Heute wird weltweit der "Tag gegen Rassismus" begangen – doch was steckt eigentlich hinter Rassismus?
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"Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen." Die Umsetzung des Artikel 1 der UNO Menschenrechtscharta scheint heutzutage aktueller denn je. Rassistische Vorfälle haben auch in Österreich wieder zugenommen. Die Zahl der gemeldeten Übergriffe befindet sich derzeit auf Höchststand, wie der Rassismus Report 2017 zeigt.
"Tag für die Beseitigung der Rassendiskriminierung"
Nicht ohne Grund riefen die Vereinten Nationen den "Internationale Tag gegen Rassismus" als "Tag für die Beseitigung der Rassendiskriminierung" aus. Rassistische Diskriminierung, so heißt es in der Resolution, sei eine Verleugnung der Menschenrechte sowie ein Vergehen an der Menschenwürde. Doch was steckt eigentlich hinter Rassismus? Wodurch entsteht er?
Rassismus als Ausdruck der Angst
Auch, wenn es keine klaren Ursachen für Rassismus gibt, existieren doch viele Theorien, die um den Ursprung rassistischen Gedankenguts kreisen. Eine davon sieht Rassismus als Ausdruck der Angst vor gesellschaftlichen Änderungen und als Kompensation des Gefühls, diesen Veränderungen schutzlos ausgeliefert zu sein.
Gefühl der Ohnmacht
Große gesellschaftliche Veränderungen, die etwa durch die Globalisierung hervorgerufen werden, lassen Emotionen wie Verunsicherung und Orientierungslosigkeit entstehen. All diese gefühlten „Gefahren“ sind jedoch oft zu groß und zu unsichtbar, um sie in ihrem Ganzen erfassen oder um etwas dagegen tun zu können. So entsteht ein Gefühl der Ohnmacht und Angst.
Angst selbst Opfer zu werden
Die Angst bezieht sich primär darauf, etwa keinen geeigneten Arbeitsplatz mehr zu finden und so selbst zum Opfer und von der Gesellschaft als Verlierer abgestempelt zu werden. Rassismus kann daher auch als Folge einer Angst gesehen werden, tatsächliche oder vermeintliche Privilegien zu verlieren.
Von der Ohnmacht zur Macht
Als Art "psychohygienische Reinigung" werden all diese negativen Gefühle von der eigenen Person auf eine fremde projiziert. Denn das Benennen von "Sündenböcken" versetzt den Einzelnen wieder zurück in die Rolle eines Aktiv-Handelnden und macht aus den Ohnmachts- ein Machtgefühl.
Doch: "Viele der Probleme haben weniger mit Migration zu tun als mit sozialen und ökonomischen Aspekten. Durch Die Fokussierung auf ethnische Fragen werden die Konflikte verschoben statt gelöst", schreibt der "Verein für Zivilcourage und Anti-Rassismus Arbeit" in einem Report.
Ist Rassismus "angeboren"?
Bei Rassismus und der zugrundeliegenden "Angst vor Fremden" handelt es sich um eine Art Ventil. Die einzigen, die wirklich darunter leiden, sind die Opfer. Bei den Rassisten selbst entstehen dagegen sogar positive (Macht-)Gefühle. Ein Rassist wird sich demzufolge auch nicht von selbst einer Verhaltenstherapie oder Ähnlichem unterziehen. Möglich aber wäre es. Denn Rassismus ist nicht angeboren. Auch, wenn Soziobiologen lange Zeit davon ausgegangen sind.
Das Merkmal "Rasse" ist Forschern zufolge nur eines von vielen Merkmalen, nach dem der Mensch andere Menschen einordnet. Auch evolutionsbiologisch ist es nicht relevant gewesen. Das mag unter anderem daran liegen, dass Urmenschen nur selten Individuen einer anderen Rasse zu Gesicht bekamen.
Das Paradoxe daran: Studien belegen, dass rassistische Vorurteile am ehesten dann abgebaut werden können, wenn zwischen den Kulturen (positive) Kontakte herrschen.