Mit dem Orient-Express verbindet man oftmals Agatha Christie, Hercule Poirot und den berühmten "Mord im Orientexpress". Über die Geschichte des berühmten Zuges, der von Paris nach Istanbul - über Wien - fuhr, sowie dass man auch heute noch damit fahren kann, ist wohl weniger bekannt.
Was ist der Orient-Express?
Der Orient-Express steht für Luxus pur. Ursprünglich bestand der Zug aus Schlaf- und Speisewägen. Der Luxuszug führte nur Wagons erster Klasse und wurde von einer Dampflok vom Typ 120 gezogen. Seine erste Fahrt hatte der Zug am 5. Juni 1883, die Route führte von Paris nach Istanbul. Angefahren wurden aber auch weitere Ziele in Südosteuropa. Der Zug verkehrte täglich und wurde von der CIWL („Compagnie Internationale des Wagons-Lits“) betrieben.
Aufenthalt in Wien
Auch in Wien hatte der Zug damals schon eine Station, und zwar am Westbahnhof. Dieser war damals ein Kopfbahnhof, und so musste die Lokomotive während des 20-30minütigen Aufenthaltes abgekuppelt und eine andere Lok am andern Ende des Zuges wieder angekuppelt werden.
Während der 20er Jahre war der Orient-Express Inbegriff für Glanz und Glamour, Stil und Eleganz der oberen Zehntausend. Staatsmänner, Könige und Filmstars reisten mit dem Luxuszug. Der „König der Züge“ inspirierte Regisseure, Schriftsteller und Komponisten
Erster Weltkrieg und danach
Die Blütezeit des Orient-Express nahm allerdings infolge des Ersten Weltkrieges ein jähes Ende und der Zugbetrieb wurde im Jahr 1914 eingestellt. Weil der Orient-Express verschiedene Länder durchquerte, wurde er immer wieder zum Zankapfel der Politik. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Route des Zuges zweigeteilt. Die ursprüngliche Strecke wurde für den zivilen Verkehr gesperrt, sie blieb ausschließlich hochrangigen Militärs und Politikern vorbehalten.
Für normale Reisende wurde ein Nachfolger gebaut, der eine ähnliche Route mit gleich hohen Standards fahren und an die Zeiten des „echten“ Orientexpress erinnern sollte. Die neuere Version wurde Venice-Simplon-Orient-Express getauft und führte über die Schweiz, Norditalien und Kroatien bis nach Istanbul. So wurden die Verliererstaaten Deutschland und Österreich bei der Streckenführung übergangen.
2009 eingestellt
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Orientexpress zum normalen Schnellzug. 2009 wurde auch diese Zugverbindung eingestellt – und dies war nach 126 Jahren das Aus für den „alten“ fahrplanmäßigen Orient-Express.
Der Orient-Express heute
Seit dem 25. Mai 1982 ist der Venice-Simplon-Orient-Express mit 17 authentisch renovierten Original-Waggons auf Europas Schienen unterwegs. Der heutige Venice-Simplon-Orient-Express gehört zur Belmond Kollektion. Liebhaber:innen des besonderen Reisens können im legendären Luxuszug verschiedene Teilstrecken der Originalroute bereisen. Die Reiseveranstalter bieten den Zuggästen während der Fahrt kleinere Shows und Programm an, damit keine Langweile aufkommt. Dazu zählen Live-Musik Auftritte am Abend oder geplante Ausflüge auf den Zwischenstopps. Die Gäste werden rundum umsorgt und können den puren Luxus in vollen Zügen genießen.
Die Route
Buchbar sind heute verschiedene Routen und Teilstrecken des „alten“ Orient-Express. Sehr beliebt ist die klassische Verbindung zwischen Venedig und London, man kann aber in einigen Städten Europas zusteigen, z. B. in Wien, Berlin, Paris, Budapest oder Prag. Auch Rundreisen über mehrere Tage sind möglich.
Zweitägige Fahrten gibt es beispielsweise
ab Venedig nach London oder Paris
ab Verona nach London oder Paris
ab Wien nach London oder Paris
ab Budapest nach London oder Paris
ab Paris nach Florenz oder Rom oder Innsbruck
ab Genf nach Innsbruck oder Venedig oder Verona
Routen, die vier Tage dauern sind etwa:
Paris – Wien – Paris
Paris – Budapest – Paris
London – Wien – London
London – Budapest – London
London – Venedig
Paris – Venedig
Sechs-Tages-Route (Original-Strecke):
Die absolute Highlight-Strecke ist natürlich die sechstägige Route von Paris nach Istanbul, die der Originalroute des Orient-Express gleichkommt.
Jede Route hat wohl ihre Besonderheiten, aber besonders schön ist der Blick auf das Alpen-Panorama entlang der Arlberg- und Brennerstrecke.
Preise: Wieviel kostet eine Fahrt im Orient-Express?
Die Kosten richten sich nach der gebuchter Kategorie und der Länge der Reise. Die einfache Strecke von Paris nach Venedig kostet inklusive einer Übernachtung an Bord im Zweibett-Abteil und mit Vollpension ab 3.020 Euro pro Person. Für die Grand Suite werden 9.850 Euro pro Person fällig. Die Reise auf der legendären Original-Route dauert circa sechs Tage und kostet über 20.000 Euro. Diese findet auch nur einmal im Jahr statt.
Aufpreis Übernachtung in der Cabin Suite | ab 2.500 € |
Paris – Venedig oder Venedig – Paris (2 Tage) | ab 4.070 € |
Paris – Venedig oder Venedig – Paris (5 Tage) | ab 7.950 € |
Info: Man kann sowohl die Zugfahrt im Orient-Express inklusive der Verpflegung alleine buchen als auch im Rahmen eines Paketes inklusive Hotelaufenthalte und An- und Abreise.
Wo kann man Tickets kaufen?
Eine dreitägige Reise Wien-Venedig-Wien kann man z. B. bei Weiss Touristik buchen. Diese Reise schlägt mit EUR 3.095,- pro Person zu Buche.
Weitere Routen gibt es direkt bei Belmond.
Mord im Orient-Express – der Film
Auch Agatha Christie ließ sich von dem Luxuszug zu ihrem berühmten Roman „Mord im Orient-Express“ inspirieren. Tagelang fuhr sie im geliebten Orient-Express von London bis nach Bagdad. Das Werk gehört zu den absoluten Kultromanen der berühmten Krimi-Autorin.
Die Handlung kurz zusammengefasst: Hercule Poirot nimmt auf der Rückreise von einem seiner Fälle den legendären Orientexpress. Der Zug bleibt auf einem Viadukt stehen, weil die Lokomotive wegen einer Schneelawine entgleist ist. Der betrügerische Kunsthändler Ratchett wird ermordet aufgefunden und Poirot ermittelt auf Wunsch des Bahndirektors gegen die übrigen Reisenden – einer von ihnen muss der Täter sein. Da wären die spanische Missionarin Pilar Estravados, die Gouvernante Mary Debenham, der österreichische Professor Gerhard Hardman, die Witwe Mrs. Hubbard und der Doktor Arbuthnot, doch bald wird Poirot klar, dass die Spur zum Mörder über das Opfer führt. Er muss sich beeilen, denn es ist nicht klar, ob der Täter eventuell noch einmal zuschlägt. Poirot klärt den Fall letztendlich auf.
Agatha Christies Roman wurde fünf Mal verfilmt: Am 21. November 1974 kommt die erste von davon in die Kinos. Die letzte Filmfassung stammt 2017 von Kenneth Branagh. Johnny Depp und Michelle Pfeifer spielen die Hauptrollen. Der Film kann auf diversen Streaming Plattformen wie Disney+ oder Amazon prime angesehen werden.