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Falscher Elternstolz: Kinderfotos im Netz

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Wenn Eltern Fotos ihres Nachwuchses auf Facebook, WhatsApp oder Instagram verbreiten, dann machen sie dies, weil sie stolz sind und nicht, weil sie ihrem Kind schaden wollen. Doch die Gefahr wird häufig unterschätzt. Die Bilder können in die falschen Hände geraten oder zu Mobbing führen. Kinder haben das Recht am eigenen Bild und können gegen ihre Eltern vorgehen.

Sophie hängen die Spaghetti rund ums Ohr und Lukas grinst fröhlich aus dem Planschbecken: Eltern lieben es, die ersten Momente ihrer Kinder fotografisch festzuhalten. Seit es Facebook gibt, kann man dafür auch noch ordentlich Likes kassieren. Auch wenn die Eltern es selten böse meinen und einfach nur stolz auf ihren Nachwuchs sind, birgt das Posten von Bildern Gefahren.

Fotos werden häufig unüberlegt geteilt. Sind Fotos im Netz frei zugänglich, können diese leicht in falsche Hände geraten. Doch auch wer glaubt, seine Privatsphäreeinstellungen im Griff zu haben, kann seine Kinder in Gefahr bringen. Fotos, die über Facebook, Instagram oder auch WhatsApp verbreitet werden, lassen sich nicht mehr leicht löschen, sind sie einmal im Umlauf. Und so lustig das Foto mit Spaghetti als Ohrenschmuck auch erscheint, was mag das Kind wohl denken, wenn es die Fotos Jahre später im Internet entdeckt? Eltern verletzen zunehmend die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder. Dies kann später nicht nur zu Belustigung, sondern auch zu Mobbing führen.

Kinder haben das Recht am eigenen Bild

Häufig ist es falsch verstandener Elternstolz, wenn das eigene Kind zum WhatsApp-Profilfoto wird oder regelmäßig die Facebook-Timeline schmückt. Das Deutsche Kinderhilfswerk veröffentlichte in der vergangenen Woche eine repräsentative Umfrage, die zeigt, dass Eltern nur selten ihren Nachwuchs über die Fotos informieren. 34 Prozent derjenigen, die Bilder und Informationen von Kindern posten, gaben an, Kinder dabei gar nicht einzubeziehen, 30 Prozent informieren die Kinder lediglich. Eine explizite Erlaubnis der Kinder holt nur eine Minderheit von 31 Prozent der Befragten ein.

Kinder können sich immer wehren

Rein rechtlich betrachtet bräuchten die Eltern allerdings die Erlaubnis ihrer Kinder, denn auch Kinder haben das Recht am eigenen Bild. Dieses Persönlichkeitsrecht besagt, dass Bilder von Personen nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürfen, wenn dadurch berechtigte Interessen des Abgebildeten oder unter Umständen eines nahen Angehörigen verletzt würden. Was genau diese „berechtigten Interessen“ sind, ist nicht festgelegt. „Ein Nacktbild von seinem Kind zu veröffentlichen ist definitiv nicht in Ordnung“, betont die Expertin für Medienrecht, Katharina Raabe-Stuppnig. Hierzu gehört auch das süße Foto in der Badewanne oder das witzige vom Kind auf der Toilette. „Kinder können sich immer wehren“, erläutert Raabe-Stuppnig und dies ist unabhängig vom Alter. Sobald das Kind urteilsfähig ist – oft wird dabei von einem Alter von 14 Jahren ausgegangen – kann es auch rechtlich gegen die Fotos vorgehen.

Was ist öffentlich?

In sozialen Netzwerken ist es hierbei schwierig zu differenzieren, wann ein Post als öffentlich gilt. Was ist, wenn man nur fünf Freunde hat und dies nur der enge Familienkreis ist? „Bei Facebook muss man sich nur mal die AGBs genau anschauen. Wenn man ein Foto auf Facebook postet, räumt man dem Unternehmen zahlreiche Rechte ein“, so die Medienrechtsexpertin, „dies ist dann durchaus ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht“.

Wenn im kommenden Frühjahr die Datenschutz-Grundverordnung in Kraft tritt, wird sich auch in Bezug auf die rechtliche Lage von Fotos online einiges ändern. Inwieweit sich dies auf die derzeitige Regelung über das Urheberrecht auswirken wird, wird sich noch herausstellen.

Digitaler Narzissmus

Einer US-Studie zufolge sind inzwischen 90 Prozent der Unter-Zwei-Jährigen schon im Netz präsent. Gegenüber der APA erklärt der Cyberkriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger, dass dies eine Auswirkung des „digitalen Narzissmus“ der Eltern sei. “Viele zeigen diese Bilder ja nicht, weil sie damit ihren Kindern etwas Gutes tun möchten, sondern weil sie hoffen, mit den Bildern Anerkennung zum Beispiel in Form von Likes und Kommentaren zu bekommen,” erläutert Rüdiger gegenüber der Nachrichtenagentur. Man solle Bilder nur den Personen zur Verfügung stellen, denen man wirklich traue. „Und das trifft ja in den seltensten Fällen auf 300 Facebook- oder Instagramfreunde zu“.

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