Die Krätze, im Fachjargon Scabies genannt, ist wieder auf dem Vormarsch. In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl der Fälle vervielfacht. Ganz Mitteleuropa sei betroffen. Der kleine Parasit nistet in der Haut des Menschen und ernährt sich von seinem Blut. So grausig die Vorstellung, so unangenehm der Befall. Wie aber kommt es zu einem solchen? Woher weiß man, dass man betroffen ist? Und vor allem: Wie kann man sich schützen?
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"Die Krätzmilbe hat immer Saison", weiß Prof. Harald Maier von der Universitätsklinik für Dermatologie an der MedUni Wien. Die Ansteckung erfolgt in erster Linie durch innigen Kontakt mit Personen, die von dem Parasiten bereits befallen sind. Laut Prof. Julia Walochnik, Parasitologin an der MedUni Wien, wird sie meist beim Geschlechtsverkehr übertragen. Häufig betroffen ist auch Pflegepersonal im Krankenhaus, das in engem Hautkontakt mit den Patienten steht.
Eher selten tritt die Krätzmilbe, so Maier, in Schulen und Kindergärten auf. Zu einer regelrechten Epidemie kann es dagegen überall dort kommen, wo schlechte hygienische Bedingungen herrschen. So etwa in militärischen Feld- oder Flüchtlingslagern. Apropos Hygiene: Neben der direkten ist auch eine indirekte Ansteckung möglich. Die Krätzmilbe kann also auch per Kleidung oder Bettwäsche übertragen werden, sofern diese mit einer befallen Person in Kontakt gekommen ist und anschließend nicht ordnungsgemäß gereinigt wurde.
Diese Körperstellen sind am häufigsten betroffen
Die Krätzmilbe, die übrigens den morbiden Beinamen Grabmilbe trägt, lebt nicht auf dem, sondern im Menschen, genauer gesagt in der Haut, wo sie schließlich auch ihre Eier ablegt. Am liebsten nistet sich der Parasit dort ein, wo die Haut am dünnsten ist, etwa zwischen Fingern und Zehen ebenso wie im Achselhöhlen-, Brust- und Genitalbereich. Auch der Nabel zählt zu den von der Milbe bevorzugten Körperregionen.
Begleitet wird der Befall in der Regel von heftigem Juckreiz - und das vor allem während der Bettruhe. "Die klassische Hautveränderung ist ein kleines längliches Knötchen, an dessen einem Ende sich der Milbenhügel befindet. Am anderen sieht man die Öffnung des Milbengangs. Dort kommt die Milbe während der Nacht heraus, um ihre Blutmahlzeit zu nehmen", erklärt der Dermatologe. Die betroffenen Hautstellen färben sich rot und schuppen ab.
So wird man die Krätzmilbe wieder los
Hat die Krätzmilbe erst einmal zugeschlagen, ist der Gang zum Arzt unabdingbar, mahnt Walochnik. Um den Parasiten wieder loszuwerden, müssen nicht nur der Patient selbst, sondern auch seine engen Kontaktpersonen konsequent behandelt werden. Das vom Arzt verschriebene Präparat muss auf die gesamte Haut aufgetragen werden. Kleidung, Bettwäsche und Handtücher gilt es bei 60 °C zu waschen. Textilien, die nicht gewaschen werden können, sollten mindestens eine Woche lang im Freien ausgelüftet, chemisch gereinigt oder bis zu 14 Tage luftdicht in Plastiksäcken verwahrt werden.
Dann wären dann noch Schuhe, Stofftiere und diverse andere Kleinutensilien. Sie können durch Einfrieren milbenfrei gemacht werden. Betten, Polstermöbel und Teppiche wiederum sollten mit einem möglichst leistungsstarken Staubsauger gereinigt werden. So weit, so gut. Idealerweise aber lässt man es - wenn möglich - gleich gar nicht erst zu einem Befall kommen. Wie also kann man einen solchen von vornherein verhindern? Für den Experten eine klare Sache: "Die einzige Antwort darauf lautet hohe hygienische Standards."