Smarte Ringe, Smartwatches und Socken mit Sensoren – Wearables werden gerne von Sportlerinnen und Sportlern genutzt, um ihre Leistung zu überwachen und zu verbessern. Diese Technologie eignet sich allerdings auch für andere Bereiche: von der Überwachung der Gesundheit chronisch kranker Menschen bis zum Stirnband, mit dem sich das Smart Home per Gedanken steuern lässt
„Wearables“: Smartwatches, Smarte Ringe und Co.
Waren es früher Waage und Maßband, so sind die Möglichkeiten, sich und seinen Gesundheitszustand selbst zu überwachen, mittlerweile deutlich gestiegen. 31 Prozent aller Menschen in Österreich nutzten im Jahr 2023 bereits Wearables. Diese smarten Stirnbänder, Uhren oder Socken ermitteln u. a. ununterbrochen Herzfrequenz, Gehirnströme, Schweiß- und Stresslevel der Trägerinnen und Träger und schlagen gegebenenfalls Alarm.
Die eigene Leistung verbessern
Menschen, die gerne Sport betreiben, nutzen diese Technologien häufig, um ihre Leistung zu verbessern. Zu Recht, wie Sportpsychologe und Performance-Coach Christopher Willis, der seit über 20 Jahren National- und Olympiakaderathleten betreut, meint: „Die Selbstoptimierung durch Fitnesstracker und Apps hat zwar psychologisch sowohl Vor- als auch Nachteile. Die positiven Effekte überwiegen aber sicherlich.“ Dazu zählen etwa die Steigerung der Motivation und stärkere Verankerung sportlicher Routinen im Alltag.
„Online-Communities, die mit vielen Fitness-Apps verbunden sind, bieten eine zusätzliche Unterstützung. Sie helfen Menschen, ihre sportlichen Aktivitäten mit anderen zu teilen und sich in einer sozialen Gruppe aufgehoben zu fühlen“, sagt Willis. Diese soziale Komponente sei für viele Menschen ein zusätzlicher Motivationsfaktor.
Abhängig: Nicht für jeden geeignet
Gleichzeitig birgt die Nutzung dieser Geräte ein gewisses Abhängigkeitspotenzial, warnt der Sportpsychologe. Allerdings sei die Gefahr generell „als gering einzustufen“. Überdacht werden sollte die Verwendung, sobald „das ständige Messen und die exzessive Beschäftigung mit Daten die persönliche Lebensqualität beeinträchtigen“. Gar nicht anwenden sollten die Tracker laut Willis Menschen mit zwanghaften oder perfektionistischen Neigungen und jene, die an Ess-, Angst- oder Schlafstörungen leiden.
Qualitätssiegel notwendig
„Als gesunder Mensch kann man im Lifestyle-Bereich nach Lust und Laune tracken“, ist auch Sport- und Präventionsmediziner Piero Lercher überzeugt. „Bei einem medizinischen Problem, zu dem auch Schlafstörungen zählen, ist es jedoch wichtig, zuvor eine ärztliche Diagnostik durchführen zu lassen.“ Mit den handelsüblichen Gadgets könne anschließend der Verlauf kontrolliert werden.
Hier liege großes Potenzial der Wearables. „Mittlerweile werden beispielsweise in Deutschland die Kosten für digitale Gesundheitsanwendungen – aktuell 35 Apps – von den Krankenkassen gezahlt“ , weiß Lercher. Das wäre auch für Österreich sinnvoll. Gleichzeitig müsste aber ein Qualitätssiegel etabliert werden. Denn kaum eines der Geräte ist in klinischen Studien überprüft worden. Oft seien die Messergebnis zu ungenau. Auch der Datenschutz sei ein Aspekt, der strenger reguliert werden müsse.
Das wirtschaftliche Potenzial der smarten Gadgets zur Selbstoptimierung ist jedenfalls groß – und so ist die Entwicklung noch lange nicht zu Ende.
Vorhersagungen via KI, Gerätesteuerung per Gedanken
Forscher der University of California in San Diego erproben gerade Wearables mit Ultraschall, die die Muskelaktivität erkennen und aufzeichnen.
Smarte Socken in Kombination mit künstlicher Intelligenz wiederum sollen künftig helfen, Stürze bei Demenzkranken vorherzusagen. Und der chinesische Elektronikhersteller Xiaomi arbeitet an einem EEG-Stirnband, das nicht nur Müdigkeit erkennt, sondern mit dem es auch möglich sein soll, das eigene Smart Home per Gedanken zu steuern.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 46/2024 erschienen.