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Zusammenarbeit als Kur fürs Gesundheitssystem

in Kooperation mit den Krankenanstalten Barmherzige Brüder Graz, Elisabethinen Graz und KAGes
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Lange Wartezeiten auf Operationen, Fachkräftemangel im Bereich der Ärzteschaft und in der Pflege, zu wenige Spitalsbetten: Diese Schreckgespenste gehen derzeit oft durch die Medien. In der Steiermark bleibt man optimistisch und arbeitet gemeinsam an Lösungen.

Videocredit: Osama Rasheed

Nüchtern betrachtet geben aktuelle Zahlen wenig Zuversicht. Das Bevölkerungswachstum in Österreich beträgt gerade einmal 0,6 Prozent; die Bevölkerung wird insgesamt immer älter. Im Umkehrschluss heißt das, dass alterskorrelierte Erkrankungen zunehmen und über kurz oder lang junge Menschen fehlen werden, die sich als Ärzt:innen oder Pflegefachkräfte um ihre älteren oder kranken Mitmenschen kümmern können – und wollen. Stichwort: Fachkräftemangel. Schon jetzt sind Wartezeiten auf Operationen und aufgrund fehlenden Personals gesperrte Betten immer wieder Themen. Dabei handelt es sich allerdings bei Weitem um kein speziell steirisches oder gar nur österreichisches Phänomen, sondern um eines, das die ganze Welt vor Herausforderungen stellt.

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Mag. DDr. Ulf Drabek, MSc MBA, Vorstand für Finanzen und Technik der KAGes, Univ.-Prof. Ing. Dr. Dr. h.c. Gerhard Stark, Vorstandsvorsitzender der KAGes, Kathrin Gulnerits, Chefredakteurin NEWS, Dr. Karlheinz Kornhäusl, Landesrat für Gesundheit in der Steiermark, Mag. Oliver Szmej, Gesamtleiter & Krankenhausvorstand Barmherzige Brüder Graz und Dr. Christian Lagger, Geschäftsführer des Krankenhauses der Elisabethinen im Gespräch (v.l.n.r.).

 © Osama Rasheed

Kein „Schrebergartendenken“ Dr. Karlheinz Kornhäusl, Landesrat für Gesundheit und bis zu seinem Wechsel in die Politik selbst praktizierender Arzt in Graz, wählt eher den Begriff der „Baustelle“. Denn: „Baustellen sind nicht von vornherein etwas Negatives. Wenn man eine Baustelle erkennt, kann man damit beginnen, an ihr zu arbeiten.“ Bereits erkannt wurde die Baustelle der langen Wartezeiten auf beispielsweise Operationen des Hüft- und Kniegelenks und des Grauen Stars. Ihr widmet sich aktuell ein Gremium aus 35 Expert:innen. „Da darf es kein Schrebergartendenken geben. Wir müssen auch die Grenzen in unseren Köpfen aufbrechen. Ich glaube, dass Gesundheit keine geografischen Grenzen kennt“, so Kornhäusl. Schließlich spräche nichts dagegen, Versorgung bundesländerübergreifend zu denken, sodass nicht jedes Spital alles anbieten muss, sondern Patient:innen dorthin kommen, wo auch die entsprechende Expertise vorherrscht. „Wenn man Dinge neu denkt und das gemeinsam tut, auch über Bundesländergrenzen hinweg, dann kann uns einiges gelingen“, ist sich Kornhäusl sicher.

Dass sich die Dinge bereits ändern, zeigt sich im Kleinen. „Die Ordensspitäler gibt es seit mehreren Jahrhunderten, die Barmherzigen Brüder Graz haben im Jahr 2015 ihr 400-jähriges Bestehen gefeiert“, erklärt Mag. Oliver Szmej, Gesamtleiter und Krankenhausvorstand Barmherzige Brüder Graz. „In der Vergangenheit war es so, dass die Ordensspitäler sich in einer Nische im Gesundheitssystem wiedergefunden und die Akutversorgung eher dem großen Bruder KAGes überlassen haben. In den letzten Jahren hat sich das stark gewandelt, so dass sich mittlerweile alle Krankenanstaltenträger in einem gemeinsamen Miteinander für die Steirer:innen in der Akutversorgung, der Spitzenmedizin und der generellen Versorgung einsetzen.“

„Wenn wir uns nicht weiterentwickeln, werden wir den aktuellen Stand der Krankenversorgung nicht weiter gewährleisten können.“
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Mag. DDr. Ulf Drabek, MSc MBA, KAGes-Vorstand für Finanzen und Technik

 © Osama Rasheed

Die dringlichsten Baustellen betreffen für Szmej zwei Bereiche: Einerseits gäbe es die Patient:innenebene und andererseits die Ebene der Mitarbeiter:innen. „Patient:innen haben sich im Laufe der Jahre auch verändert, es wurde früher wenig hinterfragt. Heutzutage möchten Patient:innen verstehen und ihre eigene Meinung einbringen. Wir müssen sie also anders abholen, als das in der Vergangenheit der Fall war. Wir haben hier bereits gelernt, anders zu arbeiten.“ Ebenfalls von immenser Bedeutung sei die Frage, wie man Mitarbeiter:innen gewinnen und auch langfristig halten könne. Mitarbeitende seien heute volatiler, nicht mehr so gebunden an einen Abeitgeber und hätten eigene Vorstellungen von der Arbeitsplatzgestaltung. Dem müsse man Rechnung tragen, wolle man sie halten.

„Wir müssen einem geänderten Forderungs- und Anspruchsverhalten gerecht werden und ein Umfeld schaffen, in dem sich Mitarbeiter:innen wohlfühlen.“ Wie das genau funktioniert, scheint man bei den Barmherzigen Brüdern zu wissen, denn beim jährlichen Mitarbeiter:innenfest können immer wieder auch Menschen geehrt werden, die 25, 30, 35 und sogar 40 Jahre im Betrieb blieben.

„Wir müssen die Zeichen der Zeit erkennen!“
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Univ.-Prof. Ing. Dr. Dr. h.c. Gerhard Stark, Vorstandsvorsitzender der KAGes

 © Osama Rasheed

Monetäre Motivation

Selbstverständlich braucht es aber auch adäquate Bezahlung. Die Steiermark verabschiedete im Spätherbst letzten Jahres ein Gehaltspaket in der Höhe von 130 Mio. Euro für Pflegekräfte und Ärzteschaft. „Geld ist wichtig, aber bei Weitem nicht alles“, weiß Kornhäusl. „Überbordende Bürokratie, Adminis­tration, Kinderbetreuung und planbare Dienstzeiten sind weitere Schrauben, an denen wir drehen.“ Schließlich sei es absurd, dass die Dokumentation eines Pflegeschrittes länger brauche als dessen Ausführung und dass Mitarbeiter:innen nicht Stunden erhöhen können, weil ein Kinderbetreuungsplatz fehlt. Der erste Silberstreifen am Horizont zeichne sich ab; die Steiermark könne ein Plus von über 40 Mitarbeiter:innen im ärztlichen Dienst und 200 unter den Pflegekräften vorweisen.

„Die Maßnahmen im Bereich der Ärzteschaft greifen schon, bei der Pflege braucht es noch etwas Zeit. Wir haben einige herausfordernde Jahre vor uns, das ist richtig. Aber wir setzen wie viele andere Unternehmen in anderen Bereichen auch, auf die Ausbildung. Wir selbst sind bereit gewesen, als Barmherzige Brüder in Kooperation mit der FH Joanneum an unserem Standort in Eggenberg einen weiteren Lehrgang für DGKP im Bereich der Pflege hochzuziehen, wo bald 72 Studierende pro Jahr neu anfangen werden“, erklärt Mag. Szmej.

„Wir haben herausfordernde Jahre vor uns, aber wir setzen wie viele Unternehmen in anderen Branchen auf die Ausbildung."
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Dr. Christian Lagger,

Geschäftsführer des Krankenhauses der Elisabethinen

 © Osama Rasheed

Zuversicht in Sachen Zukunft

Dr. Christian Lagger, Geschäftsführer des Krankenhauses der Elisabethinen, hält eine größere Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Bundesländern für mindestens genauso wichtig wie adäquate Perspektiven für hochausgebildete, akademisierte Pflegekräfte: „Die Fähigkeitskompetenz und die Zuständigkeitskompetenz müssen harmonisiert werden; ähnlich wie im Vereinigten Königreich, wo es den Ansatz der Community Nurse mit vielen Aufgabenbereichen gibt.“

Für neue Wege plädiert auch Univ.- Prof. Ing. Dr. Dr. h.c. Gerhard Stark, Vorstandsvorsitzender der KAGes: „Man muss auch über Innovationen sprechen. Zum Beispiel über Optimierungsschritte in den Prozessen wie dem Wachstum von tagesklinischen und ambulanten medizinischen Leistungen sowie den strukturellen Adaptierungsschritten, die insbesondere die Trennung von Strukturen für die Akutversorgung von jenen für hochfrequente planbare Leistungen in den Fokus rücken. Des Weiteren organisieren wir von der KAGes aus gemeinschaftlich mit allen Trägern in der Steiermark unser ‚mobiREM‘-Projekt.“ Dabei geht es darum, älteren Menschen nach einem Unfall oder einer Operation durchgängig nach der Entlassung aus dem Krankenhaus bis in das heimische Umfeld Unterstützung von Fachpersonal zukommen zu lassen. Auch in die Palliativ- und Hospizversorgung sind alle Träger eingebunden. Auf diesem Gebiet wurden in der Steiermark bereits zahlreiche innovative und trägerübergreifende Wege eingeschlagen, was vor allem in dieser Breite ungewöhnlich ist. „Dass wir für die ganze Steiermark organisieren und gemeinschaftlich in Umsetzung bringen, dafür ist der trägerübergreifende Spirit wesentlich", ist Univ.-Prof. Ing. Dr. Dr. h.c. Gerhard Stark sicher.

Weiteren Grund zu vorsichtigem Optimismus geben auch der medizinische und technische Fortschritt. Dr. Christian Lagger sieht in Telemedizin und KI enormes Potenzial, plädiert aber auch für besonnenen Umgang: „Es braucht Pädagogen, um der Bevölkerung zu zeigen, wie sie mit modernen Möglichkeiten umgehen kann.“ Schließlich seien die Entwicklungen und das Potenzial, das sich hier ergibt, groß.

„Mittlerweile finden sich alle Krankenanstaltenträger in einem gemeinsamen Miteinander für die Steirer:innen."
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Mag. Oliver Szmej, Gesamtleiter und Krankenhausvorstand Barmherzige Brüder Graz

 © Osama Rasheed

Doch auch der beste technologische Fortschritt bringe nichts, wenn letztlich niemand da ist, der diese Technologien versteht und anwenden kann.

Stolz kann die Steiermark jedenfalls schon jetzt sein – schließlich hat man in Sachen Notfallversorgung und Basisversorgung einen Weltspitzenplatz inne. Damit das auch so bleibt, gibt es unter anderem die KAGes Strategie 2030. Sie umfasst fünf Dimensionen: Sicherung und Förderung von Know-how, Mitarbeiter:innenorientierung, Patient:innen- und Bewohner:innenorientierung, Innovation und Entwicklung im Sozial- und Gesundheitsbereich sowie der „Beitrag zu einer besseren Welt“.

Letzteres zielt auf die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt ab. Mag. DDr. Ulf Drabek, MSc MBA, Vorstand für Finanzen und Technik der KAGes, erklärt: „Es geht uns auch um die Gesundheit der Umwelt. Wir reduzieren den Energieverbrauch, bauen nachhaltig, nutzen Geothermie und reduzieren Abfälle.“ Zum Einsatz kommen etwa Photovoltaik-Anlagen und Erdwärme.

Dass es sich dabei nicht um ein Lippenbekenntnis handelt, beweisen zahlreiche Awards, die die KAGes in den letzten Jahren gewonnen hat, darunter zuletzt fünf Best-Practice-Awards von insgesamt 18 möglichen.

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