Wie sich das Nachtzugangebot verändert – Ein Überblick für Reisende
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Das Wiederaufleben des Nachtzugverkehrs in Europa
Der europäische Nachtzugverkehr erfährt seit 2023 eine Renaissance. Getrieben durch Klimaziele der EU und staatliche Subventionen, haben sich Angebot und Nachfrage für nächtliche Bahnreisen in den letzten Jahren deutlich erhöht. Besonders Österreich nimmt mit der ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) eine zentrale Rolle ein: Das Unternehmen betreibt den Großteil der europäischen Nachtzugverbindungen.
Doch trotz der politischen und ökologischen Förderung des Schienenverkehrs gibt es strukturelle Herausforderungen. Während einige Strecken neu hinzukommen, sind die Kapazitäten begrenzt und die Buchungssysteme weiterhin kompliziert.
Neue und bestehende Nachtzugrouten 2025
Das europäische Nachtzugnetz ist 2025 umfangreicher als in den Vorjahren. Die ÖBB-Nightjet-Flotte wurde ausgebaut, auch Kooperationen mit ausländischen Bahnunternehmen wie der französischen SNCF und dem belgisch-niederländischen European Sleeper wurden verstärkt.
Wichtige internationale Verbindungen mit Startpunkt Österreich:
Wien – Berlin
Wien - Brüssel
Wien - Hamburg
Innsbruck – Amsterdam (drei Fahrten pro Woche, touristisch attraktive Route)
Graz – München
Graz - Paris (Testbetrieb 2025, erste Direktverbindung für Südösterreich nach Frankreich)
Jedoch gibt es auch Engpässe, insbesondere in stark frequentierten Sommermonaten. Die Nachfrage nach Verbindungen wie Wien–Rom oder Zürich–Hamburg übersteigt das Angebot deutlich, was oft ausgebuchte Züge zur Folge hat.


© IMAGO / Wolfgang Simlinger
Probleme bei der Buchung: Warum Nachtzüge oft schwer zu reservieren sind
Trotz politischer Bemühungen um ein einheitliches europäisches Bahnticketsystem bleibt die Buchung von Nachtzügen kompliziert:
Verfügbarkeit: Tickets sind erst sechs Monate im Voraus erhältlich, oft später als vergleichbare Flugverbindungen.
Unvollständige Integration: Buchungs-Apps wie der DB Navigator zeigen oft keine vollständigen Nightjet-Verbindungen an.
Direkte Buchung empfohlen: Um alle verfügbaren Tarife und Angebote zu sehen, ist die ÖBB-Website oder Nightjet.com die beste Option.
Das Streckennetz - Mit dem Nachtzug quer durch Europa


Hier finden Sie die gesamte Streckenkarte
© News/ScreenshotNachtzüge und Klimaschutz: Nachhaltige Alternative mit Schwächen
Züge gelten als umweltfreundlichere Alternative zu Flugreisen. Laut European Environment Agency lassen sich durch eine Nachtzugfahrt bis zu 90 % CO₂-Emissionen im Vergleich zum Flug einsparen.
Dennoch gibt es einige kritische Punkte:
Strommix: 65 % der österreichischen Bahnstrecken werden mit erneuerbaren Energien betrieben – der Rest hängt von fossilen Quellen ab.
Auslastung: Einige weniger frequentierte Strecken wie Wien–Warschau haben oft niedrige Passagierzahlen, was die Ökobilanz dieser Fahrten verschlechtert.
Praktische Hinweise für Nachtzug-Reisende
Erfahrungsberichte aus 2024/25 zeigen, dass einige grundlegende Vorbereitungen die Reise komfortabler machen können:
Gehörschutz & Augenmaske: Geräusche im Abteil und Lichtquellen können den Schlaf stören.
Eigenes Essen mitnehmen: Bordrestaurants haben begrenzte Öffnungszeiten.
Verspätungen einplanen: 30 % der Nachtzüge erreichen ihr Ziel verspätet (Durchschnitt: 1,2 Stunden Verzögerung auf internationalen Strecken).


Nightjet Mitarbeiter bei der Arbeit auf der Strecke Rom - Wien
© IMAGO / ZUMA PressZukunftsperspektiven: Wohin geht die Reise?
Bis 2030 plant die EU ein europaweites integriertes Nachtzugnetz mit einheitlichen Buchungssystemen. Doch aktuelle Infrastrukturprobleme, fehlende Lokomotiven und ein Fachkräftemangel könnten dieses Vorhaben verzögern.
In Österreich gibt es Diskussionen darüber, ob der Fokus auf internationale Fernstrecken (z. B. Wien–Stockholm) die Entwicklung regionaler Nachtverbindungen behindert.
Fakt ist: Wer 2025 nachhaltiger reisen möchte, kommt am Nachtzug kaum vorbei – sollte aber Geduld und Planung mitbringen.
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