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Glück in schwierigen Zeiten? Das geht, sagt eine Expertin

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Nomen est omen: Nanni Glück weiß über das Glück Bescheid
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Mit dem Glück ist es so eine Sache - wir wünschen es uns, auch gegenseitig. Aber Wünschen allein reicht meist nicht.

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Was ist Glück überhaupt und wie kann man es in sein Leben holen, gerade in schwierigen Zeiten? Antworten von Nanni Glück, die als Psychologin, Trainerin und Coach arbeitet - und wirklich so heißt.

Nanni Glück: Genau das höre ich sehr oft in meinen Seminaren und Workshops. Viele Menschen fühlen sich von den aktuellen weltpolitischen und gesellschaftlichen Entwicklungen überwältigt und fragen sich: "Darf ich mich überhaupt um mein eigenes Glück kümmern, wenn um mich herum so viel Schlimmes passiert?"

Meine Antwort ist da ganz klar: auf jeden Fall! Und ich würde sogar noch weiter gehen: Es ist unsere verdammte Pflicht, gerade in Krisenzeiten gut auf unser eigenes Wohlbefinden zu achten. Nur wenn es uns selbst gut geht, können wir auch unsere Stärken und Kompetenzen voll einsetzen – für uns selbst und für unser Umfeld.

Glück: Ganz genau. Wenn wir dauerhaft im Überlebensmodus sind – also in einem Zustand von Stress und Angst –, haben wir biologisch bedingt nur eingeschränkten Zugriff auf unsere Fähigkeiten und unser Potenzial. Das macht uns handlungsunfähig und blockiert uns. Wenn wir aber gut für unser eigenes Wohlbefinden sorgen, haben wir eine ganz andere innere Haltung und können besser auf Herausforderungen reagieren.

Glück: Im Kern ja. Wir können uns in jedem Moment bewusst entscheiden, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Unser Gehirn ist leider so programmiert, dass es sich eher auf das Negative konzentriert. Das war evolutionär wichtig, um Gefahren zu erkennen und zu überleben. Aber genau deshalb ist es so wichtig, aktiv gegenzusteuern.

Wenn ich mich bewusst auf das Gute und Positive fokussiere – und das beginnt oft schon mit kleinen Momenten der Dankbarkeit –, dann verändert sich meine subjektive Realität. Das ist die Freiheit, die wir alle haben: selbst zu entscheiden, worauf wir unseren Fokus lenken.

Glück: Eine Übung, die ich gerne empfehle, ist die "Pause-Taste". Wenn etwas Stressiges oder Schwieriges passiert, einfach kurz innehalten und bewusst wahrnehmen, was gerade im Moment gut ist.

Das kann ganz schlicht sein: den Hund auf dem Sofa beobachten, einen Vogel am Fenster sehen oder die ersten Knospen an den Rosen entdecken. Diese kleinen Momente helfen, wieder eine positive innere Haltung einzunehmen.

Glück: Glück ist sehr individuell, aber die Positive Psychologie beschreibt mit dem PERMA-Modell fünf Säulen eines gelingenden Lebens:

1. Positive Emotionen - bewusst Freude und Dankbarkeit empfinden

2. Engagement - etwas tun, das uns erfüllt

3. Relationships - gute Beziehungen pflegen

4. Meaning - Sinn in dem sehen, was wir tun

5. Accomplishment - das Gefühl, etwas bewirken zu können

Wenn diese fünf Elemente in Balance sind, erleben wir ein stabiles Gefühl von Zufriedenheit.

Glück: Das ist absolut nachvollziehbar. Positive Psychologie wird oft mit toxischem positiven Denken verwechselt – also der Idee, dass man in allem etwas Gutes sehen muss. Das ist aber nicht der Punkt. Manche Dinge im Leben sind einfach nur schlimm.

Wichtig ist, das Leid anzuerkennen und sich nicht dafür zu verurteilen, dass es einem schlecht geht. Erst wenn ich mir selbst zugestehe, dass es gerade schwer ist, kann ich mich auch wieder für das Gute öffnen.

Glück: Es gibt einen kleinen genetischen Anteil, der die Serotoninaufnahme beeinflusst, aber das ist wirklich minimal. Wichtiger ist das Umfeld: Wenn ich in einer Umgebung aufwachse, die mir vermittelt, dass die Welt ein sicherer Ort ist und dass ich so, wie ich bin, in Ordnung bin, dann prägt das mein Selbstbild und meine Fähigkeit, glücklich zu sein.

Glück: Ja, zu jedem Zeitpunkt im Leben! Meine älteste Klientin ist 87. Es ist nie zu spät, etwas für das eigene Glück zu tun. Kleine Übungen wie die Dankbarkeitsübung oder die bewusste Entscheidung, auf das Gute zu schauen, wirken auch im hohen Alter noch.

Glück: Die haben ein gutes soziales Netz, Gleichberechtigung, eine tolle Kinderbetreuung und eine starke Gemeinschaft. Dazu kommt die Fähigkeit, die kleinen Freuden im Alltag zu genießen – das berühmte "Hygge"-Gefühl.

Interessant finde ich aber auch Costa Rica: Obwohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dort nicht so gut sind, sind die Menschen dort sehr glücklich – weil Lebensfreude und Gemeinschaft dort einen hohen Stellenwert haben.

Glück: Sich bewusst machen, dass Freude der natürliche Zustand des Menschen ist. Wir sind darauf ausgelegt, etwas beizutragen und eine Verbindung zu anderen zu spüren.

Und: Nicht in die "Wenn-Dann-Falle" tappen. Glück ist nicht das Ergebnis von äußeren Erfolgen, sondern das Gefühl, mit dem eigenen Leben im Reinen zu sein.

Zur Person: Nanni Glück, Jahrgang 1973, hat Psychologie sowie Positive Psychologie (Certificate of Advanced Studies der Uni Zürich) studiert. Sie berät Einzelpersonen und Institutionen, unter anderem zu Selbstfürsorge, Resilienz und Humor.

---: FOTO: APA/APA/dpa/GMS/neyroo

Foto: neyroo/Nanni Glück/dpa-tmn..ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des vorstehenden Credits

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