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Luxusuhren: Uhrenlegende Jean-Claude Biver und Sohn Pierre im Interview

Aktualisiert
Lesezeit
7 min
Jean-Claude Biver und Sohn Pierre haben eine eigene Luxusuhrenmarke auf den Markt gebracht©Sébastien Agnetti
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Jean-Claude Biver ist ein Urgestein der Uhrenbranche: Er hat Omega neu positioniert, Hublot zu beeindruckender Größe geführt und verantwortete die Uhrenmarken des Luxuskonzerns LVMH. Nun hat er mit Sohn Pierre eine eigene Brand gegründet: Biver stellt Uhrmacherhandwerk und zeitlose Eleganz in den Mittelpunkt und spricht damit das jüngere, luxusverliebte Publikum an

Sie haben eine Uhrenmarke gegründet, die Ihren Namen trägt. Was bedeutet das für Sie? War es immer ein Traum – oder eher eine logische Konsequenz?

Jean-Claude Biver: Seit dem Verkauf meiner ersten Marke Blancpain im Jahr 1992 hat mich diese Idee nie losgelassen. Ich bin erleichtert, dass ich diesen unglaublichen und großartigen Traum endlich verwirklichen konnte.

Pierre Biver: Wir hatten nicht geplant, unsere eigene Marke zu gründen. Es war eine unerwartete Gelegenheit, eine einmalige Chance! Ich glaube, es ist wichtig, sich selbst treu zu bleiben und das durch unsere Uhren auszudrücken.

Was sind Ihre größten Motivationsfaktoren? Was spornt Sie an?

JCB: Meine Motivation kommt aus mehreren Quellen. An erster Stelle steht für mich das Weitergeben von Wissen und Leidenschaft. Ein weiterer wichtiger Antrieb ist, dass mein Sohn und meine Familie Teil dieser Reise sind, was das Ganze noch persönlicher macht. Zudem habe ich jetzt die Freiheit, meine kühnsten Ideen und Visionen der Uhrmacherkunst mit wenigen Einschränkungen umzusetzen. Letztlich kann ich mich so mit meiner wahren Lebensaufgabe verbinden: meiner tiefen Leidenschaft für die Kunst der Zeitmessung.

PB: Ich liebe es, Zeitmesser zu kreieren, die meinen Ansprüchen genügen und bei denen jedes einzelne Bauteil so schön wie möglich ist. Bei neuen Kollektionen oder Kundenwünschen ist mir wichtig, dass jede Uhr unseren uhrmacherischen Idealen entspricht. Ich werde nicht jede Kreation persönlich lieben, aber jede muss für die Marke Biver so raffiniert und ästhetisch sein, dass ich sie selbst tragen würde.

Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden? Wie teilen Sie die Verantwortung auf?

JCB: Ich sehe es als eine der wichtigsten Aufgaben in meinem Leben an, meine Leidenschaft an meine Familie und an andere weiterzugeben.

PB: Ich sage immer, dass es keine zwei getrennten Visionen zwischen meinem Vater und mir gibt. Wir arbeiten wirk­lich als Team. Er bringt seine unglaubli­chen Fähigkeiten, seine Erfahrung und seine ständige Fähigkeit mit, sich neu zu erfinden. Ich wiederum suche bei ihm Bestätigung durch seine Expertise. Es ist eine perfekte Kombination aus Erfahrung und frischem Blick – eine harmonische Vision, in der wir uns ideal ergänzen.

Ich werde nicht jede Kreation persönlich lieben

Pierre BiverCo-founder Biver

Viele kreative Köpfe arbeiten mit sogenannten Moodboards, um ihre Visionen festzuhalten. Wie sieht Ihr kreativer Prozess aus? Was findet sich auf Ihren Moodboards?

JCB: Mein kreativer Prozess entsteht durch das Zuhören – vor allem meinem Sohn und der jungen Generation. Sie helfen mir dabei, nicht „alt“ zu werden.

PB: Ich habe festgestellt, dass Mood­boards manchmal einschränkend sein können, daher konzentriere ich mich mehr auf Erlebnisse. Mein kreativer Prozess entwickelt sich mit der Zeit und wird durch alles inspiriert – von Auto­ fahrten über Musik bis hin zu persönli­chen Ereignissen wie der Geburt meiner Tochter, die mich zu neuen Farben inspiriert hat. Mein Moodboard ist ein Spiegel meines Lebens und meiner Emo­tionen. Eine Uhr sollte inspirieren und einen Moment einfangen – so wie meine Lieblingsuhr, die „Biver Automatique“ in Roségold, die bei jedem Anblick eine lebendige Erinnerung hervorruft.

Wie hat sich der Uhrenmarkt in den letzten Jahren verändert? Und wie stehen Sie als Uhrenliebhaber und Experten zur ständigen (Preis-)Rallye?

JCB: Die größte Veränderung liegt in der Begeisterung der neuen Generation für die Uhrmacherkunst. Ich glaube, es gab noch nie ein so starkes und so junges Interesse an unserer Kunst wie heute. Das Durchschnittsalter der Kunden war noch nie so niedrig.

PB: Der jüngste Anstieg der Uhrenpreise zeigt, dass das Interesse an hochwer­tiger Uhrmacherei wächst, was für die Branche ein positives Zeichen ist. Für uns ist das eine großartige Gelegenheit, uns abzuheben. Dieses Jahr präsentie­ren wir die „Biver Automatique“­ Kollek­tion – eine Dreizeigeruhr für ein breite­res Publikum. Nachdem wir mit einer Minutenrepetition gestartet sind, er­möglicht uns diese Kollektion, mehr Uhrenliebhaber zu erreichen und zu zei­gen, dass die Leidenschaft für Horologie weiterhin wächst.

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Pierre Biver

 © Sébastien Agnetti

Welche technologischen Innovationen in der Uhrenindustrie halten Sie für bahnbrechend und welche Rolle möchten Sie mit Ihrer Marke dabei spielen?

JCB: Neben den großen Konzernen wächst das Interesse an unabhängigen Uhrmachern, die immer beliebter werden.

PB: Innovation in der Uhrmacherei wird oft mit Technologie gleichgesetzt, doch der wahre Reiz liegt in der Schönheit traditioneller Mechanik. Während Inno­vation gefeiert wird, bleibt das Wesen der Uhrmacherei seit Jahrhunderten weitgehend unverändert. Die Frage ist, ob Innovation wirklich notwendig ist oder ob die Uhrmacherei ein Zeugnis zeitloser Handwerkskunst sein sollte. Mit der Marke Biver möchten wir traditionelle Uhrmacherei veredeln, nicht neu erfinden. Unser Fokus liegt darauf, klassische Methoden noch schöner zu gestalten, ohne ihre Grundlagen zu verändern.

Welche sind Ihre Lieblingsuhren und warum sind sie für Sie so besonders?

JCB: Meine Lieblingsuhr ist sicherlich der Minute Repeater, weil er Klang und Präzision vereint. Er spielt den Klang der Zeit und ist damit die ultimative emotionale Erfahrung, die eine Uhr bieten kann.

PB: Ich bin besonders begeistert von der „Patek Philippe 5004R“ mit schwarzem Zifferblatt. Sie ist ein herausragendes Meisterwerk mit zeitlosem Design und mechanischer Raffinesse. Aus unserer eigenen Kollektion würde ich die „Biver Automatique“ in Roségold mit passendem Zifferblatt wählen – für mich eine wunderschöne Ausdrucksform von Handwerkskunst und Eleganz.

Wofür steht die Marke Biver? Was dürfen wir von Ihren Kreationen erwarten?

JCB: Die Marke Biver steht für Kunst und Ewigkeit.

PB: Sie verkörpert Leidenschaft und zeitlose Handwerkskunst. Wir erschaffen bedeutungsvolle, beständige Uhren, die Tradition mit persönlichem Ausdruck verbinden und für Generationen bestehen.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 06/2025 erschienen.

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