1 Quarantäne konnte man nicht arbeiten deshalb war meine Forderung, entweder die K1 Regel aufzuheben oder einen Lockdown zu verhängen", sagt Harisch, der die jetzt verkündeten Öffnungsschritte für die nächsten Wochen als "völlig richtig" bezeichnet. "Die Sperrstundenregelung war der größte Schwachsinn, den man sich vorstellen kann. Wenn jemand von 20 bis 22 Uhr essen geht und mit 50 weiteren Gästen im Lokal sitzen bleibt, was soll da schon passieren?" Aber so hätten "alle um 22 Uhr bei der Tür raus" und "dicht an dicht auf Taxis warten müssen", so Harisch. "Und danach sind alle in ganz Österreich nach Hause, um weiterzufeiern. Da sind sehr viele Ansteckungsketten zustande gekommen." Die allgemeine Situation für die Tourismusbetriebe sei nach wie vor "extrem schwer" und dann überschatte ein Video mit 30 Leuten dies und das eigentliche Thema gerate völlig in den Hintergrund, so Harisch: "Das war ein absoluter Einzelfall und der Wirt musste zusperren, obwohl er nichts verbrochen hat und niemand zu Schaden kam." Aber in so einem Fall werde auf die Branche hingehaut und gleichzeitig hingen die Betriebe in der Luft.

Gegensätzliche Meinungen

Wenig verwunderlich, dass der 56 jährige Tiroler Paradehotelier, Gastronom, Immobilienunternehmer und Rechtsanwalt alles andere als unumstritten ist: Für die einen wie beispielsweise Tourismuberater Thomas Reisenzahn ist er "ein Visionär und Machertyp, der für die Weiterentwicklung des Tourismus gut ist", jemand, der es mit Fleiß, Glück und dem Bonus, aus einer alteingesessenen Kitzbüheler Familie zu stammen, weit gebracht und ein echtes Tourismusimperium aufgebaut habe.

Und jemand, der so schnell denke, dass dies bei vielen nicht gut ankomme. Für andere wie den Kitzbüheler Blogger Rolf Dieter Lehner hingegen ist Harisch "Teil jener örtlichen Elite, die sich die Stadt unter den Nagel reißt und mit verantwortlich ist, dass Kitzbühel zum Party Hot Spot proletiger Neureicher verkommt"(siehe Artikel Seite 33). Zwischen diesen gegensätzlichen Polen oszillieren die Meinungen. In einem sind sich aber alle weitgehend einig: Harisch sei nicht nur eine "schillernde Figur", sondern auch "ein cleverer Geschäftsmann". Jemand, der schaut, dass er für seine Betriebe das Optimum herausholt, was legitim sei, so ein Wirtschaftskämmerer: "Er hat den Lockdown halt immer dann gefordert, wenn das Geschäft in Kitzbühel und in Westösterreich nicht gerade stark war."

Sein Erfolg mache ihn jedoch nicht unbedingt beliebt, heißt es. Harisch sei "sehr direkt und kantig", was er sage, habe aber "zumindest aus Branchensicht meist Hand und Fuß", so eine langjährige Tourismusmanagerin: "Er kann sich auch durchsetzen, und zwar derart, dass es für andere oft nicht sehr angenehm ist."

Zwist um Tourismusleitung

So soll er gemeinsam mit der örtlichen Politik an der Entmachtung von Signe Reisch als Chefin des Tourismusverbands nicht unbeteiligt gewesen sein, wie diese selbst vermutet: "Man wollte mich loswerden und hat nach Gründen dafür gesucht", so die ebenfalls aus einer alteingesessenen Familie stammende Rasmushof Chefin, die im Oktober 2020 zwei Jahre vor Ablauf ihres Mandats das Handtuch warf. Die Basis für die Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde sei nicht mehr gegeben gewesen und dazu seien noch "Dolchstöße" gekommen. Ein mit den Stadtinterna vertrauter Unternehmer spricht von einer "Palastrevolte", die "von bestimmten Personen angezettelt" worden sei.

Harisch, der Reisch als Tourismusobmann nachfolgte, weist indes jeden Zusammenhang mit der Ablöse seiner Vorgängerin zurück. "Ich war schon von 2002 bis 2012 Obmann und habe mich bereit erklärt, nach dem Rücktritt das Amt zu übernehmen. Ansonsten war ich daran nicht beteiligt."

Dass Harisch nun eine Tourismusdirektorin installiert hat, die operativ frei arbeiten soll, und er selbst im Hintergrund agiert, um ihr den Rücken freizuhalten, wie er erklärt, sehen Beobachter indes mit einer gewissen Skepsis. "Mir ist nicht ganz klar, welche Linie jetzt verfolgt wird", sagt Reisch. Sie habe den Eindruck, dass nun weniger zum Wohle des Ortes agiert werde, sondern mehr im Interesse Einzelner. Von Harisch hat die Rasmushof Chefin eher nicht die beste Meinung. Dieser sei ein "Rumpelstilzchen", sagt sie. "Er kauft jede Menge auf, rührt um und versucht, Macht an sich zu ziehen. Doch was ist schon Erfolg?"

Attraktives Firmennetzwerk

Nach außen hin auf jeden Fall ein Tourismus und Immobilien Firmennetzwerk, wie es sich Harisch im Lauf der Jahre aufgebaut hat: Derzeit gehören dazu die sechs Hotels Schwarzer Adler, Weisses Rössl, Goldener Greif, Schlosshotel Lebenberg, Lisi Family Reith und der Berggasthof Sonnbühel sowie vier Restaurants bzw. Lokale in Kitzbühel, der Margarethenhof am Tegernsee sowie die Lanserhof Gruppe (Lans, Tegernsee, Hamburg, London und demnächst Sylt) im touristischen Bereich.

Sein Partner bei diesen Aktivitäten insbesondere bei der sehr erfolgreichen, exklusiven und hochpreisigen Lanserhof Gruppe ist der in Oberndorf bei Kitzbühel geborene Anton Pletzer, Eigentümer der gleichnamigen Industrie und Tourismusgruppe. Multiunternehmer Pletzer soll in früheren Jahren so etwas wie ein Mentor von Harisch gewesen sein, ist so wie dieser bestens vernetzt und Mitglied der kolportiert sehr einflussreichen Tiroler Adlerrunde. Weiters mit dabei ist sein " Generalpartner" Stefan Rutter, der operativ die gemeinsamen Fachmarkt und Einkaufszentren führt.

... und Millionenhilfen

Trotz dieser Verbindungen blieben auch Harischs Tourismusaktivitäten nicht von der Coronapandemie und den von der Regierung verordneten Schließungsmaßnahmen verschont. Um deren Folgen abzumildern, hat Harisch abgesehen von der Inanspruchnahme von Kurzarbeit für einen Teil seiner rund 1.400 touristischen Mitarbeiter natürlich auch um Corona Hilfen angesucht und diese in reichlichem Ausmaß erhalten: Ein Blick in die Beihilfentransparenzdatenbank der EU zeigt, dass seine Betriebe konkret die Harisch Hotel GmbH, die Harisch F&B GmbH, die Harisch Gasthaus GmbH und die Sonnbühel Gasthaus GmbH Zuschüsse in Höhe von rund 2,45 Millionen Euro erhalten haben. Weiters genehmigte die staatliche Cofag Bürgschaften in Höhe von 4,77 Millionen Euro für das Dr. Christian Harisch e. U. Hotel Schwarzer Adler sowie in Höhe von 10,35 Millionen Euro für die Lanserhof GmbH. Zudem erhielt die Lanserhof Tegernsee GmbH in Deutschland einen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau genehmigten Zinszuschuss von 116.461 Euro.

Ärger über Neider

Dass ihm diese Gelder geneidet werden und dabei Bürgschaften mit nicht rückzahlbaren Zuschüssen gleichgesetzt werden, ärgert den Hotelier: "Wir haben für den Lanserhof eine Bürgschaft für einen Kredit über etwas mehr als zehn Millionen bekommen 90 Prozent sind durch eine Staatsgarantie abgesichert, für die wir aber im dritten und vierten Jahr zwei Prozent zahlen müssen. Das ist eigentlich zu teuer." Im Jahr vor der Pandemie habe der Lanserhof sechs Millionen Euro Gewinn geschrieben und 2020 dann knapp zwei Millionen Verlust. Bei der laufenden Investitionstätigkeit habe man nicht damit dass plötzlich 7,8 Millionen Euro fehlen würden, sagt Harisch. "Deshalb haben wir uns entschieden, die nötige Liquidität mittels Kredit zu holen. Aber wirplanen, das Geld frühzeitig wieder zurückzuzahlen." In Cash habe es 800.000 Eurogegeben als Ausgleich für 40 Prozent des Verlustes , den Rest hätten die Eigentümer selbst getragen. Im Lanserhof laufees derzeit wieder gut, in den Resorts in Kitzbühel dagegen viel schlechter. Das entspreche der weiterhin angespannten Situation im Tourismus, sagt Harisch und kontert wiederholt geäußerten Vorwürfen, die Branche habe zu viele Corona Förderungen erhalten: "Das Gegenteil ist der Fall. In Wirklichkeit sind wir unterfördert."

Lukrative Immo Deals

Lukrativer hingegen dürften momentan Harischs Aktivitäten mit Grund und Bodensein: Im Immobiliensegment ist er an Einkaufzentren und Retail Parks in allenösterreichischen Bundesländern außer Vorarlberg beteiligt. Sein 50 Prozent Partner ist dort der bereits erwähnte Kärntner Immo Zampano Stefan Rutter. "Wirmanagen insgesamt eine Verkaufsfläche 700.000 Quadratmetern", sagt Harisch, "von den ursprünglich 41 Einheiten wurden die meisten aber wieder verkauft. Knapp zehn gehören uns noch."

Zudem sind die beiden Partner an der First Kitzbühel Immobilien GmbH beteiligt, die sich nicht nur auf die Vermittlungvon exklusiven, hochwertigen und in der Regel mehrere Millionen Euro teuren Realitäten spezialisiert hat. Die Firma entwickelt zudem eigene Immobilienvorhaben,die dann weiterverkauft werden. Ein besonders vielversprechendes Projekt verfolgt Harisch derzeit in Aurach bei Kitzbühel: die Errichtung von vier Luxus Hideaways mit jeweils vier bis sechs Schlafzimmern und einer Fläche von 380 bis 670 Quadratmetern. Die Chalets in Ausblickslage, die bis Mitte 2022 bezugsfertigsein sollen, sind mit Wellnessbereich, Outdoor und Indoor Pool, Fitnessraum sowie Garage ausgestattet. Kolportierter Verkaufspreis: bis zu 40 Millionen Euro.

Multi im Firmenbuch

Darüber hinaus ist Harisch noch "sehr eingeschränkt" als nach wie vor eingetragener Rechtsanwalt mit Partnern in Wien und Salzburg tätig und scheint insgesamt mitmehr als 100 Nennungen im Firmenbuchauf. Die Sorge, dass sich das alles arbeitsmäßig nicht ausgehen könnte, hat Harischnicht: Jedes Einkaufszentrum habe beispielsweise eine Projektgesellschaft, wo eraufscheine, relativiert er: "Meine Hauptbeschäftigung ist die Geschäftsführung der Lanserhof Gruppe und der Harisch Hotels. Die gesamte Gruppe hat rund 1.500 Mitarbeiter, ich mache ja nicht alles alleine." Manche sagen, Harisch sei der König von Kitzbühel bzw. strebe eine solche Rolle zumindest an eine Zuschreibung, die er jedoch zurückweist: "Ich fühle mich überhaupt nicht so und habe ja auch keine entsprechende Position. Das ist eine reine Überzeichnung." Die exekutive Gewalt liege bei der Stadtgemeinde. "Der Chef von Kitzbühel ist der Bürgermeister." Der sei auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Bergbahn. Der Stadt gehörten die Sparkasse und die Stadtwerke, die Stadt entscheide über die Baugenehmigungen und Bebauungspläne. "Sie ist mit Abstand die wichtigste Institution", sagt Harisch, gesteht freilich ein, mit dem Bürgermeister ein gutes Verhältnis zu pflegen.

Überhaupt meint er, dass seine "Person und Funktion völlig überschätzt und vielfach überzeichnet dargestellt" werde. "Im Kern sind wir zwar ein Unternehmen mit einer 125 jährigen Geschichte. Aber international sind wir ein sehr kleines Unternehmen, eine Boutique in einer Nische."

"Kitzbühel im Aufschwung"

Dass Kitzbühel nur noch ein Pflaster für die Partys der Neureichen sei und drohe, des einstigen Glanzes verlustig zu gehen, wie gar nicht so wenige Kritiker behaupten, glaubt Harisch nicht: "Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich denke, wir sind in Kitzbühel auf einem sehr guten Weg und erleben einen enormen Aufschwung. Die Marke ist super erfolgreich." Dort, wo viel passiere, wollten auch alle hin. Das sei völlig normal und nicht überraschend.

Auch die Gefahr, dass die Übernahme des legendären Clubs Take Five durch den umstrittenen Wiener Gastronomen und Kurz Intimus Martin Ho schlecht für das Image der Gamsstadt sein könnte, wie manche befürchten, sieht Harisch nicht: "Ho ist ein Experte für das Geschäft in der Nacht und stellt sicher eine Bereicherung dar." Kitzbühel müsse in Zukunft für die Jungen ohnehin noch mehr machen. "Dass junge Leute feiern, ist okay. Ich persönlich gehe auf keine Partys und war das letzte Mal wahrscheinlich vor zwei Jahren in einem Après Ski Lokal." Dennoch: Kitzbühel sei weniger ein Party Hot Spot, sondern vielmehr eine Qualitätsdestination, bei der Nachhaltigkeit eines der künftigen Kernziele sei, erklärt Harisch.

Nur wenn es um sein Privatleben geht, um das sich etliche Gerüchte ranken, ist der Doch nicht König von Kitz verschlossen wie eine Auster: "Zu Privatem sage ich nichts. Das ist alles nur Gossip."

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News-Magazin Nr. 05/2022.

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