Wilder Kaiser und Kaisergebirge

Das Kaisergebirge besteht aus den markanten Gebirgszügen Wilder Kaiser und Zahmer Kaiser mit dem Niederkaiser im Südosten. Als Naturschutzgebiet hat es eine herausragende Bedeutung für Kletterer, Bergsteiger und Wanderer.

Mit einer Gesamtfläche von ca. 280 Quadratkilometer erstreckt sich das Gebirge etwa 20 Kilometer in Ost-West-Richtung und 14 Kilometer in Nord-Süd-Richtung. Während der Zahme Kaiser knapp über 2.000 Meter hoch ist, stellt die "Ellmauer Halt" im Wilden Kaiser mit 2.344 Metern die höchste Erhebung dar. Das Stripsenjoch verbindet beide Gebirgszüge, das Kaisertal im Westen und das Kaiserbachtal im Osten hingegen trennt die Bergketten voneinander. Der Niederkaiser bildet den Abschluss des Kaisergebirges im Südosten. Zahlreiche Gipfel, darunter die Karlspitzen, das Totenkirchl, die Fleischbank und die Goinger Halt, machen das Gebiet für Bergenthusiasten besonders attraktiv.

Die Geschichte des Wilden Kaisers reicht bis zu 5.000 Jahre zurück, mit den frühesten Funden in der bronzezeitlichen Tischofer Höhle, die auch von steinzeitlichen Jägern genutzt wurde. Die Höhle ist die älteste bekannte Fundstelle menschlicher Erzeugnisse in Tirol.

Für den Wilden Kaiser namensgebend war angeblich ein Bauernhof, der einst dem Kaiser gehörte und das gesamte Gebiet prägte. Abgesehen davon ähnelt die imposante Erscheinung des Bergmassivs der Silhouette einer Kaiserkrone. Urkundliche Belege für die Besiedlung des Kaisertals im Mittelalter reichen mindestens bis ins Jahr 1430 zurück. Der Name "Kaiser" ist sogar bereits 1240 in einem Kitzbüheler Güterverzeichnis dokumentiert.

Die touristische Erschließung des Kaisergebirges begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Kalkwände des Wilden Kaisers waren im ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg ein Zentrum der Münchner Kletterszene, wo Pioniere wie Hans Dülfer neue Klettertechniken entwickelten. Bis in die 1960er Jahre prägten diese Stile das Klettern im Kaiser.

Die Einführung des VII. Grades erfolgte 1977 mit der Freibegehung der "Pumprisse" an der Fleischbank. In den 1970er und 1980er Jahren wurden im Kaisergebirge extrem schwierige Sportkletterrouten eröffnet, darunter Stefan Glowacz' "Des Kaisers neue Kleider". Das Museum St. Johann in Tirol widmet der Geschichte der Erschließung des Kaisergebirges einen Ausstellungsschwerpunkt.

Die Urlaubsorte Ellmau, Going, Scheffau und Söll in der Region Wilder Kaiser sind Teil des Naturschutzgebiets und gehören zur weltweit größten E-Bike-Region "Kitzbüheler Alpen-Kaisergebirge". Typische Aktivitäten in der Region sind Wandern, Klettern, Canyoning, Rafting und Paragleiten. In Ellmau locken das KaiserBad und der alpine Familien-Freizeitpark Ellmis Zauberwelt.

Im Winter präsentiert sich die Ferienregion mit einem der größten und modernsten Skigebiete Österreichs, der "SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental", bestehend aus neun Orten, 270 Pistenkilometern und 83 Bahnen und Liften. Neben dem Skivergnügen bietet die Region im Winter auch Möglichkeiten zum Schneeschuhwandern, Langlaufen, Eislaufen oder Eisstockschießen ebenso wie zu gemütlichen Pferdekutschenfahrten durch die verschneiten Dörfer.

Die Skikarte bietet einen detaillierten Überblick über alle Angebote und Skilifte der Skiwelt Wilder Kaiser. Wer sich von zuhause aus einen Überblick über das Wetter und die aktuelle Lage in den Skigebieten und den vier Urlaubsorten verschaffen will, kann dies über einen Blick auf die "Skiwelt Webcams" tun.

Seit 2008 dient der Wilder Kaiser als Kulisse für die bekannte Fernsehserie "Der Bergdoktor". Die vier Kaiser-Orte Ellmau, Going, Scheffau und Söll beherbergen bekannte Drehorte wie den Hof der Familie Gruber, die Bergdoktorpraxis, den Gasthof Wilder Kaiser und den Hintersteiner See.

Die Bergdoktorpraxis befindet sich auf dem Bauernhof Hinterschnabel in Ellmau und ist im Sommer für Besichtigungen zugänglich. Dasselbe gilt für den Bauernhof "Köpfing" in Söll, das Wohnhaus der Familie Gruber. Der Film-Gasthof Wilder Kaiser hat zwei Drehorte: Die Außenaufnahmen stammen vom alten Dorfkrämerhaus in Going, während die Innenaufnahmen im Restaurant Föhrenhof in Ellmau gemacht werden.

Das Kaisergebirge bietet nicht nur eine atemberaubende Kulisse, sondern auch die Möglichkeit, sich vielfältig aktiv zu betätigen - von Wanderungen durch malerische Almregionen bis hin zu anspruchsvollen Kletterrouten an den schroffen Felsen des Wilden Kaisers. Die mystische Aura des Kaisergebirges, geprägt von Gipfelnamen wie Totenkirchl, Fleischbank und Teufelswurzgarten, verleiht dem Gebirge eine einzigartige, faszinierende Atmosphäre.

Die gemütlichen Dorfrunden bieten Wanderern die Möglichkeit, die besonderen Merkmale von Going, Ellmau, Scheffau und Söll zu entdecken. Bei diesen entspannten Wandertouren kann man Sehenswürdigkeiten erkunden, kulinarische Highlights genießen und die Ausgangspunkte für traumhafte Bergtouren entdecken.

Zahlreiche der familienfreundlichen Wanderwege im Tal und in den Erlebniswelten der Region Wilder Kaiser sind für Kinderwägen geeignet. Viele dieser leichten Touren lassen sich bequem mit einer Fahrt mit den Bergbahnen Wilder Kaiser-Brixental kombinieren.

Urige Almen, herzhafte Jausen und einen beeindruckenden Panoramablick - all das bieten die mittelschweren Bergtouren. Besonders empfehlenswert ist die 3-Tage-Hüttenwanderung oder die abwechslungsreiche Hochalm-Wanderung.

Für sehr anspruchsvolle Touren im Kaisergebirge, die mit seilversicherten Abschnitten, leichten Kletterpassagen und ausgesetzten Stellen verbunden sind, ist es wichtig, körperlich fit, schwindelfrei und trittsicher zu sein und bei der Wahl der Tour das eigne Können richtig einschätzen zu können.

Die Region Wilder Kaiser in Tirol gilt als bekannter "Rodler-Treff" mit natürlichen und gut gepflegten Winterrodelbahnen. Die vier familienfreundlichen Rodelbahnen erstrecken sich auf einer Länge von insgesamt zwölf Kilometern. Bergbahnen in Söll und Going bringen Besucher schnell zu den Startpunkten. Abends stehen vier beleuchtete Rodelbahnen in Ellmau, Going und Söll zur Verfügung - perfekt für all jene, die tagsüber skifahren und abends dem Rodelspaß frönen wollen. Die Mondrodelbahn ist besonders kinderfreundlich. Die Bergbahnen sind auch abends in Betrieb. Rodelausrüstung kann in den Verleihstationen von Ellmau, Going, Scheffau und Söll ausgeliehen werden.

Von Anfang Juni bis Mitte September bietet das Wilderkaiser-Gebiet in Tirol die Gelegenheit, spannende Canyoning-Abenteuer zu erleben. Die Touren umfassen Abseilen durch Wasserfälle, Sprünge von Felsbrocken und Rutschpartien durch Felsrinnen.

Für Nervenkitzel sorgt auch das Rafting auf der Tiroler Ache in Kössen, auch bekannt als deutsch-österreichischer Grand Canyon. Die Wildwasserstrecke führt durch eine romantische Schlucht mit engen Kurven und Kehrwassern bis nach Schleching in Deutschland. Rafting eignet sich perfekt für abenteuerlustige Naturliebhaber, erfordert jedoch gute Schwimmkenntnisse. Actionelemente wie Kehrwasserfahrten bzw. -schwimmen und Klippenspringen versprechen aufregende Momente auf dem Boot und im Wasser.

Tandemfliegen in der Region Wilder Kaiser ermöglicht es, die Natur einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu erleben. Beim Gleitschirmfliegen am Wilden Kaiser kann man das Bergpanorama aus der Vogelperspektive genießen. Abheben kann man beispielsweise an den Hängen des Hartkaisers in Ellmau, am Brandstadl in Scheffau oder am Gipfel der Hohen Salve in Söll.

Da man sich hier in einem Naturschutzgebiet befindet, gibt es beim Paragleitern in Ellmau, Scheffau oder Söll bestimmte Regeln zu beachten. Es herrscht ein striktes Startverbot im Naturschutzgebiet Kaisergebirge. Dieses wurde von den Grundeigentümern festgelegt und zielt in erster Linie darauf ab, Gämsen und andere Wildtiere zu schützen.

Der Wilde Kaiser ist nicht nur für seine imposante Schönheit bekannt, sondern auch für die zahlreichen Legenden und Mythen, die sich um das Bergmassiv ranken. Die mystischen Geschichten machen den Wilden Kaiser zu einem Ort voller Geheimnisse und Magie, der die Fantasie der Besucher beflügelt.

Nachlesen kann man einige dieser Geschichten im Buch "Sagen aus dem Kaisergebirge" von 1926 (PDF, Webseite).