Maximilian Bastl erforscht an der MedUni Wien die Auswirkung des Klimawandels auf die Pollensaison. Und die Ergebnisse lassen für Menschen mit einer Allergie nichts Gutes erahnen.
Rund ein Drittel aller Menschen in Österreich leidet mittlerweile an einer Allergie – die meisten von ihnen an einer Pollenallergie. Es gebe in der Wissenschaft zwei Theorien, warum diese mittlerweile so häufig auftreten, sagt Maximilian Bastl: „Eine geht davon aus, dass die Zunahme mit der Umweltverschmutzung und vor allem mit der gestiegenen Feinstaubbelastung zu tun hat.“
Die zweite sei, so der Forscher der MedUni Wien, dass das Immunsystem durch die zugenommene Hygiene fehleranfälliger geworden ist. Denn eigentlich sind Pollen harmlos. Durch den Fehler des Immunsystems werden sie jedoch als Krankheitserreger identifiziert und bekämpft. „Der Körper reagiert mit tränenden Augen, rinnender Nase und Husten, um die Pollen zu entfernen“, sagt Bastl.
Pollensaison länger und intensiver
Einer der Forschungsschwerpunkte Bastls ist die Auswirkung des Klimawandels auf die Pollensaison. Und die Ergebnisse lassen für Menschen mit einer Allergie nichts Gutes erahnen. Denn durch die steigenden Temperaturen können sich mittlerweile Neophyten, also Pflanzen, die ursprünglich in Österreich nicht heimisch waren, stark ausbreiten.
Eines der häufigsten Pollenallergene ist Beifuß. „Zusätzlich ist Beifuß sehr kreuzreakiv mit Ragweed. 60 bis 80 Prozent der allergischen Personen, die auf eines der beiden Allergen reagieren, reagieren auch auf das andere“, weiß der Biologe. Der heimische Beifuß blüht zwischen Juli und Anfang September. Doch aktuell breiten sich spätblühende Beifuß-Neophyten im Donauraum stark aus. „Diese blühen erst ab Mitte September und lösen damit einen zweiten Belastungsgipfel aus“, erklärt Bastl. Teilweise ist der Allergengehalt der gebietsfremden Arten auch höher.
Auch der Götterbaum wird zunehmend zu einem innerstädtischen Problem für Allergiker. Früher gerne als schnell wachsender, hitzeresistenter Alleebaum gesetzt, breitet er sich in Wien, entlang der Donau und der Autobahnen stark aus. „In seiner Heimat China sind etwa 30 Prozent der Personen mit Pollenallergie auf ihn sensibilisiert“, so Bastl. Wichtig sei es, den Baum zu entfernen, solange er jung ist, um so vorzubeugen, dass noch mehr Menschen eine Allergie dagegen entwickeln.
Maximilian Bastl
studierte zunächst Biologie an der Universität Wien und spezialisierte sich auf Paläobiologie. Während seines Studiums beschäftigte er sich mit fossilen Pollen. Später kam er zu den jetzigen Pollen und forschte im Rahmen seiner Dissertation an der MedUni Wien an Pollen und Allergien. 2023 baute er gemeinsam mit seiner Frau den Pollenservice der Stadt Wien auf.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.09/2025 erschienen.