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Das Prinzip des Nicht-können-Wollens

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©Shvets Produktion/Pexels
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Es gibt Menschen, die sich erfolgreich aus Verantwortungen stehlen und unerwünschte Aufgaben bewusst bei anderen abladen. Psychologen nennen diese Taktik "strategische Inkompetenz". Ob Kindererziehung, Kundenbetreuung oder Klimakrise bewältigen: Das Konzept des "Nicht-können-Wollens" betrifft Familien, Unternehmen und Politik gleichermaßen.

Kleiner Spoiler zu Beginn: Nur weil Sie sich für alles verantwortlich fühlen, sind Sie es nicht auch automatisch. Ganz gleich, ob Sie mit der Aufgabenverteilung innerhalb der Familie hadern oder im Job immer die ungeliebten Belange zugeschanzt bekommen.

Menschen, die sich immer für alles und jeden zuständig fühlen und dennoch von ihrem Umfeld konsequent mehr aufgehalst bekommen, als sie eigentlich zu bewältigen in der Lage sind, sollten Katharina Pommers neues Buch "Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen" zur Hand nehmen. Die Wiener Psychologin beschreibt darin ein Phänomen, das die meisten Menschen aus ihrem

Gekonnt unfähig

Sätze wie "Du kannst das viel besser als ich" sind der Beweis dafür, dass Sie es mit gewollter Unfähigkeit zu tun haben. "Strategische Inkompetenz beschreibt eine Form der passiven Vermeidung, bei der eine Person absichtlich ineffektiv handelt. Dies kann auch in Gruppen vorkommen, wo bewusst eine scheinbare Inkompetenz zur Entscheidungsfindung und Unfähigkeit aus taktischen Gründen demonstriert wird. Zum Beispiel durch absichtliches Misslingen, die Manipulation von Informationen oder von Kommunikation", erklärt Pommer. "Dieses Verhalten dient meist zur Abwehr von Verantwortung oder zur Vermeidung zusätzlicher, als unangenehm empfundener Aufgaben."

Die Taktik ist weiter verbreitet, als man meint: Familienstrukturen, Arbeitsplatzdynamiken, Wissenschaft und Politik leiden darunter, wenn Menschen immer wieder bewusst Verantwortungen und Aufgaben abladen. Oft merkt man das nur nicht auf den ersten Blick: "In großen Gruppen fällt strategische Inkompetenz weniger auf, da ein Team solche Verhaltensweisen ausgleichen kann. In kleineren Verbänden wird sie jedoch deutlicher wahrgenommen", erklärt die Psychologin.

Zurück zu Verantwortung

Besonders problematisch wird es, wenn Verantwortung auf Makroebene nicht wahrgenommen wird: "Wenn zum Beispiel ein CEO oder Kanzler Aufgaben bewusst nicht angeht oder Informationen manipuliert, um unangenehme Realitäten zu verschleiern." Oder wenn sogar die Wissenschaft davon absieht, bestimmte Themen zu bearbeiten: "Das kann zu einem Erkenntnisdefizit führen, was wiederum Auswirkungen auf übergeordnete Systeme hat. Etwa wenn Unternehmen aus Angst vor dem Neuen nicht auf E-Motoren umstellen."

Pommer meint, dass wir gut daran täten, Motivation aus dem Übernehmen von Verantwortung zu ziehen. "Das kann den Selbstwert erheblich steigern." Letztendlich ist es nur die Ehrlichkeit, die auch wirklich Vertrauen weckt und nachhaltig zum Erfolg führt.

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Das Buch von Katharina Pommer zeigt auf, wie man erfolgreich Grenzen setzt. Pflichtlektüre für alle "People Pleaser". Erscheint am 25. September.

 © Goldegg

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 30+31/2024 erschienen.

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