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Gefährliche Beauty-Trends: Vorsicht vor „Beauty-Pfusch“

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Invasive Kosmetikbehandlungen, wie Filler und Botox, sollten nur von ärztlichem Fachpersonal durchgeführt werden

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Perfekte, faltenfreie Haut: das wünschen sich wohl die meisten. Aber einige hundert Euro hinlegen für Filler, Botox und Co., das ist vielen Beauty-Fans dann doch zu teuer. Beauty-Tools und Produkte für den Heimgebrauch trenden gerade enorm und immer öfter werden selbst invasive Behandlungen von nicht qualifiziertem Personal (illegalerweise) durchgeführt. Eine Wiener Schönheitschirurgin warnt nun eindringlich vor Beauty-Pfusch, TikTok-Trends und Halbwahrheiten über Hautgesundheit

Beauty-Trends, eindrucksvollen Vorher-Nachher-Fotos und Hautpflegetipps – teils auch von Ärzt:innen – finden sich auf Social Media in milliardenfacher Ausführung. Während man „früher“ ärztlichen Rat nur beim medizinischen 1:1 Gespräch erhielt, ist es jetzt so einfach wie noch nie, Infos und Erfahrungsberichte über Liftings, Peelings, Filler und Co. zu erhalten.

Dabei können nicht nur medizinische Fachpersonen über Schönheitseingriffe und Hautgesundheit publizieren, sondern eben auch alle anderen. Falschinformationen, der Wunsch nach Schönheit um möglichst wenig Geld und die eigene Unwissenheit bezahlen unkritische User:innen allerdings oftmals mit gesundheitlichen Folgen.

Gefiltertes Ideal vs. machbaren Ergebnissen

Was viele nicht wissen: Die meisten der vermeintlich perfekten Gesichter, die uns auf Social Media täglich entgegenstrahlen, sind nicht nur fachärztlich optimiert, sondern zusätzlich via KI und Filter bearbeitet. Instagram, TikTok und Co. bieten unzählige Möglichkeiten, eine schmalere Nase oder porenfreie Haut mittels Filter oder Effekten zu generieren. Obwohl User:innen darüber sehr wohl Bescheid wissen, fällt es zunehmend schwer, ein echtes Ergebnis vom gefilterten Ideal zu unterscheiden. Eine Tatsache, die auch Ärzt:innen kritisch sehen.

Marie-Theres Kasimir ist Hautärztin in Wien und Expertin in Sachen Schönheit und Dermatologie. In ihrer Praxis sitzen oft Menschen, die im Vorhinein bereits genau zu wissen glauben, wie sie nach der Behandlung aussehen werden – oder zumindest wollen. „Das Internet ist nicht die reale Welt, den Satz haben wir schon so oft gehört. Dennoch lassen wir uns vom vermeintlich perfekten Leben und vor allem vom „perfekten Aussehen“ beeinflussen. Mit wenig Aufwand sieht man – Filter sei Dank – selbst rasch perfekt aus. Und möchte das natürlich auch im „echten Leben“ tun“, erklärt sie. „Besonders in der ästhetischen Medizin fällt in den letzten Jahren auf, dass Patient:innen gezielt mit Fotos von sich in Ordinationen kommen, über das diverse Filter gelegt wurden. Schmälere Nasen, größere Lippen, höhere Wangenknochen – diese Wünsche sollen Mediziner:innen dann erfüllen.“

Aber nicht jede Behandlung ist auch für jede:n geeignet – und schon gar nicht erhält man idente Ergebnisse an unterschiedlichen Körpern. Individuelles Aussehen, Geneti, Typ und Alter des Patienten bzw. der Patientin spielen eine entscheidende Rolle und müssen bei Behandlungen immer berücksichtigt werden, so die Fachärztin.

Besonders in der ästhetischen Medizin fällt in den letzten Jahren auf, dass Patient:innen gezielt mit Fotos von sich in Ordinationen kommen, über das diverse Filter gelegt wurden.

Dr. Marie-Theres KasimirFachärztin für Dermatologie, Herzchirurgie und Ästhetische Medizin

Vorsicht vor diesen Beauty-Tools

Die Fachärztin warnt vor allem vor scheinbar wirksamen, aber unbedenklichen Beauty-Tools für den Heimgebrauch: „Das Internet ist voll von smarten Helferlein, die uns ganz einfach und von zuhause aus verschönern sollen. Laser-Geräte zum dauerhaften Entfernen von störenden Körperhaaren bekommt man ebenso rasch, einfach und kostengünstig nachhause geliefert wie Needling-Tools oder Hochfrequenzgeräte. Geräte wie diese sollten aber keinesfalls bedenkenlos angewendet werden, da es zu Komplikationen, wie etwa Verbrennungen, und somit auch zu dauerhaften Hautschäden kommen kann.“

Viele Menschen, so die Ärztin, zeigen gerade bei diesen Heimprodukten größte Risikobereitschaft und probieren teilweise wahllos diverse Tools und Produkte aus. „Generell gilt: Behandlungen wie IPL-Laser, die Pigmentflecken mindern können, Haarentfernung mittels Laser, Microneedling- und Radiofrequenz-Behandlungen aber auch chemische Peelings sollte man nur im ärztlichen Setting mit hochqualifiziertem medizinischem Personal und professionellen Originalgeräten mit Überaufsicht durch einen Arzt oder eine Ärztin durchführen lassen.“ Denn schließlich kann im Falle einer auftretenden Komplikation nur ein:e fachkundige:r Arzt bzw. eine Ärztin auch rasch und richtig handeln. 

IPL-Laser-, Microneedling- und Radiofrequenz-Behandlungen aber auch chemische Peelings sollte man nur im ärztlichen Setting mit hochqualifiziertem medizinischem Personal und professionellen Originalgeräten mit Überaufsicht durchführen lassen.

Dr. Marie-Theres KasimirFachärztin für Dermatologie, Herzchirurgie und Ästhetische Medizin

Filler und Botox nur von geschulten Ärzt:innen

Auch der Umgang mit invasiven Beauty-Treatments sollte kein leichtfertiger sein, mahnt die Ärztin. „Invasive Behandlungen mit Nadeln, wie etwa Botox- und Fillertreatments, Skinbooster oder ähnliches, sollte man nur Ärzt:innen durchführen lassen. Einer solchen sollte stets auch ein aufklärendes Gespräch voran gehen.“

Denn was die wenigsten wissen: Falsch injiziert können Filler große Probleme verursachen. Wenn in bestimmten Regionen Filler gespritzt werden, kann es nämlich zu Gefäßverschlüssen bis hin zur Erblindung kommen.

Finger Weg vor dubiosen Lockangeboten

„Von unseriösen Lockangeboten im Bereich Ästhetik rate ich stets die Finger zu lassen“, warnt die Wiener Ärztin. Erst 2023 erschütterte ein aufsehenerregender Fall von Kurpfuscherei die Wiener Beauty-Szene, bei der mehr als acht Frauen mutmaßlich unsachgemäß und mit in der EU nicht zugelassenen Substanzen behandelt wurden. Es lohnt sich also wirklich nicht, vermeintlich Geld bei Botox und Fillern sparen zu wollen und auf dubiose Anbieter:innen statt auf qualifizierte Fachärzt:innen zu setzen.

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