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Sweet Home Alabama

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Alabama

©Dale Morrison/Shutterstock
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Beachfeeling garantiert: Gulf Shores und Orange Beach am Golf von Mexiko warten mit 50 Kilometer weißem Sandstrand auf

Der im Süden der USA gelegene Bundesstaat Alabama präsentiert sich heute als gastfreundliches Reiseziel mit vielseitigen Attraktionen: von der Aufarbeitung der Bürgerrechtsbewegung über das weltgrößte Motorsport-Museum und das NASA Space Center bis hin zu den Ursprüngen von Pop- und Soulmusik und den weißen Stränden am Golf von Mexiko

Süßes Zuhause, wo der Himmel so blau ist. Ich vermisse dich“, singt die US-Südstaaten-Band Lynyrd Skynyrd in ihrem Hit „Sweet home Alabama“ über den wegen seines Redneck-Images und dem Umgang mit der schwarzen Bevölkerung in den 1950er- und 1960er-Jahren umstrittenen Bundesstaat. Und davon, dass ein Mann aus dem Süden niemanden wie den US-kanadischen Sänger Neil Young brauche: Hatte dieser doch in einem kritischen Lied über Alabama gefragt, was dort schieflaufe?

Doch was ist heute noch an diesen Klischees dran? Ist Alabama nach wie vor rückständig? Gleich vorweg: das Reiseziel bietet viel mehr, als es der Vorstellung unbedarfter Europäer vielleicht entsprechen mag. Tatsächlich sind die Einwohner von Alabama stolz auf ihr Land und das Leben, das sie hier führen. „Es sind die Menschen, die es ausmachen. Rednecks gibt es überall. Vielleicht sind hier in ländlichen Regionen welche anzutreffen, die Stadt Mobile zum Beispiel ist sehr divers mit freundlichen Menschen, die sich ihres Daseins freuen“, sagt David Clark, der eigentlich aus Michigan stammt. Auch dort gebe es rückwärtsgewandte Personen, so der örtliche Tourismuschef: „Mobile war schon immer eine Hafenstadt, die Menschen aus aller Welt willkommen geheißen hat.“

Kultur und Geschichte

Nicht von ungefähr hat hier 1703 auch die erste Mardi-Gras-Feier in den USA stattgefunden – nicht in New Orleans. Mardi Gras, wörtlich „Fetter Dienstag“, bezeichnet den letzten Tag der Karnevalszeit vor dem Aschermittwoch, der den Beginn der Fastenzeit markiert. Jedes Jahr dauern die Feierlichkeiten 2,5 Wochen – und wer alles über die farbenfrohen Umzüge samt ihren Marschkapellen, prächtigen Kostüme, prunkvollen Bälle, die verschiedenen Karnevalsgruppen und die kulturellen Hintergründe dieser Tradition wissen will, der besucht am besten das Mobile Carnival Museum. Es ist eines von nur drei weltweit und birgt 40.000 Ausstellungsstücke.

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Herrschaftliche Südstaatenvillen und französisch, britisch und spanisch beeinflusste Architektur prägen das Stadtbild

 © Westend61/Michael Runkel

Paris des Südens

Die mehr als 300 Jahre alte Stadtgeschichte wiederum beleuchtet das History Museum of Mobile, wo sich auch das informative Welcome Center befindet. Mobile galt einst als „Paris des Südens“, war lange Zeit das kulturelle Zentrum der Golf küste: herrschaftliche Südstaatenvillen, französisch, britisch und spanisch beeinflusste Architektur prägen das Stadtbild – vor allem im Oak leigh Garden Historic District.

Zu den Top-Attraktionen der Stadt zählt neben dem USS Alabama Battleship Memorial Park rund um das voll begehbare Schlachtschiff aus dem Zweiten Weltkrieg das Africatown Heritage House: Dieses erzählt die Geschichte des letzten bekannten Sklavenschiffs der USA und der 110 Frauen, Männer und Kinder, die 1860 illegal an Bord der Clotilda nach Amerika verschleppt wurden. Zum Teil auch in berührenden Original-Audioaufnahmen der letzten Überlebenden aus den 1930er-Jahren. Ein Pflichtbesuch.

Beachfeeling pur vermittelt der knapp 100 Kilometer weiter im Süden gelegene Gulf Shores & Orange Beach. Auf einer Länge von 50 Kilometer erstrecken sich schneeweiße Sandstrände – ein ideales Revier für Wassersportfans und Strandurlauber. Fisch- und Meeresfrüchte-Restaurants wie das Big Fish, The Gulf oder als Frühstückslocation das im Stil der 1950er-Jahre gehaltene Sunliner Diner bieten Kulinarik in gehobener Qualität; Party-Stimmung und Live Music gibt es in Beach-Clubs wie der legendären Flora-Bama Bar direkt an der Staatsgrenze zu Florida.

Ein Kontrastprogramm für Naturliebhaber und Vogelkundler bietet der rund 2.500 Hektar große Gulf State Park. Auf 28 Meilen führt der Hugh S. Branyon Backcountry Trail zu Fuß oder auf dem Rad durch sechs der neun unterschiedlichen Ökosysteme des Naturschutzgebiets.

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Birmingham war das Herz der Bürgerrechtsbewegung und Schauplatz des verheerendsten Bombenanschlags des Ku Klux Klan, der die Sixteenth Street Baptist Church traf

 © Günter Fritz

Schatten der Vergangenheit

Ein weniger leichtlebiger Unterton ist dagegen im nördlich gelegenen Birmingham, ehemals Zentrum der Bürgerrechtsbewegung, spürbar. Nach Ende des US-Bürgerkriegs gegründet, wuchs die Stadt rasch und prägte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die amerikanische Stahl industrie, was in der historischen Sloss Furnace-Anlage noch zu sehen ist. Die schwarzen Industriearbeiter waren es auch, die in den 1960er-Jahren in B-Ham, wie die Einwohner ihre Stadt nennen, die Bürgerrechtsbewegung vorantrieben, was insbesondere dem Ku Klux Klan ein Dorn im Auge war. Mehr als 50 Bombenanschläge gegen schwarze Einrichtungen gab es, die in dem Attentat auf die Sixteenth Baptist Church gipfelten, das vier jungen Mädchen – und bei den Unruhen danach zwei weiteren Jugend lichen – das Leben kostete.

Das Birmingham Civil Rights Institute bereitet die Geschichte der Bewegung auf, vis-à-vis erinnern lebensgroße Skulpturen im Kelly Ingram Park an die brutalen Übergriffe von Polizisten auf die Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung. Birmigham habe sich seither stark verändert, es brauche dennoch weitere Schritte, man sei wahrlich nicht perfekt, sagt Vickie Asford-Thompson vom Convention & Visitors Bureau und betont, dass schon viel in Sachen Minderheiten-und Frauenförderung geschehe: „Das, was in den 1960er-Jahren passiert ist, würde heute niemand mehr tolerieren.“

Heute wartet Birmingham mit einer lebendigen Kunst-, Kultur-, Lifest yle-und Restaurant-Szene auf und wird daher gerne „Dinner Table Of The South“ genannt. Einen Besuch wert ist auch das Barber Vintage Motorsports Museum, das mit mehr als 1.600 Motorrädern das weltweit größte seiner Art.

Zentrum der Raumfahrt

Weiter nördlich, in Huntsville, erinnern in den historischen Vierteln der Stadt typische Südstaatenvillen an den im 19. Jahrhundert von Sklaven erarbeiteten großen Reichtum als Umschlagplatz für Baumwolle. Ein Jahrhundert drehte sich alles um die Raumfahrt: Dr. Wernher von Braun entwickelte hier im Rahmen des Apollo-Programms die Mondrakete. Zu erleben ist das alles im U.S. Space & Rocket Center, das als weltweit größtes Museum zum Thema Raumfahrt gilt. Aber nicht nur die Kombination aus Südstaaten-Flair und Hightech-Zentrum machen den Charme von Huntsville aus, sondern die Menschen, so Charles Winters vom Madison County Convention Bureau. „Die sind aufgeschlossen, freundlich und leben die vielgerühmte Southern Hospitality.“

Ebenso wie in der rund 110 Kilometer entfernten Muscle Shoals Area: Die Bevölkerung sei sehr einladend und bemüht, anderen zu helfen, was in Kombination mit vielen Freizeitmöglichkeiten den besonderen Lebensstil hier ausmache, sagt Susann Hamlin, Chefin des Colbert County Tourism Office: „Die meisten Menschen sind hier geboren, aufgewachsen und ausgebildet worden und leben ein einfaches, arbeitsreiches Leben, wie sie es seit jeher gewohnt sind.“ Rassismus sei den meisten fremd. Hamil: „Ich denke über die Hautfarbe eines Menschen nicht einmal nach.“

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In Huntsville bereitete Wernher von Braun die erste Mondlandung vor. Das U.S. Space & Rocket Center gilt als weltweit größtes Museum zum Thema Raumfahrt

 © Günter Fritz

Authentisch anders

In der Region gibt es einiges zu sehen: Etwa das Elternhaus der taubblinden Schriftstellerin Helen Keller in Tuscumbia, deren außergewöhnlicher Lebensweg im Broadway-Bühnenstück und gleichnamigen Film „The Miracle Worker – Wunder geschehen“ dokumentiert ist. Vor allem wurde hier aber Musikgeschichte geschrieben. In den Tonstudios von Fame und Muscle Shoals Sound gingen Stars wie Aretha Franklin, die Rolling Stones, die Allman Brothers und natürlich Lynyrd Skynyrd ein und aus. Heute finden hier weiterhin Aufnahmen statt, während gleichzeitig Führungen für Besucher angeboten werden. Fazit: USA einmal anders – authentisch und definitiv eine Reise wert.

Die Reise erfolgte mit Unterstützung von Alabama Tourism Departement

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 39/2024 erschienen.

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