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Gicht: Bei nur erhöhter Harnsäure keine Therapie

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Am häufigsten betroffen ist die große Zehe
©APA/APA/dpa/Patrick Seeger
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Mit mindestens ein bis zwei Prozent Betroffenen in der Bevölkerung ist die Gicht die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. Ausgelöst wird sie durch zu viel Harnsäure im Blut, diese lagert sich an den Gelenken ab und verursacht dort Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und Überwärmung. "Erhöhte Harnsäurewerte im Blut allein stellen für uns keine Indikation zu einer Therapie dar", betonte der Mediziner Thomas Nothnagl am Dienstag bei der Apothekertagung in Schladming.

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"Kein Gichtanfall, keine Therapie", erläuterte der Rheumatologe. Der Vorgang bis zur Ablagerung von Gichtkristallen über den Gelenken gehe langsam voran. Männer sind dabei 3,26-mal häufiger betroffen, Frauen sind bis zur Menopause hormonell geschützt. Die Erkrankungszahlen sind im Steigen begriffen. 2050 dürften 95,8 Millionen Menschen betroffen sein, eine Zunahme von 73 Prozent zum Jahr 2020.

Das am häufigsten von Gicht betroffene Gelenk ist die Großzehe. Patienten berichten beispielsweise von so starken Schmerzen, dass sie die Bettdecke nicht aushalten auf der Großzehe, sagte Nothnagl. Danach folgen mit Abstand Knöchel oder Fuß, Knie, Finger, Ellenbogen und Handgelenk. Für eine Diagnose der Gicht müssen sogenannte Uratkristalle an der betroffenen Stelle nachgewiesen werden. Dazu kommen in der Regel Röntgen oder Ultraschall infrage. "Im akuten Gichtanfall sind die Serumharnsäurewerte oft im Normbereich", berichtete Nothnagl. Der Labortest sollte daher erst zwei Wochen später gemacht werden.

Zu Beginn der Behandlung steht nicht unbedingt die medikamentöse Therapie, sondern eine Lebensstilmodifikation, sagte der Rheumatologe. Die Lösung seien eine Diät, die Gabe von Vitamin C und Bewegung. Allein durch eine Ernährungsumstellung kann die Harnsäure jedoch maximal zu 15 bis 20 Prozent beeinflusst werden, betonte Nothnagl. Der genetische Einfluss sei stärker.

Gicht: Was schlecht ist für die Harnsäurewerte

Schlecht für die Harnsäurewerte sind Alkohol, dabei vor allem Bier, Fleisch sowie Fisch und Meeresfrüchte und Fruchtsäfte beziehungsweise fructosehaltige Getränke. Senkend wirken purinhaltiges Gemüse wie Brokkoli und Kohl, Vitamin C und Kaffee. Bei Letzterem sind "drei Tassen am Tag empfohlen", sagte Nothnagl. Wenn ein Gichtpatient jedoch keinen Kaffee trinkt, müsse er nicht damit anfangen. Und: "Zu tief sollte die Harnsäure auch nicht sein."

Bei einem akuten Gichtanfall kann mit verschiedenen Medikamenten therapiert werden, unter anderem mit Cortison. Gefährlich wird es, wenn die Gicht chronisch wird. "Hier geht es um die Zerstörung der Gelenke", sagte der Mediziner, "hier verlieren sie die Funktionen". Gicht hängt zudem mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen. "120 Tage nach dem letzten Gichtanfall haben die Patienten ein doppelt so hohes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden", warnte Nothnagl.

ILLUSTRATION - Zwei Füße sind am Mittwoch (16.04.2012) in Rust (Ortenaukreis) nebeneinander zu sehen. Am Mittwoch (27.06.2012) ist der Tag des Fußes. Ein Mensch läuft in seinem Leben nach Einschätzung von Experten im Durchschnitt bis zu 180.000 Kilometer. Foto: Patrick Seeger dpa/lsw +++(c) dpa - Bildfunk+++

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