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Großer Wurf: Filzmoos veranstaltet Schneeballschlacht-Meisterschaft

Aktualisiert
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7 min

©Filzmoos Tourismus/Michael Simonlehner
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Das Salzburger Bergdorf bringt mit Yukigassen eine neue, aus Japan stammende, Wintersportart nach Österreich.

Skifahren, Langlaufen, Rodeln, Winterwandern oder für Romantiker doch eine Fahrt im Pferdeschlitten? Der Bergwinter im von Dachstein-Gletscher und der markanten Bischofsmütze überragten Filzmoos verheißt ein vielfältiges Programm, aber auch ein gewöhnliches. Und dann wäre da noch ein Trendsport aus Japan, der zu Szenen wie solchen führt: Sieben rot- und sieben blaubehelmte Menschen stürzen sich auf die Schneeschaufel und packen eine Schneeballpresse voll. Und dann hagelt es Schneebälle – im Rahmen eines spielerischen Wettkampfes unter den strengen Augen der Schiedsrichter.

Yukigassen heißt der Freizeitsport aus Fernost mit den kalten Kugeln. Dort ist er längst Kult. Im vergangenen Jahr wurden in Filzmoos im Salzburger Land die ersten internationalen österreichischen Yukigassen-Meisterschaften ausgetragen. Früh stand fest: Eine Zweitauflage auf dem Panoramaberg Rossbrand wird es geben. Es ist die größte Schneeballschlacht der Alpen. Und jeder kann mitmachen.

Ducken, robben, laufen, werfen

Und das funktioniert so: Ducken, robben, laufen, werfen. Zwei Mannschaften aus je sieben Mitgliedern treten gegeneinander an. Im Idealfall gibt es drei Auswechselspieler. Das Spielfeld ist 10 mal 36 Meter groß, darauf sind sieben Wände für die Deckung positioniert. Mit 90 Schneebällen je Satz von drei Minuten sollen so viele Gegner wie möglich aus dem Feld geschossen oder die gegnerische Fahne erobert werden. Das Team, das zwei Sätze für sich entscheidet, hat gewonnen.

Klingt einfach, ist es aber nicht. Gleich nach dem Anpfiff fliegen einem die Schneebälle nur so um die Ohren. Aufschauen, werfen, aufschauen werfen – man kommt kaum hinterher. Wer sich versucht, dem wird schnell klar: Mal eben den Titel abräumen wird ohne gewissenhaftes Training wohl kaum funktionieren. Dabei ist das Pressen der Schneebälle genauso anstrengend wie das Mitspielen. Aber das Wichtigste: Yukigassen macht unheimlich viel Spaß.

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Publikumsmagnet in Japan

Im Heimatland Japan gibt über 2.000 Yukigassen-Teams, und zu den Wettbewerben strömen Tausende Zuschauer. 1988 wurde auf der Insel Hokkaido das erste Turnier ausgetragen, 1992 gab es in Schweden das erste organisierte Kräftemessen. Über Finnland, wo jährlich die Europameisterschaften ausgetragen werden, fand der Gute-Laune-Sport seinen Weg ins österreichische Filzmoos.

„Wenn du spielst, sind drei Minuten eine echt lange Zeit. Du musst jede Sekunde achtsam sein. Es könnte von irgendwoher ein Schneeball kommen“, sagt Ari Pöyliö, President der Yukigassen Federation of Finland. Der 65-Jährige ist auch Mitglied des internationalen Verbandes und einer der Haupttrainer in Europa.

Helm und Schutzvisier ist Pflicht

Bei den Meisterschaften kommen nur Bälle aus Naturschnee zum Einsatz. Die Schneebälle müssen gut in der Hand liegen und dürfen im Flug nicht auseinanderbrechen. Für die einheitliche Größe von maximal 6,5 bis 7 Zentimeter Durchmesser sorgt eine eigens entwickelte Schneeballpresse, die rein mit Muskelkraft bedient wird und 45 Bälle auf einmal presst. „Der Schnee darf nicht zu trocken und auch nicht zu nass sein”, sagt Pöyliö.

Selbst wenn es im Tal grün ist, oben auf rund 1.700 Meter Seehöhe liegt genug geeigneter Naturschnee für tausende Bälle. Das war einer der Hauptgründe, warum Filzmoos zum Austragungsort wurde. „Wir sind ein richtiges Schneeloch“, sagt Peter Donabauer, Präsident des österreichischen Yukigassen-Verbands.

Und während Winterurlauber auch im vergangenen Jahr bei besten Bedingungen auf den Pisten ins Tal wedeln konnten, fand die Yukigassen-Premiere mit 64 Teams guten Anklang. Die Begegnungen finden auf Spielfeldern statt, deren Linien mit Farbe auf den Schnee gesprüht werden. Das Tragen von Helm und Schutzvisier ist Pflicht.

Schneeball-Nachschub als Herausforderung

Eine Herausforderung ist der Nachschub mit Schneebällen: Zuwerfen wird als abgeschossen gewertet. Also muss der Schneeball händisch übergeben oder jemandem zugerollt werden. Das aber ist die beste Gelegenheit für die Gegner, um zuzuschlagen und jemanden aus dem Feld zu schießen. Denn darum geht es: Wird ein Spieler von einem Schneeball getroffen, scheidet er aus.

Gut aufgestellte Teams haben Stürmer und Verteidiger, der Letztere sorgt für Schneeballnachschub von hinten. In Filzmoos waren im vergangenen Jahr die Finnen die Superhelden der Schneeballschlacht, die zu Hause in Hallen mit Indoor-„Schneebällen“ aus Filz trainieren. Die Finnen wiederum blicken ehrfürchtig zu den Japanern auf: „Gegen die haben selbst unsere besten Spieler keine Chance“, räumt Ari Pöyliös Kollege Leo Korhonen ein. Schnelligkeit und Kondition sind das Eine. Für Yukigassen braucht es mehr. Als Sportart vereint es die Wurftechniken von Baseball mit der Taktik des Fußballspiels. Auf der Sonnenterrasse der Schörgi-Alm neben dem Spielfeld geht es bei einer „Heißen Witwe“, einem Pflaumenlikör mit Schlag, einer Suppe mit Kaspressknödel oder einem Kaiserschmarrn mehrsprachig um die Strategie fürs nächste Spiel. Überraschende Überfälle, Lockvögel, Täuschungsmanöver, Fallen, trojanische Pferde und Schutz der Basis werden erörtert.

Um Beweglichkeit und Kondition zu trainieren, nutzen die Yukigassen-erprobten Finnen die Langlauf-Höhenloipe und folgen den präparierten Winterwanderwegen auf dem Hochplateau mit Rundumsicht auf Dachstein, Großvenediger, Hochkönig und Großglockner. Abends trifft man sich bei der Yuki-Party zum Feiern. Die Yukigassen-Wettbewerbe sind ein Mix aus Spaß und Ernsthaftigkeit.

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