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Auch Abnehm-Pille hilft herzkranken Diabetikern

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Schlucken statt Spritzen wurde untersucht
©APA/APA/dpa/Roberto Pfeil
Auch eine zum Schlucken formulierte Anwendungsform des Diabetes- und Abnehm-Wirkstoffes Semaglutid hilft herzkranken Zuckerkranken. Das hat eine internationale Studie ergeben, die am Samstag beim Jahreskongress der amerikanischen Kardiologen-Akademie (ACC) in Chicago vorgestellt und zeitgleich im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht worden ist.

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Dass die sogenannten GLP-1-Rezeptoragonisten (z.B. der Wirkstoff Semaglutid, als "Wegovy"/Abnehmen oder "Ozempic"/Typ-2-Diabetes) neben dem Senken des Blutzuckerspiegels auch noch andere positive medizinische Effekte haben, ist bekannt. Doch ob das auch für solche Medikamente in Tablettenform gilt, war bisher die Frage. "Wegovy" zum Injizieren ist beispielsweise bereits im März vergangenen Jahres durch die US-Arzneimittelbehörde zur Verringerung des Herz-Kreislauf-Risikos bei Erwachsenen mit Adipositas und Übergewicht bzw. Adipositas zugelassen worden.

Ein internationales Wissenschafterteam unter Darren McGuire von der Universität des US-Bundesstaats Texas (Dallas) und unter starker Beteiligung deutscher Experten (z.B. Universitätskliniken in Aachen und Erlangen) haben jetzt untersucht, ob Semaglutid auch in Tablettenform ähnliche positive Effekte aufweist. In ihrer doppelt verblindeten und mit Placebogruppe kontrollierten Studie unter Zufallszuweisung von Probanden zu den Vergleichsgruppen untersuchten sie Typ-2-Diabetiker mit Atherosklerose-bedingten Herz-Kreislauf- oder chronischen Nierenerkrankungen.

Insgesamt wurden 9.650 Patienten in die wissenschaftliche Untersuchung aufgenommen. Die Probanden waren über 50 Jahre alt. 4.825 der Patienten bekamen zu ihrer sonstigen Diabetes-Behandlung noch die Semaglutid-Pillen für die tägliche Einnahme. Die Dosis betrug bis zu 14 Milligramm des Wirkstoffs pro Tag. 4.825 Probanden erhielten eine Placebo-Pille. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 49,5 Monate.

Offenbar wirkt auch die Semaglutid-Tablette: Innerhalb der Beobachtungszeit hatten zwölf Prozent der Probanden, welche das Mittel eingenommen hatten, einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder starben an einer akuten Herz-Kreislauf-Erkrankung. In der Placebogruppe war das bei 13,8 Prozent der Studienteilnehmer der Fall. Der Unterschied war statistisch signifikant. Es gab keinen signifikanten Unterschied bei den Nebenwirkungen.

"Bei Personen mit Typ-2-Diabetes und Atherosklerose-bedingter Herz-Kreislauf-Erkrankung, chronischer Nierenerkrankung oder beidem war die orale Gabe von Semaglutid mit einem signifikant geringeren Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Ereignisse verbunden als die Einnahme von Placebo, ohne dass die Häufigkeit schwerwiegender Nebenwirkungen zunahm", schrieben die Autoren der Studie.

Weltweit leiden etwa 830 Millionen Erwachsene an Diabetes. Dabei entfallen mehr als 90 Prozent der Fälle auf Typ-2-Diabetes. Auch diese Form der Zuckerkrankheit ist mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Die GLP-1-Rezeptoragonisten gibt es bisher zum Injizieren. Formulierungen zum Schlucken sind wegen der geringen Aufnahmerate im Magen schwierig zu entwickeln.

Auch die Einnahme der Tabletten ist nicht ganz einfach. "Die Teilnehmer wurden angewiesen, die Semaglutid- oder Placebo-Tablette morgens auf nüchternen Magen mit bis zu 120 Milliliter Wasser einzunehmen und mindestens 30 Minuten zu warten, bevor sie Nahrung, Getränke oder andere orale Medikamente zu sich nahmen", schrieben die Wissenschafter dazu. Unter der zusätzlichen Semaglutid-Einnahme verringerte sich das durchschnittliche Körpergewicht der Probanden von rund 88 Kilogramm auf 83,6 Kilogramm, in der Placebogruppe von 88 Kilogramm auf 86,5 Kilogramm. Auch die mittelfristige Blutzuckereinstellung verbesserte sich.

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