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Dann wird es hektisch: Kellnerinnen räumen eiligst alle Stühle in unmittelbarer Nähe der Gleise fort und fordern die Gäste auf, sich mit dem Rücken möglichst nah an die Häuserwände zu drängen. Die zunächst entspannte Stimmung wird immer aufgeregter, die meisten bringen erwartungsvoll ihre Smartphone-Kameras in Stellung.
Dann erschallt ein schriller Pfiff - und nur Sekunden später donnert ein Zug mit voller Geschwindigkeit direkt an den Nasen der Schaulustigen vorbei. Die Train Street ist längst zu einer der beliebtesten - und gleichzeitig kontroversesten - Sehenswürdigkeiten von Hanoi avanciert.
Gerade erlebt die Attraktion wieder einen besonderen Boom: Zahlreiche Touristen aus aller Welt sind in diesen Tagen in das südostasiatische Land gereist, wo am Mittwoch in einer Woche (30. April) mit großem Pomp der 50. Jahrestag des Endes des Vietnamkriegs gefeiert wird.
Lange galt das malerische Sträßchen als Geheimtipp mit gerade einmal einer Handvoll Cafés. Dann aber entdeckten die sozialen Medien die Train Street, und ab 2018 setzte ein wahrer Run von Instagrammern auf der Jagd nach Selfie-Klicks ein. Weitere Cafés und Souvenirstände öffneten, Anwohner stellten Essensstände auf und arrangierten besonders geeignete Plätze zum Fotografieren.
Wegen Sicherheitsbedenken haben die Behörden die Touristenattraktion in den vergangenen Jahren aber immer wieder gesperrt, so zuletzt diesen März. Denn mehrmals kam es zu Zwischenfällen.
Einmal musste ein Zug eine Notbremsung machen, um nicht mit Besucherscharen zu kollidieren. 2022 war ein Urlauber aus Südkorea von einem langsam fahrenden Zug gestreift worden. Er hatte Glück und wurde nur leicht verletzt. "Meist hält so ein Verbot aber nicht lange - irgendwann öffnen die Cafés einfach wieder", erzählt eine Mitarbeiterin des historischen Hotels Metropole Hanoi.
Die 200 Meter lange Zugtrasse stammt aus der französischen Kolonialzeit und wurde 1902 gebaut. Züge rauschen hier noch heute mehrmals am Tag durch. Sobald das Spektakel vorbei ist, rücken die Cafébesitzer in Windeseile wieder Stühle und Tische in Richtung Schienen. Denn die nächste Besucherschar auf der Suche nach dem ultimativen Nervenkitzel wartet schon.
Die Train Street in Hanoi ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Seit die sozialen Medien 2018 die malerische Zugtrasse für sich entdeckt haben, kommen Touristen aus aller Welt. Besucher sitzen hier in Cafés, während Züge direkt vor ihren Nasen vorbeidonnern. (zu dpa: «Spektakuläre Train Street in Hanoi erlebt neuen Boom») Foto: Carola Frentzen/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++
Lampions und hübsche Lokale: Die Train Street ist eine echte Sehenswürdigkeit. (zu dpa: «Spektakuläre Train Street in Hanoi erlebt neuen Boom») Foto: Carola Frentzen/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++
In der zugfreien Zeit werden die Gleise in der Train Street als Spazierweg genutzt. (zu dpa: «Spektakuläre Train Street in Hanoi erlebt neuen Boom») Foto: Carola Frentzen/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++
Der Zug donnert nur wenige Zentimeter vor den Nasen der Touristen vorbei. (zu dpa: «Spektakuläre Train Street in Hanoi erlebt neuen Boom») Foto: Carola Frentzen/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++
Ein Schild in der Train Street erzählt von der Historie der Zugtrasse. (zu dpa: «Spektakuläre Train Street in Hanoi erlebt neuen Boom») Foto: Carola Frentzen/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++
Wenn der Zug kommt, gibt es auf der Train Street in Hanoi kein Halten mehr. (zu dpa: «Spektakuläre Train Street in Hanoi erlebt neuen Boom») Foto: Carola Frentzen/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++