Und wieder ist das Ergebnis des Schwangerschaftstests ein negatives – ungewollt. Zwar bietet die moderne Reproduktionsmedizin eine Vielzahl an Möglichkeiten, doch auch hier ist der Erfolg oftmals ungewiss. Hier setzt das Wiener Biotech Unternehmen dawn-bio an und stellt sich die Frage: Was braucht ein Embryo wirklich? Die Antwort gibt betroffenen Paaren Grund zur Hoffnung.
Es könnte einfacher nicht sein: Man hat zum richtigen Zeitpunkt ungeschützten Geschlechtsverkehr. Der Samen des Mannes findet seinen Weg in den Eileiter, befruchtet dort die reife Eizelle, die sich im nächsten Schritt ihren Weg in die Gebärmutter bahnt und es sich dort gemütlich macht – neun Monate später ist das Familienglück perfekt. Theoretisch. Denn die Praxis ist, wie so oft, eine andere. Die Zahlen belegen: Jedes sechste Paar weltweit ist ungewollt kinderlos.
Die Ursachen dafür sind vielfältig: Neben hormonellen Störungen, physiologischen und anatomischen Problemen, körperlichen Erkrankungen oder etwa Infektionen ist oftmals auch das Alter von zentraler Bedeutung in puncto Kinderwunsch. Lag das durchschnittliche Alter von Müttern zum Zeitpunkt der Geburt 1989 noch bei 26,8 Jahren, gebären Frauen heute im Durchschnitt 4,7 Jahre später (2023: 31,5 Jahre). Ein Trend, der sich fortzusetzen scheint. Dabei nimmt gerade mit zunehmendem Alter die Eizellenqualität ab – und damit auch die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft. Zumindest auf natürlichem Wege.
Moderne Medizin
Denn ebenso mannigfaltig wie die Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch sind jene der Therapieansätze: Von Lebensstilinterventionen über zyklusstimulierende Hormonbehandlungen bis hin zur ICSI, der Intracytoplasmatischen Spermieninjektion, bei der die Samenzelle direkt in die Eizelle injiziert wird, ist das Spektrum der modernen Reproduktionsmedizin ein weites. Doch auch hier sind die Chancen auf Erfolg oftmals limitiert und ungewiss.
Nicht selten führt der lange Weg zum Wunschkind über die sogenannte In-vitro-Fertilisation, kurz IVF. Dabei wird in den meisten Fällen zunächst die körpereigene Hormonausschüttung der Frau unterdrückt, ein künstlicher Zyklus hergestellt und die Reifung von Eizellen stimuliert. Diese werden in einem weiteren Schritt entnommen und mit der aufbereiteten Samenflüssigkeit des Partners vermengt. In einem Brutschrank kommt es schließlich im besten Fall zur In-vitro-Fertilisation – der Befruchtung im Glas. Zwei bis maximal sechs Tage nach Entnahme werden ein bis drei der befruchteten Eizellen in die Gebärmutter der Frau eingeführt. Doch mehr als zwei von drei dieser Embryotransfers führen nicht zur erhofften Schwangerschaft. Entsprechend gering sind die Aussichten auf Erfolg.


Sogenannte Blastoide sollen ein natürliches Umfeld für Embryos in-vitro simulieren
Bessere Bedingungen – von Anfang an
Doch wo kann man ansetzen, um diese künftig zu optimieren? „Heute können wir in IVF-Kliniken nur mit dem arbeiten, was wir haben“, so Peter Greiner, Gründer und CEO des Wiener Biotech-Unternehmens dawn-bio, der zuvor das weltweite Fertility-Geschäft beim Marktführer Merck verantwortet hat. „Die meisten Innovationen in unserem Feld zielen darauf ab, den Embryo mit der relativ besten Chance zu identifizieren. Aber was wäre, wenn wir von Anfang an bessere Bedingungen schaffen könnten, damit sich mehr Embryonen gesund entwickeln? Damit würden wir die Chancen für Paare mit Kinderwunsch grundlegend verbessern.“
Dazu stellte sich das wissenschaftliche Team rund um dawn-bio-Gründer und CSO Alok Javali die Frage: Was braucht ein Embryo wirklich? „Unsere Forschung zeigt, dass essenzielle Moleküle, die in der natürlichen Umgebung eines Embryos vorkommen, im IVF-Labor fehlen. Indem wir dem Embryo diese Moleküle zur Verfügung stellen, schaffen wir optimale Bedingungen für seine Entwicklung – von Anfang an.“
Neues aus der Wiener Forschung
Um diese Bedingungen auch in-vitro herzustellen, setzt dawn-bio auf eine eigens entwickelte Behandlung, die sich eine einzigartige Plattformtechnologie zunutze macht. Die Basis dafür schaffen sogenannte Blastoiden – aus Stammzellen geformte Modelle der Blastozyste. Also des Embryos, kurz vor und während der Einnistung in die Gebärmutter. Entwickelt wurde diese Methode im Forschungslabor von dawn-bio-Gründer Nicolas Rivron am IMBA, dem weltweit für seine Grundlagenforschung anerkannten Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Diese Entwicklung innovativer Modellsysteme, die es ermöglichen, biologische Prozesse zu verstehen und voranzutreiben, ist eine Schlüsselerrungenschaft der letzten Jahre intensiver Forschung. Auf Basis dieser Ergebnisse wird nun in sogenannten Spin-off-Unternehmen wie etwa dawn-bio, wo sie zur Entwicklung neuer medizinischer Anwendungen genutzt werden, weiter geforscht.


Neue Forschungsergebnisse aus Wien setzen einen neuen Meilenstein in Richtung Familienglück
© Bild: iStockPhotoErste präklinische Daten aus Brüssel, wo mit gespendeten humanen Embryonen gearbeitet wird, sowie Tests mit dem Blastoid-Stammzellmodell zeigen bereits vielversprechende Ergebnisse. In der Praxis könnte das bedeuten, dass diese wissenschaftlichen Errungenschaften „made in Austria“ schon bald die Aussichten auf Erfolg erhöhen können. Ein entscheidender Meilenstein in Richtung ersehntes Familienglück.