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Polyneuropathie: Sind Sie betroffen?

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Gesundheit - Polyneuropathie: Sind Sie betroffen?

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In Österreich erkranken jährlich bis zu 10.000 Personen an Polyneuropathie. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Was ist das Tückische an dem Nervenleiden? Wie erkennt man es? Und gibt es Aussicht auf Heilung? Dr. Iris Herscovici steht Rede und Antwort.

Was sind die Ursachen der Erkrankung?

"Für 60 Prozent der Erkrankungen sind Diabetes und Alkoholmissbrauch verantwortlich", weiß Herscovici. Oft tritt die Polyneuropathie aber auch in Zusammenhang mit einer Krebserkrankung oder einer Chemotherapie auf. Auch Nierenfunktionsstörungen oder ein Vitaminmangel können der Erkrankung zugrunde liegen. Die Ursachen sind vielfältig. Ihnen allen gemein ist aber, dass es dabei zu einer Schädigung der Nerven kommt, infolge derer die Erkrankung auftritt. Lässt sich die Polyneuropathie auf keinen speziellen Auslöser zurückführen, spricht man von einer idiopathischen Polyneuropathie. Dies ist bei rund 20 Prozent der Erkrankungen der Fall.

Woran erkennt man Polyneuropathie?

"Meist beginnt es mit einem Kribbeln in den Fingerspitzen oder in den Zehen", so die Ärztin. Weil bei der Polyneuropathie vor allem lange Nerven angegriffen werden, treten erste Symptome oft im Bereich der Füße auf. Dabei fühlt es sich an, als würden Ameisen über das entsprechende Körperteil laufen. Es könne aber auch zu Schmerzen kommen, die bei Kälte stärker werden. Etwa wenn man im Winter ohne Handschuhe spazieren geht oder im Kühlschrank nach einem kalten Getränk greift. Die Schmerzen können mitunter so stark ausgeprägt sein, dass der Betroffene weder Schuhe noch Socken, ja nicht einmal mehr die Bettdecke auf den Füßen aushält.

Meist beginnt es mit einem Kribbeln in den Fingerspitzen oder in den Zehen

Iris Herscovici

Ein weiteres Symptom kann die Einschränkung der Feinmotorik sein. "Dem Betroffenen fallen immer wieder Dinge aus der Hand", veranschaulicht Herscovici. Auch eine verminderte Tiefensensibilität ist möglich. Dies führt zu Störungen in der Koordination, deren Folge wiederum ein Schwindelgefühl oder Gleichgewichtsprobleme beim Stehen und Gehen sind. Im Dunkeln oder bei geschlossenen Augen verstärkt sich besagte Unsicherheit. Tritt die Polyneuropathie infolge einer Chemotherapie auf, kann es auch zu Störungen des Gehörsinns oder des Geschmacksempfindens kommen.

Ist Polyneuropathie vererbbar?

Polyneuropathie ist vererbbar. Eine mögliche Häufung der Fälle innerhalb einer Familie muss aber nicht zwingend auf genetische Faktoren zurückzuführen sein. "Wenn aufgrund des Lebensstils in der Familie vermehrt Diabetes oder Alkoholismus auftreten, so kann dies auch zu einer höheren Rate an Polyneuropathie-Fällen führen", erklärt die Expertin.

Was ist das Tückische an der Krankheit?

"Oft gehen Betroffene nicht davon ausgehen, dass den Beschwerden eine Erkrankung des Nervensystems zugrunde liegen könnte", so die Ärztin. Und genau hierin liegt das Problem. Polyneuropathie ist grundsätzlich gut behandelbar - sofern sie frühzeitig diagnostiziert wird. Häufig werden erste Anzeichen aber nicht ernst genommen. Oder aber bewusst ignoriert. Vielleicht weil der Betroffene insgeheim weiß, dass sie einen tiefen Einschnitt in sein Leben mit sich bringen könnten. Etwa dann, wenn es zusehends einer Beeinträchtigung der Feinmotorik kommt, der Betroffene aber einen Beruf ausübt, in dem gerade diese vonnöten ist.

Der Leidensweg ist oft sehr lange

Iris Herscovici

"Der Leidensweg ist oft sehr lange, bis die Krankheit tatsächlich diagnostiziert wird", folgert Herscovici. Daher ist es wichtig, auf frühe Anzeichen zu achten. Diesen Appell richtet die Expertin übrigens nicht nur an Betroffene, sondern auch an deren Umfeld. "Manchmal fallen Familienmitgliedern oder Freunden Veränderungen auf. Vielleicht merken sie, dass man beim Gehen schwankt oder einem gelegentlich etwas aus den Händen fällt." Auffälligkeiten wie diese sollte man keinesfalls unter den Tisch kehren. Denn: "Je früher die Polyneuropathie erkannt wird, desto besser kann man sie behandeln."

Wie kann man Polyneuropathie behandeln?

In erster Linie müsse man herausfinden, welche Erkrankung der Polyneuropathie zugrunde liegt. Diese gilt es dann zu behandeln. Abhängig von der jeweiligen Grunderkrankung werden weitere Therapiemaßnahmen gesetzt. Ist zum Beispiel eine Chemotherapie Auslöser für die Polyneuropathie, müsse man deren Dosis verringern oder auf eine andere Form der Therapie zurückgreifen. Schmerzen werden, ebenso wie besagtes Kribbeln, medikamentös behandelt. Gute Behandlungserfolge erzielt man auch mit physikalischer Therapie.

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"Bewegung ist gut und wichtig. Allerdings nur unter ärztlicher Anleitung", betont Herscovici. Der Patient dürfe sich nicht überfordern. Leidet er unter Gleichgewichtsstörungen, besteht zudem erhöhtes Verletzungsrisiko. Hinzu kommt, dass Betroffene aufgrund der Schmerzen körperliche Aktivität oft meiden. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen. Denn, so die Ärztin, "Inaktivität führt dazu, dass die Schmerzen nur noch stärker werden". Durch Bewegung dagegen werden die Nerven stimuliert, wodurch wiederum Heilungsprozesse in Gang gesetzt und nicht zuletzt auch die Symptome gelindert werden.

Ist Polyneuropathie heilbar?

Das hängt einerseits von der Grunderkrankung ab und anderseits davon, wie weit fortgeschritten die Polyneuropathie ist. Es gibt Chemotherapien, die zu bleibenden Nervenschäden führen, und solche, bei denen sich die Nerven nach Absetzen der Therapie wieder regenerieren. Prinzipiell aber gilt: Je weniger stark die Nervenbahnen bzw. das Nervensystem angegriffen sind, desto eher können sich die Schäden zurückbilden. Je weiter fortgeschritten die Erkrankung dagegen ist, desto schlechter die Aussicht auf eine komplette Heilung. "Daher ist es so wichtig, dass die Polyneuropathie so früh als möglich erkannt wird", betont die Expertin.

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