Mit das „Das Glühen im Dunkeln“ hat Fuchs eine Bibel für Popkulturfans, Cinephile und Filmfreaks geschrieben. Im News-Interview erzählt er, was seine Liebe zum Film entfacht hat und welche „fragwürdige“ Komödie er am öftesten gesehen hat.
Seit mittlerweile 25 Jahren verfasst Christian Fuchs Filmtexte für den Radiosender FM4. Allerdings keine klassischen Kritiken, sondern „obsessive Liebeserklärungen an das Kino“, wie es im Pressetext des Milena Verlags steht. Die persönlichsten und leidenschaftlichsten Essays von Fuchs hat der Verlag unter dem Titel „Das Glühen im Dunkeln – Wie Filme mir das Leben retteten“ verpackt.
Verbeugungen vor Godzilla und Bruce Lee finden sich in dem Buch ebenso wie Auseinandersetzungen mit David Lynch, Sofia Coppola Ulrich Seidl und Arthouse-Werken von Yorgos Lanthimos. Am Mittwoch, 15. Jänner 2025 wird Christian Fuchs ab 19 Uhr im legendären Wiener „Konzertcafé Schmid Hansl“ aus „Das Glühen im Dunkeln – Wie Filme mir das Leben retteten“ lesen. Im Gespräch mit News verrät der Journalist, Musiker, Autor und Moderator wie seine Leidenschaft für Filme entfacht wurde, mit welchen Genres er nichts anfangen kann und welche zeitgenössischen österreichischen Filmemacher:innen er ganz besonders schätzt.
News: Sie verfassen seit mittlerweile 25 Jahren Texte über Filme für FM4. Nach welchen Kriterien haben Sie die Texte ausgewählt, die in „Das Glühen im Dunkeln“ erschienen sind?
Fuchs: Es gab mehrere Kriterien für die Auswahl: Die Texte mussten besonders leidenschaftlich und persönlich sein. Und: Ich wollte schon mein Geschmacksspektrum widerspiegeln, möglichst viele meiner Lieblingsfilme und bevorzugten Regisseur:innen inkludieren. Das Buch sollte auch maximale Kino-Euphorie versprühen. Deshalb habe ich Verrisse ebenso weggelassen wie Serien-Rezensionen.
News: Sind Ihnen bei der Auswahl der Texte auch welche untergekommen, bei denen sich Ihre Meinung zum jeweiligen Film um 180 Grad gedreht hat?
Fuchs: Mir fällt jetzt kein Film ein, den ich einst liebte und jetzt furchtbar finde. Aber ich erwähne darin auch „Breaking The Waves“ von Lars von Trier als möglicherweise traurigsten Film aller Zeiten. An den habe ich mich Jahrzehnte nicht mehr herangewagt. Und dann war die Neusichtung fast ernüchternd. Immer noch ein Kunstwerk, aber die Taschentücher blieben unangetastet und ich erstaunlich gefasst.
News: Können Sie sich noch erinnern, was der erste Film war, der Sie in Ihren Grundfesten „erschüttert“ hat und die Initialzündung für Ihre Filmleidenschaft war?
Fuchs: Das war gar nicht ein bestimmter Film, sondern eine ganze Welle japanischer Monsterfilme, die ich zirka ab dem Volksschulbeginn im steirischen Provinzkino sehen durfte. Godzilla & Co. zertrampelten darin Modellbaulandschaften, alles sehr trashig und billig aus heutiger Sicht. Als Kind empfand ich alles an diesen Werken – mit schönen Titeln wie „King Kong – Frankensteins Sohn“ – als spektakulär. Der Weltuntergang auf der Leinwand lenkte mich von persönlichen Schulproblemen ab.
News: Gibt es ein Genre mit dem Sie absolut gar nichts anfangen können?
Fuchs: Eigentlich nicht. Ich bin aber kein großer Fantasy-Fan, obwohl ich beispielsweise „Game of Thrones“ toll fand. Sport interessiert mich grundsätzlich wenig, trotzdem gibt es geniale Boxerfilme. Biedere RomComs meide ich, die räudigere Variante verehre ich aber. Meine größten Lücken habe ich im Dokumentarbereich, weil ich mich schwierigen, verstörenden Themen lieber fiktional nähere. Und dann gibt es noch eine sehr strenge, spröde Form von Kunstkino, wie es auf Filmfestivals gängig ist, dem ich ausweiche. Weil ich mich einerseits rasend schnell langweile, andererseits auch immer eine Art von Bilderrausch suche.
News: Welchen Film haben Sie am wahrscheinlich öftesten gesehen?
Fuchs: Wahrscheinlich eine aus heutiger Sicht eventuell fragwürdige Komödie: „Airplane – Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ von den Zucker Brüdern. Brachialhumor, der mir auch nach dem 25. Mal noch gute Laune macht. Dicht gefolgt vom besten Zombie-Schocker aller Zeiten, „Dawn Of The Dead“ von George Romero.
News: Wer sind Ihrer Meinung nach die aktuell interessantesten Filmemacher:innen in Österreich?
Fuchs: Ich kann da nur ganz subjektiv antworten. Veronika Franz und Severin Fiala verehre ich, dass sie das Vorwort zu meinem Buch geschrieben haben rührte mich extrem. Andreas Prochaska, Kurdwin Ayub, Marvin Kren, Peter Brunner, Daniel Hoesl & Julia Niemann, Stefan Ruzowitzky, Ulrich Seidl, um nur ein paar Favoriten zu nennen.
News: Am 15. Jänner 2025 werden Sie im „Schmid Hansl“ in Wien lesen. Was können sich die Besucher:innen davon erwarten: Ist es vor allem ein Vorlesen der Texte, reichern Sie das Ganze mit entsprechenden Anekdoten an, wird es Ausschnitte aus den entsprechenden Filmen geben?
Fuchs: Grundsätzlich wird es schon eine klassische Lesung, aber durchaus angereichert mit kleinen Geschichten. Und vor allem darf man sich nur an diesem Abend auf passende Filmmusiken freuen, von einem kleinen Ensemble gespielt. Und meine FM4-Filmpodcast-Kollegin Pia Reiser wird auch dabei sein und mir Fragen stellen, die im Radio nur unsere Gäste bekommen. Ich freue mich sehr!
Event-Infos
Was: Christian Fuchs liest aus seinem neuen Buch „Das Glühen im Dunkeln – Wie Filme mir das Leben retteten“
Wann: Mittwoch, 15. Jänner 2025, 19 Uhr
Wo: „Konzertcafé Schmid Hansl“
Sonstiges: Mit Musik von Sabine und Rainer Nova (Violine und Klavier) und mit ÖGS-Dolmetschung von Gebärdendolmetscherin Marietta Gravogl.
Anmeldung: anmeldung@hartliebs.at