1. Was ist Sapiosexualität?
Der Begriff „Sapiosexualität“ leitet sich vom lateinischen Wort „sapere“ („wissen“) ab und bedeutet körperliches Begehren, das durch den Intellekt eines anderen Menschen geweckt wird.
Soll heißen, dass sich sapiosexuelle Personen zu gebildeten und belesenen Personen körperlich hingezogen fühlen - die Optik hingegen rückt dabei in den Hintergrund. Sie finden intelligente Äußerungen antörnend. Qualitäten wie Aussehen, Alter und Status spielen nur eine zweitrangige Rolle.
Das sagt der Experte:"Dass man Wissen erregend findet, halte ich für eine exotische Ausnahme", betont Psychologe Michael Schmitz. Es sei definitiv kein allgemein gültiges Phänomen unserer Gesellschaft, sondern eine individuelle Ausprägung, die auf eine verschwindend kleine Gruppe zutreffe. Sapiosexualität sei keine sexuelle Orientierung, sondern lediglich eine sexuelle Präferenz oder Vorliebe.
2. Wie entsteht sexuelle Begierde?
Natürlich könne jemand der geistreich ist, der viel weiß, der etwas erklären kann, der viel Verständnis von der Welt hat auf eine andere Person attraktiv wirken. Mit Begierde habe das aber noch nichts zu tun.
„Das sexuelle Erregung entsteht, hat mit Wissen an sich nichts zu tun. Die Lust vermittelt sich immer durch eine sehr umfassende, komplexe Kommunikation", erklärt er weiter.
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Die Entstehung der sexuellen Begierde wird durch zahlreiche körperliche und psychologische Faktoren beeinflusst: Lebensstil, Hormone, Fantasien, Gefühle und Erziehung. Es sei immer eine Mixtur an Qualitäten einer Person, die den Reiz ausmache.
3. Wirkt sich Intelligenz positiv auf die Erotik aus?
Nicht zwingend. Doch wenn Paare sich gerne angeregt über Themen austauschen können – vielleicht sogar leidenschaftlich diskutieren – dann entstehe eine Spannung, die sich in Lustempfinden transformieren kann.
„Intelligenz ist nicht reduzierbar auf die kognitive Fähigkeit, sie hat auch immer etwas mit Empfindungen zu tun", sagt Psychologe Michael Schmitz. Die Neugier und die Lernfähigkeit in einer Beziehung steigert das sexuelle Begehren. Wichtig sei es den Unterschied zwischen Erregbarkeit und Lust zu kennen:
- Sexuelle Erregbarkeitist der unmittelbare Reflex. Ausgelöst wird er durch eine multiple Reaktion des limbischen Systems im Gehirn
- Sexuelle Lust ist immer etwas, das sich entwickelt, zum Beispiel in einer Beziehung. Die Lust spielt sich zu ebenfalls zu einem großen Teil im Kopf ab.
4. Was ist wichtiger: Intelligenz oder Aussehen?
Eine ganz eindeutige Antwort lässt sich auch hier nicht geben. Fakt ist, dass Intelligenz im Vergleich zu früher an Bedeutung gewonnen hat. Warum? Die Gleichstellung der Geschlechter hat unser Beuteschema grundlegend verändert.
Das Bild von Frauen die einen Erzeuger und Ernährer für ihre Kinder suchen – und Männern die ihr Erbgut möglichst breit streuen wollen ist veraltet.
Neuere Studien zeigen, dass sowohl Männer als auch Frauen heute bei der Partnerwahl tatsächlich Intelligenz zunehmend vor Schönheit stellen.
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Zu diesem Schluss kommen etwa Marcel Zentner, Professor am Institut für Psychologie der Uni Innsbruck, und seine Kollegin Alice Eagly, Professorin für Psychologie an der Northwestern University (USA). Die beiden haben hunderte Studien zum Thema aus unterschiedlichen Ländern durchforstet und ausgewertet.
Diese Eigenschaften sind auch wichtig
Das Ergebnis:Je moderner eine Gesellschaft ist, desto ähnlicher ist das Beuteschema von Mann und Frau. Und noch ein Detail überrascht: Intelligenz wird heute zunehmend vor Schönheit gestellt. Auch Geselligkeit, Verlässlichkeit, Bildung und emotionale Reife seien sehr wichtige Eigenschaften – und werden ebenfalls vor der Optik gereiht.
5. Wie wichtig ist Intelligenz bei der Partnerwahl
Wenn jemand einen intelligenten Eindruck macht, stehe das auch gleichzeitig für jemanden, der sich durchsetzen kann, der erfolgreich ist und der sozial anerkannt ist. Einem schlauen Menschen traut man schlicht mehr zu.
Für langfristige Beziehungen ist eine spannende Persönlichkeit sicherlich wichtiger, als äußerliche Attraktivität. Denn Paare die gemeinsam etwas neu entdecken und das Erlebte miteinander austauschen, harmonieren langfristig besser.
"Intelligenz ist für Leute wichtig, die sich der Welt gegenüber neugierig verhalten, die gerne etwas Neues dazulernen, zusätzliche Anregungen bekommen möchten und die es attraktiv finden, sich über Eindrücke und Gedanken auszutauschen", erklärt Schmitz
Die Mischung macht es aus
Zudem sei mit intelligenten Partnern die Wahrscheinlichkeit höher sich zusammen weiterzuentwickeln und immer wieder die Chance auf neue Inspiration zu haben. Aber: Intelligenz allein ist keine Erfolgsgarant, um eine erfüllte Beziehung zu führen. Es ist wichtig für sich herauszufinden was noch dazu gehört, damit es in der Partnerschaft harmoniert.
6. Welche Art von Intelligenz ist gefragt?
Die Forschung teilt Intelligenz in unterschiedliche Kategorien ein. Ganz allgemein wird der Begriff Intelligenz so definiert :
- Die Fähigkeit abstrakt sowie vernünftig zu denken
- und daraus ein zweckvolles Handeln abzuleiten
Vor allem die emotionale Intelligenz unterscheidet sich stark von jener Intelligenz, die sich in unterschiedlichen Begabungen (logisch-mathematisch, räumliche-bildlich, sprachlich...) äußert.
Grundsätzlich müsse Intelligenz für beide Parnter etwas sein, das positiv und emotional besetzt ist. Wenn beide Partner intellektuell auf der gleicher Wellenlänge sind, hinterfragen sie politische und soziale Sachverhalte anders, finden mehr Freude an Diskussionen, lesen eventuell die gleichen Bücher, Zeitungsartikel und mögen ähnliche Filme.
Aber Scharfsinnigkeit allein reicht freilich nicht, um als Partner zu überzeugen. Immer bedenken: Es gibt Leute, die gemessen an dem IQ eine hohe Intelligenz haben, aber eher schwach darin sind, soziale Beziehungen herzustellen. Dann gibt es Personen, die hochintelligent sind, aber arrogant. Beides keine gute Konstellation.
„Man kann nicht sagen, dass Intelligenz an sich ist attraktiv ist“, sagt Schmitz. Trotz der Präferenz einen klugen Partner an der Seite zu haben, müsse man immer abwiegen, welche Qualitäten und Eigenschaften schlussendlich wichtig sind, damit man als Paar gut zusammen passt.
7. Wie beliebt sind intelligente Frauen?
Studien belegen, dass es signifikant mehr Männer gibt, die Frauen bevorzugen, denen sie intellektuell überlegen sind. Frauen können mit dem höheren Intellekt ihres Partners besser umgehen. Woran liegt es, dass Männer offenbar vor klugen Frauen zurückschrecken?
Wieder geht es um die Hindernissen am Weg zur Gleichstellung. Auch Männer versuchen ihre Rollenklischees zu erfüllen und achten besonders darauf Stärke zu vermitteln. So hätten Männer größere Schwierigkeiten eine Frau zu akzeptieren, die mehr verdient, als umgekehrt.
Alte Rollenklischee
"Die Vorstellung von Männlichkeit ist bei Männern oft noch an das ausgediente Bild geknüpft, dass er der Hauptverdiener sein muss. Auch durch bewusst dominantes Auftreten nach außen versuchen Männer sich durchzusetzen und Territorien abzustecken", fasst der Experte den Ist-Zustand zusammen.
Trotz aktuellen Umbrüchen habe unsere Gesellschaft, die über Jahrhunderte geprägte Struktur des Patriarchats noch nicht völlig überwunden. "Da haben die Männer noch einiges zu lernen. Und das hat nicht mit dem Mangel an Intelligenz zu tun. Sondern schlicht damit tun, dass das emotionale Bedürfnis sich darzustellen größer ist, als die Reflexionsfähigkeit, dass die natürlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht so groß sind wie man lange geglaubt hat", so Schmitz.
8. Das Gehirn ist das wichtigste Sexorgan
Die schönste Nebensache der Welt jedenfalls, bringt die Menschen zusammen - ganz gleich wie Fortschrittlich oder veraltet die Denkweise nun ist. Und auch spielt das Gehirn eine bedeutende Rolle.
Wenn Sexualität dauerhaft interessant sein soll, müsse man in einer Beziehung Reize und Spannungen immer wieder neu herstellen. Das schaffe man nur mit einem Bezug aufeinander. An erster Stelle steht die Kommunikation. Aber auch gemeinsames Erleben, Reflektieren und Aufmerksamkeit für das, was in der Welt, mit dem Partner und mit uns selbst passiert sei essentiell. "Genau diese Aufmerksamkeit hat viel mit Intelligenz zu tun", bestätigt der Paartherapeut.
Und genau hier kommt das Gehirn ins Spiel: Denn nur dadurch sind wir in der Lage etwas genau zu registrieren, festzuhalten, zu verarbeiten und daraus Schlüsse zu ziehen. Was uns Menschen in weiterer Folge ermöglicht eine stabile und funktionierende Beziehung führen zu können.
Es müsse einfach jedem bewusst sein, dass man für eine Beziehung immer arbeiten muss. Tipp: Warum also nicht die kognitiven Fähigkeiten nutzen, um immer wieder darüber nachzudenken, was man tun kann, um der Beziehung eine gute Basis und neuen Schwung zu verleihen.