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Erst wenn sich diese Keime stark vermehren, können sie zu einer Gefahr für die menschliche Gesundheit werden, erklärt Stefan Schüttler, Trinkwasserexperte und Sachverständiger bei der Prüforganisation Dekra.
Typischerweise können Legionellen beim Menschen zwei verschiedene Krankheitsbilder auslösen. Das Portal "infektionsschutz.de" erklärt die Unterschiede:
Legionärskrankheit - das ist eine schwere Form der Lungenentzündung, mit Husten, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und hohem Fieber. Es könne auch zu Bauchschmerzen, Durchfall oder Verwirrtheitszuständen kommen. So eine Lungenentzündung kann unbehandelt sogar lebensbedrohlich werden. Mit geeigneten Antibiotika bestehen aber gute Heilungsaussichten.
Pontiac-Fieber - zeigt sich in Form eines fiebrigen Infektes ohne Lungenentzündung. Meist treten leichte grippeähnliche Symptome wie Kopf-, Brust- und Gliederschmerzen, sowie trockener Husten auf. Es heile in der Regel innerhalb weniger Tage von selbst aus.
Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr sind besonders gefährdet, etwa Patienten mit Grunderkrankungen wie Diabetes oder chronische Herz- und Lungenerkrankungen. Das Risiko einer Erkrankung oder eines schweren Verlaufs erhöht sich zudem bei Rauchern. Damit es gar nicht erst zu einer Erkrankung kommt, sind einige vorbeugende Maßnahmen sinnvoll.
Wer länger abwesend war, sollte bei seiner Rückkehr darauf achten, dass er das Wasser lange laufen lässt - damit die Leistungen durchgespült und das stehende Wasser durch frisches ersetzt wird, rät Schüttler.
Denn bei längerem Stillstand in Wasserleitungen, auch Stagnation genannt, könne eine erhöhte Belastung von Legionellen auftreten. Bereits bei mehr als vier Stunden empfiehlt er das in den Leitungen stehende Wasser ablaufen zu lassen. Stand das Wasser länger als drei Tage still, sollte man Kalt- und Warmwasser mindestens fünf Minuten laufenlassen.
Wenn man mehrere Wochen weg war, sollte man Schlütter zufolge die Trinkwasserinstallation fachgerecht spülen und gegebenenfalls eine mikrobiologische Untersuchungen durchführen lassen.
Auch die Wassertemperatur spielt eine Rolle - liegt diese zwischen 30 und 45 Grad Celsius, seien laut Dekra-Experten Schüttler optimale Bedingungen für eine Vermehrung der Keime gegeben.
Das Portal infektionsschutz.de rät dazu: In einem Haus mit zentraler Wassererwärmung und zentralen Warmwasserspeicher sollte die Temperatur am Trinkwassererwärmer auf mindestens 60 Grad eingestellt sein. Die Wassertemperatur sollte im Leistungssystem an keiner Stelle unter 55 Grad liegen. Kaltwasserleitungen sollten zudem wärmeisoliert sein und regelmäßig genutzt werden.
Übrigens: Das gilt für die Armaturen in der Küche, aber auch im Bad und der Dusche. Denn nicht nur beim Trinken besteht bei belasteten Trinkwasser-Anlagen ein Infektionsrisiko. Es könnten laut Schüttler etwa auch beim Duschen Wassertröpfchen (Aerosole) in die Atemwege gelangen.
Tipp: Das Wasser muss keiner verschwenden, man könne es für andere Zwecke, etwa zum Blumengießen verwenden.
Der Grenzwert für Legionellen in einer Trinkwasserinstallation liegt laut Trinkwasserverordnung bei 100 koloniebildenden Einheiten pro 100 Milliliter, schreibt die Dekra. Ab diesem Wert ist das Labor verpflichtet, die Untersuchungsergebnisse unaufgefordert an das zuständige Gesundheitsamt weiterzuleiten.
Doch was sind die Gründe für erhöhte Legionellen-Befunde? Diese seien vielschichtig - neben stehendem Wasser, handele es sich oft um ein "Zusammenspiel zwischen falschem Anlagenbetrieb, veralteter oder mangelhafter Anlagentechnik sowie unzureichender Wartung", so Trinkwasserexperte Schüttler.
Übrigens: Laut Trinkwasserverordnung müssen Betreiber in Häusern mit mehr als zwei Wohneinheiten und Warmwasserbereitungsanlagen ab einer bestimmten Größe, in einem Abstand von bis zu drei Jahren das Trinkwasser untersuchen lassen.
RAVENSBURG - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/dpa/gms/Felix Kästle/Felix Kästle