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Wie Mikroplastik Krebs begünstigt

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Lukas Kenner ist Pathologe und Krebsforscher. An der MedUni Wien untersucht er den Zusammenhang von Mikroplastik und Tumorerkrankungen

In den vergangenen Jahren bemerkte Lukas Kenner, Pathologe und Krebsforscher an der MedUni Wien, dass immer mehr Menschen unter 50 Jahren an bestimmten Krebsarten erkranken. Gleichzeitig zählt die Verschmutzung mit Plastik zu einem weltweit großen Umweltproblem.

„Anfang der 2000er wurde Mikroplastik bereits in allen möglichen Sedimenten und Ökosystemen gefunden. Vor vier Jahren konnte mein Kollege Philipp Schwabl Mikroplastik sogar im menschlichen Stuhl nachweisen“, sagt Kenner. Das habe ihn sehr schockiert, da es zeigt, dass Mikroplastik bereits in unserem Körper und mit unseren Organen in Kontakt ist. „Im sogenannten Micro­One-Projekt untersuche ich daher, was Plastik in unserem Körper macht und ob Mikroplastik Dickdarmkrebs auslösen kann“, erklärt der Wissenschaftler.

Die Experimente stellten sich zu Beginn aber schwieriger dar als ursprünglich angenommen. „Wir wissen noch nicht, welche Größe, Form und Zusammensetzung die Mikroplastikpartikel haben, nach denen wir suchen. Daher ist es schwierig, diese Partikel im Körper nachzuweisen. Zusätzlich kommen diese selten ohne Zusatzstoffe wie z. B. Weichmacher vor, deren hormonelle ­Aktivität zum Teil schon bekannt ist.“

Kenners Team stellt mittlerweile die Plastikartikel selber her. Anschließend werden diese in unterschiedliche Modellsysteme eingebracht, um zu untersuchen, wie sie die Eigenschaften von Tumor- und normalen Zellen beeinflussen.

Wir wissen noch nicht, welche Größe, Form und Zusammensetzung die Mikroplastikpartikel haben, nach denen wir suchen. Daher ist es schwierig, diese Partikel im Körper nachzuweisen.

Lukas KennerPathologe und Krebsforscher

Plastik im menschlichen Körper

Die gewonnenen Erkenntnisse sind besorgniserregend: „Das Plastik wird sehr schnell aufgenommen und versteckt sich u. a. in einem Cholesterin-Mantel. So kann es die Blut-Hirn-Schranke passieren und gelangt ins Gehirn.“ Auch in Tumorzellen aus dem Dickdarm konnte Kenner Auswirkungen der Plastikpartikel nachweisen. Die Tumorzellen können sich mithilfe der Partikel schneller ausbreiten.

Für den Forscher ist entscheidend, dass das Thema Plastikverschmutzung mehr Aufmerksamkeit bekommt. „Sie ist eine Gefahr für die Menschen“, so Kenner. Der Einsatz von Plastik müsse deutlich restriktiver geregelt werden.

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