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Der enge Kreis wird bei vielen zu besonderen Anlässen etwas größer: Zum Geburtstag lade man etwa zwölf Personen ein. Den Rest nennt During "das soziale Dorf".
Aber: So ein Freundeskreis existiert längst nicht bei jedem. Gerade im Erwachsenenalter fühlen sich viele Menschen einsam – und zwar sowohl jüngere als auch ältere. Ein Grund: "Soziale Ängste nehmen zu", so During. Das mache sich zum Beispiel dadurch bemerkbar, dass junge Menschen lieber Textnachrichten schreiben, anstatt anzurufen oder sich zu treffen.
Und im Erwachsenenalter entstehen Freundschaften nicht mehr so leicht wie in der Jugend. Familie, Job und andere Verpflichtungen nehmen viel Zeit in Anspruch. Mit den Lebensgewohnheiten verändert sich auch die Zahl enger Freundschaften. "Ab dem 23. Lebensjahr verlieren wir jedes Jahrzehnt einen Freund", sagt During.
Neue kommen nur hinzu, wenn man gezielt nach ihnen sucht. Wie fängt man das am besten an?
Der erste Schritt ist die Selbstreflexion: Wer sich selbst frage, was er von einer Freundschaft erwartet, könne so auch herausfinden, ob er diesen Erwartungen selbst gerecht wird, so Ralf During.
Influencer Felix Wunnike, der in der Pandemie allein nach München gezogen ist, hat ein Buch zum Thema geschrieben ("Alles, was du über das Freunde finden wissen musst"). Er rät, sich zu fragen: "Was erfüllt mich? Mit zehn Leuten unterwegs zu sein oder einen Freund zu treffen?" Und auch: "Wie viel Zeit kann ich für Freundschaften aufbringen?" Auf TikTok folgen rund 231.000 Follower seinen "Felix Psychotipps".
"Gemeinsamkeiten sind der Kleber für soziale Beziehungen", sagt Wunnike und empfiehlt, seine Leidenschaften zu teilen. Fast nichts verbindet mehr als ein gemeinsames Hobby. Sportvereine, Workshops oder auch Ehrenamtsprojekte bieten die Möglichkeit, auf Gleichgesinnte zu treffen. Da entstehen Gespräche oft ganz von selbst.
Auch organisierte Gruppentreffen wie Wanderungen oder etwa Frauenspaziergänge bieten eine lockere Möglichkeit, sich auszutauschen. Der Vorteil: "Wer sich einer Gruppe anschließt, muss nicht sofort im Mittelpunkt stehen", erklärt During. So können auch Introvertierte langsam in eine Gemeinschaft hineinwachsen und Beziehungen aufbauen.
Online-Plattformen und Apps können helfen, neue Kontakte zu knüpfen. Über "Meetup" und "Spontacts" etwa kann man sich für Aktivitäten in der Umgebung anmelden. Auf Facebook tauschen sich Menschen in speziellen Gruppen über ihre Interessen aus und organisieren gemeinsame Treffen. Auch Apps, die vor allem fürs Dating genutzt werden, können Freundschaften vermitteln.
Hier sei es aber wichtig, dass Online-Kontakte schnell ins reale Leben übertragen werden, sagt Ralf During. Denn "echter Austausch" erfordert persönliche Begegnungen.
Freundschaften entstehen nicht von heute auf morgen. "30 bis 50 Stunden Zweiergespräche sind notwendig, damit aus einer Bekanntschaft eine Freundschaft wird", erklärt During. Für enge Freundschaften seien sogar über 200 Stunden nötig. Wer eine ernsthafte Freundschaft sucht, muss also auch bereit sein, sich regelmäßig zu treffen und Zeit zu investieren.
Die ersten Treffen können Verabredungen zu einem Kaffee oder einem Spaziergang sein. Dabei sei es laut Felix Wunnike wichtig, sich auf den anderen zu konzentrieren und Fragen zu stellen, anstatt sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu bringen. "Nur so zeigt man echtes Interesse an der Person", sagt er.
Ist eine Freundschaft erst einmal gewachsen, sollte man sie pflegen. Ein kurzer Anruf, eine Nachricht zwischendurch oder gemeinsame Unternehmungen stärken das Vertrauen und festigen die Verbindung. Felix Wunnike empfiehlt für stressige Zeiten: "Leerlaufzeiten nutzen. Wenn ich vom Büro nach Hause fahre, rufe ich meine Freunde an."
Auch gemeinsame Erlebnisse sind wichtig. "Menschen zusammenbringen, kleine Essen mit mehreren Leuten organisieren", rät er. Solche Zusammenkünfte festigen nicht nur bestehende Freundschaften, sondern fördern dazu auch neue Verbindungen.
Zur Wahrheit gehört auch, dass nicht jede Freundschaft für immer hält. Wenn eine Beziehung mehr Energie kostet, als sie zurückgibt, kann es Zeit sein, sie zu beenden. "Man sollte sich fragen, wofür eine Person im Leben steht", rät Ralf During. Vielleicht ist es irgendwann nicht mehr Freundschaft, sondern Gewohnheit, Verpflichtung oder ein materielles Interesse.
Wenn man merkt, dass eine Freundschaft nicht mehr auf Gegenseitigkeit beruht – etwa, wenn man immer der Einzige ist, der Treffen organisiert – sollte man loslassen, so Wunnike. Das gelte auch, wenn in Gesprächen keine Fragen mehr gestellt werden, die eigene Person nicht mehr so interessiert.
ILLUSTRATION - Echte Freundschaften entstehen nicht von selbst - sie brauchen Aufmerksamkeit und gemeinsame Zeit. (zu dpa: «Neue Freunde finden, Freundschaften pflegen - so geht's») Foto: Halfpoint/Westend61/dpa-tmn - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++