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Bernhard Aichner: "Ich werde von Buch zu Buch besser"

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Bernhard Aichner

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Seine Ermittler haben etwas Bezwingendes, seine Täter auch, und manchmal sind sie eine Person. "Yoko", das neue Geschöpf des Osttirolers Bernhard Aichner, nimmt furios einen bewährten Weg: vom Opfer zum Rächer.

Das Faible für Niederträchtigkeiten, vom Schicksal an verworfene Subjekte delegiert und mit grausamen Folgen über Sympathieträger hereinbrechend: Das scheint dem Osttiroler Bernhard Aichner, 52, genetisch eingeschrieben zu sein. "Meine kürzlich verstorbene Mutter", gewährt er einen Blick ins Persönlichste, "war leidenschaftliche Krimileserin und hat Rachegeschichten verschlungen. Ich habe diesen Thriller für sie geschrieben, leider konnte sie ihn nicht mehr lesen."

Noch mehr Freude am berühmten Sohn (die Gesamtverkäufe haben kürzlich die Million überschritten) wäre ihr jedenfalls gewiss gewesen: Der Thriller "Yoko" umkreist das Thema der Vergeltung. Die Titellichtgestalt in den Zwanzigern hat sich ihr Leben soweit eingerichtet, da will sie einen kleinen Hund vor seinem Peiniger retten. Leider gehört der Unmensch der Chinesenmafia an und vergisst nichts. Yoko ihrerseits aber auch nichts: Auf den Trümmern ihrer Existenz übt sie Vergeltung.

Yoko: Thriller

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Der Schalter im Kopf

Selbstjustiz, das Umlegen des Schalters im Kopf und, Frage aller Fragen, die Grenze zwischen Zivilcourage und Tollkühnheit: Wie sehen das die jüngeren Aichner-Töchter, 15 und 13? Auf den Straßen sind sie nicht geklebt, aber sie haben bei sich aufbauenden Gewalttätigkeiten im Schulbus eine neue Form der Zivilcourage entwickelt: Sie zücken ihre Handys, filmen den Kawallbold und skandieren "aufhören, aufhören". Und gleich sind die anderen dabei, und die Macht der Gruppe schützt den Einzelnen. Das ist die ferne Utopie des sanften Wegs in Zeiten der Vergeltungskommandos aller gegen alle, im Nahen Osten, im amerikanischen wie im österreichischen Wahlkampf, hier auch noch innerhalb der eigenen Koalition.

"In der Politik regieren Niedertracht, Machtgier, Missgunst. Rachelust in diesem Bereich ist widerwärtig", sagt Aichner. "Zu beobachten, wie die Welt zerfällt, weil unfair gespielt wird, ist unerträglich, und wie auf Social Media Politik gemacht wird, ist bedrohlich."

Im Rausch des Serienmords

Er selbst verharrt in inspirierter Schreiberoutine. Ein Buch pro Jahr fertigt der frühere Pressefotograf, der Schrecknisse wie die von ihm dokumentierte Lawinenkatastrophe von Galtür lieber in die Kopfwelt verschieben wollte.

In der Politik regieren Niedertracht, Machtgier, Missgunst. Rachelust in diesem Bereich ist widerwärtig

Dabei vertraut er dem Prinzip der maßvoll bemessenen Kurzserie: Die gefeierte "Totenfrau"-Triogie hatte er schon stillgelegt. Aber weil Netflix gerade die zweite Staffel mit Anna Maria Mühe in Arbeit hat, erbat der Verlag einen vierten Band. Deshalb kommt die Bestatterin Brünhilde Blum, die eigeninitiativ das Geschäftsaufkommen sichert, 2026 wieder. Der dankbare Schöpfer: "Sie hat mir den Traum, vom Schreiben leben zu können, erfüllt. Ich freue mich darauf, ein weiteres Lebensjahr mit ihr verbringen zu dürfen."

Mit dem rabiat unkorrekten, gleichfalls im Bestattersegment aktiven Max Broll ist Aichner 2010 ins Krimigeschäft eingestiegen, auch er kann eventuell wiederkommen. "Yoko" ist schon als Zwei- oder Dreiteiler angelegt, und das Schönste: Die Rechte für eine internationale Verfilmung sind vergeben. "Für einen Osttiroler aus einem Minidorf, dem man immer gesagt hat, mit dem Schreiben wird es nichts, ist das schon etwas, wenn plötzlich in der 'Times' steht, dass man zu den ganz Großen in der Szene gehört", dankt Aichner artig dem Schicksal. Nicht ohne dem eigenen Anteil eine dezente Würdigung zu übermitteln: "Ich habe das Gefühl, dass ich von Buch zu Buch besser werde."

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 34/2024 erschienen.

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