Haben Sie sich schon mal gefragt, wie farbenblinde Menschen die Welt sehen? Eines gleich mal vorweg: Bei jener Form, die wir gemeinhin als "Farbenblindheit" bezeichnen, handelt es sich meist nur um eine Farbfehlsichtigkeit. Dagegen nimmt die echte Farbenblindheit ein wesentlich dramatischeres Ausmaß an. Die folgenden Bilder veranschaulichen, welche Formen es gibt und wie sie die Farbwahrnehmung der Betroffenen verändern.
An Farbenblindheit leidet nur ein sehr geringer Anteil der Menschen, genau gesagt 0,00003 Prozent, wie "watson.ch" berichtet. Von Farbfehlsichtigkeit sind deutlich mehr Personen, nämlich rund 9 Prozent der Männer und 1 Prozent der Frauen betroffen. Sowohl Farbenblindheit als auch Farbfehlsichtigkeit sind genetisch bedingt, also angeboren. Um besser verstehen zu können, wie es zu dieser Anomalie kommt, ein kleiner Exkurs in die Welt des Farbsehens:
Auf der Netzhaut des Menschen befinden sich drei verschiedene Arten von Zapfen: die L-, die M- und die S-Zapfen. Je 46 Prozent dieser Zapfen sind für die Wahrnehmung von Rot und Grün verantwortlich, die restlichen 8 Prozent für die von Blau. Sind alle drei Zapfenarten voll funktionstüchtig, so nehmen wir das ganze Farbspektrum wahr. Während die sogenannten M-Zapfen das Sehen von Grün ermöglichen, lassen uns die L-Zapfen Rot und die S-Zapfen Blau erkennen.
Fallen nun eine oder zwei der drei Zapfenarten aus, so liegt eine Farbfehlsichtigkeit vor. Funktioniert keine einzige der drei Zapfenarten, spricht man von der Farbenblindheit. Mehr dazu aber später. Die häufigste Form der Farbfehlsichtigkeit ist die Rot-Grün-Sehschwäche. Hier reagieren die Zapfen der Netzhaut weniger empfindlich auf das langwellige rote und/oder das mittelwellige grüne Licht. Daher auch L- und M-Zapfen: lang- und mittelwellig.
Grünschwäche
Grünschwäche tritt insgesamt häufiger auf als Rotschwäche. Von ihr sind rund 5 Prozent der Männer und 0,35 Prozent der Frauen betroffen. Ein Mensch, der an Grünschwäche leidet, kann die Farben im Grünspektrum nicht so intensiv sehen wie es Normalsichtige können. Das oben dargestellte Bild würde sich ihm in etwa folgendermaßen darbieten:
Grünblindheit
Sind gar keine für M-Zapfen auf der Netzhaut ausgebildet, so spricht man von der Grünblindheit. Die Betroffenen können keinerlei Grüntöne wahrnehmen. An Grünblindheit leiden rund 1 Prozent der Männer und 0,01 Prozent der Frauen. Sie tritt also deutlich seltener auf als Grünschwäche.
Rotschwäche
Rotschwäche kommt auf dieselbe Art und Weise zustande wie Grünschwäche: Die für das Sehen der entsprechenden Farbe - in diesem Fall Rot - verantwortlichen Zapfen reagieren weniger empfindlich auf das - in diesem Fall langwellige - Licht. Von Rotschwäche betroffen sind 1 Prozent der Männer und 0,03 Prozent der Frauen.
Rotblindheit
Bei der Rotblindheit fehlen die L-Zapfen auf der Netzhaut komplett. Der Anteil der Männer mit Rotblindheit ist ebenso hoch wie der mit Rotschwäche, nämlich 1 Prozent. Dagegen leiden nur 0,01 Prozent der Frauen an Rotblindheit. Das folgende Bild zeigt, wie Menschen mit Rotblindheit unser Beispielbild sehen.
Blauschwäche
Schließlich wäre da noch die Blauschwäche. Hier sind es die S-Zapfen, die nicht voll funktionstüchtig sind. S steht übrigens für short, also für das kurzwellige blaue Licht. Ein Mensch mit Blauschwäche nimmt unser Beispielbild folgendermaßen wahr:
Blaublindheit
Bei der Blaublindheit wiederum fehlen die S-Zapfen auf der Netzhaut komplett. Blaublindheit ist ebenso selten wie Blauschwäche: Betroffen sind je 0,0005 Prozent der Männer und der Frauen. Während Menschen mit Rot- oder Grünblindheit auch in ihrer Sehstärke beeinträchtigt sind, leidet die Sehstärke bei Menschen mit Blaublindheit in der Regel nicht. Anders als bei der Rot- oder der Grünblindheit sind hier ja nicht 46 Prozent, sondern nur 8 Prozent der Zapfen betroffen.
Blauzapfenmonochromasie
Bei der Blauzapfenmonochromasie fehlen sowohl die Rot- als auch die Grünzapfen. Mit anderen Worten: Der Betroffene ist gleichzeitig rot- und grünblind. Vorhanden sind folglich nur die Blauzapfen. Einem Menschen mit dieser Anomalie bietet sich unser Beispielbild wie folgt dar:
Farbenblindheit
Während bei der Farbfehlsichtigkeit zwei oder zumindest eine Zapfenart funktionieren, befinden sich auf der Netzhaut von farbenblinden Menschen keinerlei funktionstüchtige Zapfen. Der Betroffene verfügt nur über Stäbchen. Während die Zapfen für das Tagsehen, also das Sehen bei ausreichend Licht, verantwortlich sind, sorgen die Stäbchen für das Nachtsehen, also das Sehen bei geringer Helligkeit.
Ein Farbenblinder kann keine Farben wahrnehmen. Er sieht bloß Graustufen. Hinzu kommt, dass die lichtempfindlichen Stäbchen am hellen Tage schnell überlastet sind. Der Betroffene ist extrem blendungsempfindlich, was dazu führt, dass seine ohnehin schon schwache Sehkraft bei starkem Lichteinfall fast schwindet. Man spricht hier auch von Tagblindheit.
Die Seite "color-blindness.com" bietet die Möglichkeit, Bilder hochzuladen und der jeweiligen Farbfehlsichtigkeit entsprechend zu verändern. Auf diese Weise wurden auch die hier verwendeten Bilder generiert.