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Tod durch Hitze: Die unterschätzte Gefahr

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Hitze in der Stadt

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Die Hitze macht uns schon jetzt schwer zu schaffen. Tagsüber raubt sie uns die Energie, nachts den Schlaf. Im schlimmsten Fall kann sie sogar das Leben kosten. Wie groß ist die Gefahr, einen Hitzetod zu erleiden? Und wer ist besonders gefährdet?

"Im Jahr 2017 gab es in Österreich mehr Hitze- als Verkehrstote", weiß Prof. Hans-Peter Hutter vom Zentrum für Public Health an der MedUni Wien. Während der Hitze zwischen 2003 und 2012 hierzulande durchschnittlich 240 Menschen zum Opfer fielen, waren es im Jahr 2017 laut Agentur für Gesundheit (Ages) sage und schreibe 586. Im Jahr darauf waren es sogar noch mehr: Die Sommerhitze forderte 766 Todesopfer. Das gesundheitliche Risiko, das eine Hitzewelle mit sich bringt, lässt sich nicht länger leugnen.

Diese Gruppe ist besonders gefährdet

Besonders gefährdet sind alleinstehende Menschen höheren Alters. Sie sind oft nicht mehr dazu in der Lage, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um sich vor der Hitze zu schützen. "Sie sitzen in ihrer Wohnung und es wird immer heißer", umreißt der Umweltmediziner ein leider allzu häufig auftretendes Problem. Sie trinken zu wenig, nicht zuletzt deshalb, weil das Durstgefühl mit dem Alter abnimmt oder auch der Weg zur Toilette zu beschwerlich erscheint.

Schließlich kann der Flüssigkeitsverlust nicht mehr ausgeglichen werden, ebenso wenig wie der von Mineralstoffen. "Es kommt zur Hitzeerschöpfung", erklärt Hutter. Gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Herz-Kreislauferkrankungen tun ihr Übriges, wo doch gerade jetzt das Herz besonders gefordert ist: Um den Körper zu kühlen, muss es das doppelte Volumen an Blut durch ihn hindurch pumpen. Ab einem gewissen Punkt ist jedoch auch hier die Grenze erreicht. Die notwendige Pumpleistung kann nicht mehr erbracht werden. Herzversagen ist die Folge.

Die Hitze ist ein leiser Killer einsamer Menschen

Hans-Peter HutterUmweltmediziner

"Die Hitze ist ein leiser Killer einsamer Menschen", warnt der Umweltmediziner. Eine der wesentlichen Herausforderung in den nächsten Jahren wird es daher sein, jene Menschen zu erreichen, die sich nicht mehr selbst helfen können. Das ist möglich, aber schwierig. Umso mehr ist Solidarität gefragt. Doch nicht nur ältere, mitunter kranke Menschen können der Hitze erliegen. Ebenso kann es Säuglinge und Kleinkinder treffen. Weil die Hitzeabwehrmechanismen bei ihnen noch nicht voll ausgeprägt sind. Und auch junge, gesunde Menschen sind gefährdet.

Hitzschlag und Hitzekollaps

"Das wird oft unterschätzt. Wenn man jung und fit ist, denkt man, man ist unverwundbar". Dem ist aber nicht so. Während die Hitzeerschöpfung als oft schleichender Prozess bei älteren Menschen zum Tragen kommt, sind Jüngere von den hohen Temperaturen in erster Linie akut betroffen - Stichwort Hitzschlag. Bei einem Hitzschlag steigt die Körpertemperatur auf bis zu 40 Grad. Weil der Körper bereits dehydriert ist, funktioniert die Schweißbildung nicht mehr. Folglich kommt es zu einem enormen Wärmestau.

"Hier handelt es sich um einen Notfall", mahnt der Experte. Augenscheinlichstes Anzeichen ist eine rote, trockene und heiße Haut. Der Betroffene fühlt sich benommen, verliert mitunter das Bewusstsein. Erleidet er darüber hinaus einen hitzebedingten Schock, werden lebenswichtige Organe wie Lunge oder Nieren nicht mehr ausreichend durchblutet. "Ohne Behandlung ist diese Situation akut lebensbedrohlich", warnt Hutter. Nicht ganz so gefährlich ist der Hitzekollaps, der dafür wesentlich häufiger auftritt.

Das Verletzungsrisiko steigt

Verbunden mit einem Blutdruckabfall äußert sich der Hitzekollaps in erster Linie durch Schwindel und/oder Benommenheit. Mit dem Hitzschlag gemein ist ihm die drohende Gefahr einer Ohnmacht. "Man fällt um wie ein Stück Holz", veranschaulicht der Experte das Problem. Damit einher geht das Risiko, mit dem Kopf gegen einen harten Gegenstand zu schlagen. Was natürlich nicht unmittelbar zum Tod führen muss, mitunter aber schwere Verletzungen bedingen kann.

Wenn man jung und fit ist, denkt man, man ist unverwundbar

Hans-Peter HutterUmweltmediziner

Sowohl beim Hitzschlag als auch beim Hitzekollaps ist rasches Handeln gefragt. Hat der Betroffene das Bewusstsein verloren, gilt es, ihn in stabile Seitenlage zu bringen, seine Atemwege freizuhalten und die Rettung zu rufen. Abgesehen davon sollte er umgehend an einen schattigen Ort gebracht und gekühlt werden. Wichtig ist dem Experten zufolge nicht wie, sondern dass man für Kühlung sorgt. Ein Gartenschlauch tut es ebenso wie ein Buch, mit dem man frische Luft zufächelt.

So gefährlich ist der Sonnenstich

Dann wäre da noch der Sonnenstich, bei dem es sich um einen lediglich den Kopf betreffenden Hitzschlag handelt. Ist der Kopf direkter starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann es zu einer Reizung des Gehirns und insbesondere der Gehirnhäute kommen. Starke Kopfschmerzen, ein steifer Nacken, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Bewusstseinsstörungen bis hin zu Bewusstlosigkeit und Kreislaufversagen sind mögliche Folgen. Im schlimmsten Fall kann ein Sonnenstich sogar tödlich enden.

"Hitze bedeutet eine massive Belastung für den gesamten Organismus, die man anfangs oft nicht als solche erkennt", mahnt Hutter. Schon erste Symptome gilt es daher ernstzunehmen. Zwar sind junge Menschen alles in allem weniger gefährdet als ältere. Letztlich sind aber auch sie nicht vor dem Hitzetod gefeit. Ein Problem, das uns künftig vor neue Herausforderungen stellen wird, lässt jedes zusätzliche Grad die hitzebedingte Mortilität doch um bis zu sechs Prozent ansteigen.

Brauchen Sie Hilfe? Dann wenden Sie sich an die Mitarbeiter des Hitzetelefons unter der Telefonnummer 050 555 555.

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