Eine Maserninfektion ist eine hochansteckende Viruserkrankung, auch wenn sie häufig als "Kinderkrankheit" abgetan wird. Wie gefährlich die Krankheit ist zeigen die jüngst veröffentlichten Zahlen des Zentrum für Virologe der MedUni Wien: Im vergangenen Jahr kam es zu einem massiven Anstieg von Masernfällen und damit verbundenen Todesfällen in der EU. In Österreich hat sich die Zahl der Erkrankungen von 2016 auf 2017 verdreifacht. Und auch 2018 sieht die Lage bisher nicht besser aus und so wurden in diesem Jahr bereits 38 Erkrankungen gemeldet.
In der EU gab es 2018 schon 15 Todesfälle durch die Masern (neun in Rumänien, drei in Griechenland, zwei in Italien und einer in Frankreich). Vier der Opfer stammten aus der Altersgruppe zwischen 30 und 41 Jahren.
Todesfälle "sinnlos, tragisch und nicht akzeptabel"
Der einzige Schutz gegen die hoch ansteckende Krankheit ist die zweifache Impfung, die ab dem 10. Lebensmonat verabreicht wird und in Österreich kostenfrei ist. Besonders gefährdet sind daher Säuglinge, die noch nicht geimpft werden können. Grundsätzlich sind aber alle Altersgruppen von der "Kinderkrankheit" betroffen. Bei Erwachsenen ist die Krankheit oft besonders gefährlich, da sie länger verläuft und häufiger Folgeerkrankungen auftreten. Eine dieser Folgekrankheiten ist die sogenannte Masern-Enzephalitis, eine Entzündung, die zu einem Lebenslangen Schaden des Gehirns führen kann.
Masern werden durch Tröpfcheninfektion – also durch Sprechen, Husten oder Niesen – übertragen. Kommt man mit einer infizierten Person in Kontakt und ist nicht geimpft, so steckt man sich zu mehr als 99 Prozent an. Zwischen dem Kontakt mit dem Virus und Krankheitsbeginn dauert es etwa acht bis zehn Tage, wobei der typische Ausschlag erst nach etwa zwei Wochen auftritt. Tödlich verlaufen die Masern bei einem von 1000 Fällen.
"Dass heutzutage noch immer Menschen an dieser so leicht durch Impfung vermeidbaren Erkrankung sterben, ist absolut sinnlos, tragisch und nicht akzeptabel", äußerte sich die Wiener Virologin Heidemarie Holzmann zu den Zahlen.
WHO wollte Masern bis 2015 ausrotten
Eigentlich könnte die Krankheit bereits ausgestorben sein, denn sie ist durch rechtzeitiges Impfen vermeidbar. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich als Ziel gesetzt durch Impfaufklärung Masern bis 2015 auszurotten. Das Ziel wurde, wie die aktuellen Zahlen zeigen, eindeutig verfehlt. Die sogenannte Durchimpfungsrate, das heißt die Anzahl der geimpften Personen, ist viel zu niedrig.
Ein großes Problem stellen hier die Impfgegner dar. Die Gruppe der "harten" Impfgegner ist in Österreich relativ klein. Eine Studie der MedUni Wien von 2016 ergab, dass etwa fünf Prozent der Befragten sich explizit als Impfgegner bezeichneten. Über 15 Prozent hingegen gaben an skeptisch gegenüber Impfungen zu sein. Die Skepsis führt zu einer Zurückhaltung, wenn es zur eigenen Impfung oder der der Kinder kommt. In Italien hat man sich entschieden, durch eine Impfpflicht für Kinder einer geringen Durchimpfungsrate in der Bevölkerung entgegenzuwirken.