Der Quantenphysiker Anton Zeilinger erhielt 2022 den Physik-Nobelpreis. Er zählt zu den renommiertesten österreichischen Wissenschaftler:innen und gilt als begnadeter Experimentator. Seine Lebensstationen im Überblick.
Steckbrief Anton Zeilinger
Name: Anton Zeilinger
Geboren: Am 20. Mai 1945 in Ried im Inkreis
Ausbildung: Universität Wien (1971), Technische Universität Wien
Beruf: Quantenphysiker und Hochschullehrer an der Universität Wien
Familienstand: verheiratet
Kinder: 3 erwachsene Kinder
Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger zählt zu den renommiertesten österreichischen Wissenschaftler:innen. Der Quantenphysiker hat in seiner Karriere bahnbrechende Beiträge zu den Grundlagen der Quantenphysik geliefert. Er war von 1999 bis 2013 Professor für Experimentalphysik an der Universität Wien, von 2004 bis 2013 Direktor am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) und von 2013 bis 2022 Präsident der Akademie der Wissenschaften.
5 Fakten über Anton Zeilinger
Von 2013 bis 2022 war Anton Zeilinger Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Er hat viele Auszeichnungen bekommen: Zu den wichtigsten zählen der Sartorius-Preis (2001), die Isaac-Newton-Medaille des Institute of Physics (2008) und der Nobelpreis für Physik (2022), den er für seine Arbeiten zur Quantenverschränkung erhielt.
Zeilinger gilt als Pionier auf dem Gebiet der Übertragung von Quanteninformation zwischen Photonen (verschränkten Lichtteilchen).
1997 gelang ihm die erste Teleportation mit Lichtteilchen.
Anlässlich seines 60. Geburtstags wurde ein Asteroid nach ihm benannt.
Anton Zeilinger und das "Beamen"
Seine bisher in der Fachwelt am meisten beachtete Arbeit, die erste Teleportation eines Teilchens, die rasch mit "Beamen" aus der TV-Serie "Star Trek" verglichen wurde, hat ihn mit einem Schlag auch in der breiten Öffentlichkeit berühmt gemacht.
Ausbildung und Studium von Anton Zeilinger
Zeilinger wurde am 20. Mai 1945 in Ried im Innkreis (OÖ) geboren. Er studierte Physik und Mathematik an der Universität Wien, seine Doktorarbeit machte er am Atominstitut bei Helmut Rauch, dem "Urvater der Quantenoptik in Österreich", wo er nach der Promotion (1971) als Assistent arbeitete. In diese Zeit fielen auch erste Forschungsaufenthalte im Ausland, u.a. am Massachusetts Institute of Technology (MIT) bei dem späteren Nobelpreisträger Clifford G. Shull (1994).
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Karriere-Aufstieg
Weitere Auslandsaufenthalte folgten, ehe er 1990 in seine Heimat zurückkehrte, als Ordinarius der Universität Innsbruck. 1998 wechselte er an die Uni Wien und leitete dort das Institut für Experimentalphysik. 2003 gründete er außerdem gemeinsam mit Physiker-Gruppen der Universität Innsbruck um Rainer Blatt, Peter Zoller, Rudolf Grimm und Hans Briegel das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Auszeichnungen von Anton Zeilinger
2010 wurde Zeilinger gemeinsam mit John Clauser und Alain Aspect - und damit die drei diesjährigen Physik-Nobelpreisträger - mit dem Wolf-Preis ausgezeichnet, und zwar für ihre Arbeiten zur quantenphysikalischen Verschränkung, die heute "fundamentale Grundsteine für viele moderne Quanteninformationstechnologien sind, die weltweit intensiv erforscht werden", wie es damals hieß. 2013 bis Juni 2022 stand er der ÖAW zwei Perioden lang als Präsident vor.
Anton Zeilinger erhält den Nobelpreis für Physik
Im Oktober 2022 wird Zeilinger mit dem Physik-Nobelpreis (gemeinsam mit dem französischen Physiker Alain Aspect (75) und dem US-Physiker John F. Clauser) unter anderem für Experimente mit verschränkten Photonen ausgezeichnete. Er habe gerade bei ihm zu Hause an einer Publikation gearbeitet, als am Dienstag, den 4. Oktober 2022 um 11.00 Uhr der Anruf des Nobelpreiskomitees kam, erklärte Zeilinger in einer ersten Reaktion gegenüber der APA. Die Zuerkennung sei eine "großartige Anerkennung". Ohne die Freiheit, "Sachen zu machen die nicht Mainstream waren", sei seine Forschungsarbeit nicht möglich gewesen, so der Quantenphysiker, der an der Universität Wien und am Institut für Quanteninformation und Quantenoptik (IQOQI) mit viel Applaus bedacht wurde.
Ihm sei zuerst in Wien, dann in Innsbruck und dann erneut wieder in der Bundeshauptstadt die Chance gegeben worden "Dinge abseits des Mainstreams" zu machen. In der Anfangsphase seiner Karriere sei er öfters gefragt worden, wofür das gut sein solle. "Ich kann ihnen ganz stolz sagen: Das ist für nichts gut. Das mache ich nur aus Neugierde", betonte Zeilinger. An der Universität Innsbruck habe er dann jene Experimente mit verschränkten Photonen durchführen können, für die er ausgezeichnet wird.
Seine Arbeit
Fachlich gilt Zeilinger vor allem als begnadeter Experimentator, dem es in ausgefeilten Versuchen gelingt, neue Zusammenhänge aufzudecken und gängige Theorien zu bestätigen oder zu widerlegen, wobei er sich auch immer wieder an Grundfragen der Quantenphysik vorwagt. Er arbeitet damit in einem der spannendsten und am schnellsten wachsenden Bereiche der Physik. Diese Auseinandersetzung führte zu einer Reihe von Spin-Offs, die international Aufsehen erregten. So entstand etwa Anton Zeilingers wohl bekanntestes Experiment auf dem Weg zur Realisierung der "GHZ-Zustände": die Teleportation.
Anton Zeilinger in Zitaten
"Wenn wir die Quantenphysik eines Tages wirklich verstanden haben, wird das noch revolutionärer sein als die Leistungen von Kopernikus und Kolumbus - und zwar für alle, nicht nur für uns Physiker." (über die Bedeutung seines Fachs - 2005)
"Sie ist nach wie vor so, dass man sie intuitiv nicht verstehen kann. Am Anfang hat man gesagt, das sind zwar Dinge, die der Intuition widersprechen, aber die Mathematik funktioniert, und nur Spinner setzen sich mit der Frage auseinander, was das bedeutet. Die Entwicklung der letzten 30, 40 Jahre hat gezeigt, dass die Sachen, mit denen sich die paar Spinner auseinandergesetzt haben, zu neuen Phänomenen und Entwicklungen führen." (über die "Verrücktheit" der Quantenwelt - 2015)
"Das, was Du jetzt machen willst, würde jeder auf der Welt in Deiner Situation machen. Daher überlege Dir, wie schaut der Schritt danach aus, gehe davon aus, dass das funktionieren wird, und überleg Dir dann den übernächsten Schritt - und den machen wir dann." (über seinen "Standardspruch" - 2015)
"In ein System, das nicht risikobereit ist, soll man keinen einzigen Euro hineinbuttern." (über Wissenschaftspolitik - 2015)
"Ich möchte keine Dinge machen, die Mainstream sind." (über seine Vorgehensweise - 2020)
"Ich könnte den Rest meines Lebens damit verbringen, irgendwelche Technologien zu entwickeln, aber das interessiert mich nicht." (über den Vorrang der Grundlagenforschung in seiner Arbeit - 2020)
"Österreich sollte Geld aufstellen für absolut ungewöhnliche Ideen - Ideen, wo selbst Kapazunder sagen, das ist ein Blödsinn. Das gilt nicht nur für die Quantenphysik, sondern für jeden Bereich." (erneut über Wissenschaftspolitik - 2020)
"Ich kann Ihnen ganz stolz sagen: Das ist für nichts gut. Das mache ich aus Neugierde." (über seine Motivation - 2022, nach der Nobelpreis-Bekanntgabe)
"Man muss seiner Intuition und seinen Spinnereien ein bisschen vertrauen." (über sich - 2022, nach der Nobelpreis-Bekanntgabe)
"Ich bin in meiner Ausbildung keine einzige Stunde in eine Vorlesung über Quantenphysik gegangen. So frei war das Studium damals." ( über seine Ausbildung - 2022, nach der Nobelpreis-Bekanntgabe)
"Da gab es noch nicht diese Bologna-Punkte und diesen - Verzeihung wenn ich das so sage - Unsinn." (2022, nach der Nobelpreis-Bekanntgabe)
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