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Wie hilft man ihr dabei am besten? Urban Slamal ist Vorstand des deutschen Bundesverbands Tattoo und verrät im Interview, warum man mit einem frisch gestochenen Tattoo nicht unbedingt das Haustier knuddeln sollte und welche Beschwerden normal sind.
Urban Slamal: Absolut tabu ist, es aufweichen zu lassen. Es spricht nichts dagegen, mit einem frischen Tattoo zu duschen. Aber ausgiebige Wannenbäder würde ich bleibenlassen. Man sollte daher einen Tattoo-Termin auch nicht auf kurz vor dem Urlaub legen, wenn man ins Meer oder in den Pool springen will.
Wenn eine so frische Wunde im Wasser nämlich aufquaddelt, dann wird sie empfindlich für den Eintrag von Keimen. Das kann schnell nach hinten losgehen und es bildet sich eine Infektion.
Außerdem sollte man das frische Tattoo keiner Sonnenstrahlung aussetzen, auch nicht ins Solarium gehen. Denn die Farbpigmente verbleichen unter UV-Licht. In den ersten Wochen würde ich die tätowierte Haut nicht einmal mit Sunblocker dem UV-Licht aussetzen.
Dazu kommt: Beim Stechen einer Tätowierung vernichtet man sozusagen die Hautschicht, in der Pigmente gebildet werden, die für eine UV-Abwehr zumindest halbwegs tauglich sind. Diese Schicht muss sich erst neu bilden.
Slamal: Bitte peinlich genau an das halten, was der Tätowierer sagt. Geht es um vernünftiges Wundmanagement, gibt es verschiedene Konzepte.
Bei der trockenen Wundheilung wird die frische Tätowierung nur für kurze Zeit verbunden, für rund einen Tag. Dann wird der Wundverband entfernt und die Haut im Wesentlichen sich selbst überlassen.
Man muss dabei aber schauen, dass sie nicht völlig austrocknet. Passiert das nämlich, bildet sich im übertriebenen Maße Wundschorf. Wenn der abfällt, gehen auch Farbpigmente aus der Haut heraus. Um das zu vermeiden, sollte man die Haut leicht feucht halten. Das geht mit einer geeigneten Nachsorgecreme, die man aber bitte nur ganz vorsichtig einsetzt.
Wichtig ist, das Tattoo höchst hygienisch zu behandeln. Jedes Mal, wenn ich da drangehe, muss ich mir mindestens die Hände waschen. Besser sogar, ich desinfiziere sie. Ich würde mit einer offenen Tätowierung auch keinesfalls meine Katzen oder meinen Hund knuddeln.
Eine andere Option ist, die Wunde mit geeigneten Verbänden für eine längere Zeit verbunden zu halten. Darunter bildet sich ein leicht feuchtes Klima, die Haut kann abheilen.
Vorteil ist, dass äußere Einflüsse so abgehalten werden. Allerdings bietet sich das nicht immer an - etwa bei großen Tattoos nicht oder auch an Körperstellen, wo Verbände nicht gut halten, etwa am Fuß. Am besten bespricht man sich also mit dem Tätowierer.
Slamal: Normal ist, dass die Haut zunächst schmerzt und Wundflüssigkeit abgibt. Das tut sie ungefähr die ersten 48 Stunden. Auch, dass sie leicht geschwollen und gerötet ist, ist normal. Das ist das Standard-Reaktionsschema des Körpers auf eine offene Wunde.
In die falsche Richtung läuft die Geschichte, wenn die Haut dramatisch anschwillt und eine Hitzeentwicklung stattfindet, die länger als zwei, zweieinhalb Tage andauert. Auch wenn die Haut sehr empfindlich auf Berührungen reagiert, sich die Wunde stark verschorft hat oder eitrig wird, kann man sich ziemlich sicher sein, dass man sich irgendeine Art von Keim eingefangen hat.
Dann redet man am besten mit dem eigenen Tätowierer oder der Tätowiererin. Die haben oft genügend Erfahrung, wie damit umzugehen ist. Es kann auch zu starken Infektionen kommen, bei denen sich auch Fieber entwickelt. Damit muss man natürlich zum Arzt. Gott sei Dank passiert das aber selten.
ARCHIV - In ein frisch gestochenes Tattoo sollten auf keinen Fall Keime geraten, die für Infektionen sorgen können. (zu dpa: «Frisch gestochenes Tattoo? Was nun tabu ist») Foto: Daniel Maurer/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++
ILLUSTRATION - Lieber unter einem Verband oder offen? Geht es um die Abheilung von Tattoos, gibt es unterschiedliche Ansätze. Unter anderem die Körperstelle und die Größe des Tattoos spielen eine Rolle. (zu dpa: «Frisch gestochenes Tattoo? Was nun tabu ist») Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++